Die Branche, um die es geht, galt lange Zeit als Nischenmarkt. Doch Milliarden Kunden können nicht irren. Nun aber steigen die Produktionskosten– und die Konsolidierung schreitet voran. Bei drei Firmen ist eine Übernahme denkbar. 

Die Gaming Branche ist um einen weiteren Milliardendeal reicher. Vor Kurzem wurde die Übernahme von Electronic Arts durch ein Investorenkonsortium, bestehend aus dem saudischen Staatsfonds (PIF), der US-Private-Equity-Gesellschaft Silver Lake und Affinity Partners, für rund 55 Milliarden US-Dollar bekannt gegeben. Es ist nicht der erste Deal dieser Größenordnung. 2023 hatte Microsoft die bisher größte Transaktion der Branche, den Kauf von Activision Blizzard für rund 69 Milliarden Dollar, abgeschlossen. Zuvor hatte sich bereits Take-Two den Entwickler Zynga einverleibt, Sony schluckte Bungie, Microsoft Zenimax Media sowie Electronic Arts den Rennspielentwickler Codemasters. 

3,6 Milliarden Gamer weltweit

Es herrscht also Bewegung in der Branche. Laut dem Global Games Market Report 2025 soll die Anzahl der Personen, die Videospiele spielen, dieses Jahr um 4,4 Prozent auf 3,6 Milliarden wachsen. Insgesamt soll die Branche dieses Jahr 188,8 Milliarden Dollar umsetzen, ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent. Inklusive Ausgaben für Hardware wie Konsolen und Gaming-PCs, setzt die Branche sogar mehr als 336 Milliarden Dollar jährlich um. Innerhalb der Entertainmentbranche ist der Gaming-Markt damit größer als die Musik- und Filmindustrie zusammengerechnet. 

Enttäuschung beim Platzhirsch

Von den verbliebenen börsennotierten Videospielentwicklern ist Take-Two Interactive der größte Player der Branche. Zum amerikanischen Publisher gehören namhafte Entwickler wie Rockstar Games und das Label 2K. Mit dem sechsten Teil der Open-World-Reihe „GTA“ steht Take-Two der wichtigste Release seit vielen Jahren ins Haus. Der fünfte Teil kommt bislang auf über 215 Millionen verkaufte Exemplare. Die gesamte GTA-Reihe verkaufte sich über 455 Millionen Mal und ist damit die erfolgreichste Videospielreihe im Bereich Konsolen und PC-Spiele. Kein Wunder also, dass „GTA VI“ schon jetzt sehr viel Beachtung erfährt. So erzielte der erste Trailer auf der Videoplattform Youtube bislang 267 Millionen Aufrufe.

Die beiden Trailer, die bisher veröffentlicht wurden, zeigen eine immersive, dynamische und große Open World. Das Setting — der fiktive Bundesstaat Leonida mit der an Miami angelehnten Stadt Vice City, Everglades-ähnlichen Gebieten und Inselarchipel — wirkt abwechslungsreich und bleibt dem Kern der GTA-Formel treu. Technisch und grafisch bewegt sich das Spiel auf sehr hohem Niveau. Jüngst hat Take-Two den sechsten Teil der GTA-Reihe zum zweiten Mal — diesmal von Mai auf November 2026 — verschoben, woraufhin die Aktie zwischenzeitlich rund zehn Prozent verlor,


Take 2 Interactive (WKN: 914508)

Auch wenn das keine guten Nachrichten sind, kommt der erneute Aufschub nicht völlig überraschend. Der Vorgänger „GTA 5“ sowie das sehr erfolgreiche Take-Two-Spiel „Red Dead Redemption 2“ wurden ebenso zweimal verschoben. Kein Entwickler kann es sich leisten ein Spiel in unfertigem Zustand à la „Cyberpunk 2077“ zu veröffentlichen. Die Aktie von dessen Entwickler CD Projekt war 2020, nachdem dieser das Spiel mit vielen Bugs veröffentlichte, sehr stark eingebrochen. Auch bleibt der neue Release von „GTA VI“ im selben Geschäftsjahr und liegt jetzt näher am attraktiven Weihnachtsgeschäft. 

In-Game-Käufe spielen große Rolle

Wichtig für die Aktionäre ist der Onlinemodus, durch den auch nach dem Kauf des Spiels Umsätze generiert werden. Zuletzt lag der Umsatzanteil von In-Game-Käufen bei 79 Prozent des Gesamtumsatzes von Take-Two. Ein Bericht des spanischen Gaming-Portals Meristation legt nahe, dass Rockstar für „GTA VI“ ein neues Konzept für den Onlinemodus erarbeitet hat: Inspiriert durch Plattformen wie Roblox und Spiele wie „Fortnite“, könnte der neue Onlinemodus die aktive Community-Erstellung unterstützen. Das würde „GTA VI“ online zu einer Art Metaverse machen, in dem Spieler Inhalte generieren und vermarkten können.

Aktuell rechnen Analysten mit einem Anstieg des Umsatzes von 5,6 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2025 auf 8,5 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2027. Der operative Gewinn (Ebit) soll sich in dem Zeitraum sogar fast verdreifachen. Neben den „GTA“-, „Mafia“-, „Borderlands“-, „Bioshock“ und „Red Dead Redemption“-Reihen ist Take-Two auch für Sportsimulationen wie „NBA 2K“ verantwortlich. Mit der Übernahme von Zynga verschaffte sich das Unternehmen zudem eine gute Position im Markt für mobile Spiele.


Saudi-Staatsfonds liegt auf der Lauer

Die breite Auswahl an Titeln sowie deren Bekanntheitsgrad und Popularität machen Take-Two zu einem der attraktivsten Investments und Übernahmekandidaten der Branche. Auch die Aktionärsstruktur würde mit einem hohen Freefloat einer Übernahme keine Steine in den Weg legen. Der saudische Staatsfonds PIF, der an der Übernahme von Electronic Arts beteiligt ist, hält derzeit Anteile in Höhe von 6,5 Prozent an Take-Two.

Für eine Übernahme kommen aber nicht nur Staatsfonds oder Private Equity infrage. Interessenten könnten auch Tech-Riesen wie Amazon oder Apple sein. Amazon war in der Vergangenheit mit der Entwicklung eigener AAA-Games gescheitert und baut derzeit seine Plattform Luna als Cloud-Gaming-Service aus.


Der zweite Kandidat

Auch die Eigentümerstruktur von Bandai Namco würde aufgrund eines hohen Free Float eine Übernahme möglich machen. Der japanische Entwickler und Publisher ist für Games wie „Tekken“, „Elden Ring“ und „Dark Souls“ bekannt. „Tekken“ war eines der ersten erfolgreichen 3-D-Kampfspiele und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Insgesamt kommt die Reihe auf etwa 60 Millionen verkaufte Exemplare. Bei „Dark Souls“ und „Elden Ring“ tritt Bandai Namco als Publisher auf — und das sehr erfolgreich. Die Reihe hat das Genre der Soulslike-Spiele mitbegründet und populär gemacht und wurde von Fans und Kritikern als eine der besten Videospielserien des Genres gefeiert. 

BANDAI NAMCO Games Inc. (WKN: A0F6LZ)

Das ist unser Favorit

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