"Insgesamt bleiben die mittelfristigen Aussichten für die Gemeinschaftswährung eingetrübt", sagt der Leiter der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Bauer, Thomas Metzger.

Zu dem Anfang des Jahres erreichten Drei-Jahres-Hoch von 1,2555 Dollar dürfte der Euro auf absehbare Zeit erst einmal nicht zurückkehren. Im Gegenteil: Die Deutsche Bank schraubte ihre Euro-Prognose fürs Jahresende auf 1,20 Dollar von 1,28 Dollar zurück. "Die Gemeinschaftswährung dürfte sich weniger stark entwickeln als bisher angenommen", erläutert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden von Deutschlands größtem Geldhaus. Die politischen Risiken in Südeuropa hätten sich als überraschend groß entpuppt.

2017 verteuerte sich der Euro um 17 Prozent. Hintergrund war vor allem die Dollar-Schwäche. Seit Februar 2018 hat sich das Blatt gewendet: Der Dollar gewann Oberwasser, der Euro verlor seither gut sechs Prozent auf rund 1,17 Dollar.

Die Experten der schwedischen Bank SEB gehen davon aus, dass der Euro-Kurs in den kommenden Wochen sogar bis auf 1,10 Dollar abbröckelt. "Die jüngste Regierungskrise in Italien und die Unruhe an den Anleihemärkten haben Investoren einmal mehr an die Risiken des ganzen Euro-Projekts erinnert", führt SEB-Analyst Carl Hammer aus. In Italien werde die politische Unsicherheit auch nach Bildung der Koalition aus den populistischen und Euro-kritischen Parteien 5 Sterne und Lega anhalten. Offen ist nicht zuletzt, wie die Partner ihre hochgesteckten Ausgabenpläne und Steuersenkungsversprechen gegenfinanzieren wollen. "Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die neue Regierung in Italien auf Konfrontationskurs zu Europa und Deutschland gehen wird", fügt Richard Turnhill, Chefanlagestratege beim weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock, hinzu.

UNABSEHBARE FOLGEN



Jüngste Umfragen zeigen zwar, dass die Mehrheit der Italiener für einen Verleib ihres Landes in der Euro-Zone ist. Das Schreckensszenario eines Ausstiegs halten Analysten aber nicht für ausgeschlossen. Ein solcher "Italexit" hätte unabsehbare Folgen für die seit 20 Jahren existierende Gemeinschaftswährung. Setze die neue Regierung in Rom ihre Vorhaben wie geplant um, könne dies zu einer neuen Euro-Krise führen, warnt Elmar Völker, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Bei einem "Italexit" drohten dem deutschen Steuerzahler Verlustrisiken von rund 144 Milliarden Euro, rechnet DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier vor. "Der Fortbestand der gesamten Euro-Zone könnte in diesem Szenario letztlich sowohl von der politischen Entschlossenheit der restlichen Mitgliedsstaaten als auch dem beherzten Eingreifen der EZB abhängen."

Offen sei daher auch, ob die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinserhöhungspläne umsetzen könne, ergänzt Bielmeier. Bisher gehen Investoren und Analysten davon aus, dass die Euro-Wächter frühestens Mitte 2019 die Zinsschrauben anziehen. Der Leitzins liegt momentan bei 0,0 Prozent. Dagegen erwarten Experten, dass die US-Notenbank (Fed) den Schlüsselzins bereits auf ihrem nächsten Treffen kommende Woche auf 1,75 bis 2,00 Prozent anhebt.