Die überraschende Abkehr der Schweizer Notenbank vom Euro-Mindestkurs hat die Finanzmärkte am Donnerstag ordentlich durcheinander gewirbelt. Auf der Handelsplattform EBS rutschte der Euro auf ein Elf-Jahres-Tief von 1,15795 Dollar. Zur Schweizer Währung sackte er zeitweise um rund 28 Prozent auf ein Rekordtief von 0,8639 Franken ab. Dax und EuroStoxx rutschten 1,8 und 2,2 Prozent ins Minus, grenzten ihre Verluste bis zum Mittag aber wieder ein. Die Ankündigung der SNB habe die Märkte kalt erwischt, sagt Alexandre Baradez, Analyst bei IG France. "Das sorgte für Panik in allen Anlageklassen."

Die Schweizer Währungshüter (SNB) hatten den Mindestkurs von 1,20 Franken vor mehr als drei Jahren im Zuge der Euro-Schuldenkrise eingeführt, um die heimische Exportwirtschaft zu entlasten. Die Furcht vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone hatte damals zu massiven Zuflüssen in den gern als sicheren Hafen angesteuerten Franken geführt. Die Notenbank reagierte mit dem Kauf von Devisen in zuvor unerreichtem Ausmaß. Am Donnerstag erklärte die SNB dann, der Mindestkurs werde aufgegeben, weil sich die Überbewertung des Franken inzwischen insgesamt reduziert habe. Zugleich senkte sie das Zielband für ihren Referenzzins Dreimonats-Libor weiter in den negativen Bereich auf minus 1,25 bis minus 0,25 Prozent. Der Schweizer Leitindex sackte um bis zu 8,7 Prozent ab und steuerte damit auf den größten Tagesverlust seit 1989 zu.

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ANALYST SIEHT GLAUBWÜRDIGKEITSVERLUST FÜR SNB

Aus Sicht von Helaba-Analyst Ulrich Wortberg dürfte die Schweizer Notenbank mit ihrem Kurswechsel an Glaubwürdigkeit verlieren, da sie in den vergangenen Monaten stets die vehemente Verteidigung des Mindestkurses betont hatte. Der Euro-Franken-Kurs werde nun den Marktkräften überlassen und es dürften sich Kurse im Bereich der Parität einstellen, prognostiziert er. Am Mittag lag er bei 1,0347 Franken.

Experten gehen davon aus, dass sich die Talfahrt des Euro in den nächsten Wochen noch einmal beschleunigen dürfte - vor allem, wenn die EZB wie derzeit erwartet eine Ausweitung ihrer ultralockeren Geldpolitik beschließen wird. Viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Notenbanker schon auf ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung am 22. Januar den Ankauf von Staatsanleihen ankündigen.

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BEIERSDORF HEBEN NACH UMSATZZAHLEN AB

Der Dax grenzte nach den ersten Schreckensminuten seine Verluste ein und notierte am Mittag nur noch 0,2 Prozent schwächer bei 9800 Punkten. Deutlich besser als der Gesamtmarkt schlug sich Beiersdorf mit einem Plus von 4,7 Prozent. Der Hamburger Nivea-Hersteller steigerte den Umsatz im abgelaufenen Jahr um 2,3 Prozent auf knapp 6,3 Milliarden Euro. Die Prognose für eine bereinigte Ebit-Rendite von mehr als 13 Prozent bekräftigte das Management. "Mit starken Marken und einer gut gefüllten Produktpipeline dürfte Beiersdorf weitere Marktanteile gewinnen und damit schneller als die Wettbewerber wachsen", urteilte DZ-Bank-Analyst Thomas Maul in einem Kommentar.

Reuters