Nicht alles, was der "President-elect" im Wahlkampf ankündigte, wird sich umsetzen lassen. Fraglich erscheint zum Beispiel die von Donald Trump geplante Erhebung drastischer Zölle auf Waren aus China. Weit größere Chancen auf Realisierung hat dagegen sein Infrastrukturprogramm: Der Kongress wird mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Zustimmung erteilen. Um die Wirtschaft zu beleben, will die künftige Regierung rund eine Billion Dollar in die Erneuerung und den Ausbau von Schulen, Straßen, Brücken, Flughäfen, Krankenhäusern, ins Schienennetz und weitere Projekte stecken. Im Vergleich zu den bisherigen Investitionen wäre dies eine Steigerung von mindestens 60 Prozent, sagt Trump. Finanzieren will er die Maßnahmen unter anderem durch Steuern auf Unternehmensgewinne, die aus dem Ausland in die USA zurückgeholt werden, und durch Schuldenaufnahme.

Von Trumps Infrastrukturoffensive dürften US-Bauwerte wie Vulcan Materials, Aecom oder Granite Construction profitieren, die Titel stiegen in den vergangenen Tagen schon kräftig. Aber auch europäische Werte sind gesucht. Die Aktie des französischen Konzerns Bouygues legte in den vergangenen Tagen deutlich zu. In den USA erwirtschaftet die Bausparte des französischen Unternehmens rund 21 Prozent des Auslandsgeschäfts. Auch der Bauzulieferer Sika rechnet sich Chancen auf eine kräftige Belebung des Geschäfts aus. Das Schweizer Unternehmen betreibt in den Vereinigten Staaten 21 Firmen, die bislang zusammen pro Jahr rund eine Milliarde Euro Umsatz erzielen.

Hoffnungen, bei der Auftragsvergabe berücksichtigt zu werden - nicht zuletzt wenn Trump die umstrittene Mauer an der 3000 Kilometer langen Grenze zu Mexiko tatsächlich hochziehen lässt -, macht sich auch Bernd Scheifele, Chef von HeidelbergCement. Tochtergesellschaften des DAX-Konzerns produzieren in Arizona und Texas. Durch die Übernahme von Italcementi hat HeidelbergCement zudem seine Präsenz im Nordosten der USA verstärkt.

Know-how gefragt



Kursfantasien für die im ETF Stoxx Europe 600 Construction & Materials enthaltenen Bautitel entzünden sich jedoch nicht nur am erwarteten Bauboom jenseits des Atlantiks, selbst im europäischen Heimatmarkt verbessern sich die Aussichten, dass die Regierungen trotz hoher Staatsschulden mehr Geld für Infrastruktur in die Hand nehmen.

Produkte und Know-how global agierender Unternehmen wie Hochtief sind vor allem aber gefragt, um die Herausforderungen der rasant voranschreitenden Urbanisierung in den Schwellenländern zu bewältigen. Studien zufolge wächst dort die Zahl der Stadtbewohner pro Jahr um rund 66 Millionen Menschen.