Der Lebensraum der Eisbären wird immer kleiner: Durch das Schmelzen der Eisberge verringert sich ihr Territorium. Mittlerweile sind sie vom Aussterben bedroht. Doch auch der Mensch bekommt den Klimawandel zu spüren. Forscher befürchten, dass durch das Ansteigen des Meeresspiegels ganze Landstriche bedroht sind. So könnten etwa die Malediven untergehen. Das Urlaubsparadies spürt die Auswirkungen des Temperaturanstiegs. "Wir haben schon jetzt mit dem steigenden Meerespegel zu kämpfen", sagt Ex-Präsident Mohamed Nasheed.

Der frühere US-Vizepräsident Al Gore ließ in seinem Vortrag vor den Delegierten gar lautstark eine virtuelle Atombombe auf der Videoleinwand explodieren, um die Politiker aufzurütteln. Der Stopp der Erderhitzung sei die wichtigste moralische Entscheidung, vor der die Menschheit je gestanden habe, mahnte Gore.

Im 2015 verabschiedeten Pariser Abkommen haben sich 196 Staaten verpflichtet, die Erderwärmung auf weit unter zwei Grad zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie ihre Anstrengungen beschleunigen. Deutschland wird in Kürze ein erstes Klimaschutzgesetz auf den Weg bringen. "2019 wird ein entscheidendes Jahr", sagte Umweltministerin Svenja Schulze. Sie will vor allem den Kohleausstieg durchsetzen. Die Kohlekommission wird voraussichtlich am 1. Februar ein Konzept vorlegen, wie das Ende des klimaschädlichen Energieträgers organisiert werden soll.

Klimaneutrales Investieren


Immer mehr institutionelle Anleger, Banken, Pensionsfonds und Versicherer verzichten auf ein Investment in Kohle. Seit dem vergangenen Frühjahr finanziert HSBC beispielsweise keine neuen Kohlekraftwerke mehr. "Der Finanzsektor hat den größten Hebel, die Wirtschaft in die grüne Zukunft zu führen", sagte HSBC-Deutschland-Chefin Carola Gräfin von Schmettow auf einer Veranstaltung. Mehrere Experten warnen bereits vor einer "Carbon Bubble", die sich aus der Überbewertung fossiler Brennstoffreserven ergebe. Sollten die Klimaziele konsequent umgesetzt werden, drohen Aktien von Öl-, Gas- und Kohleförderern Abwertungen von bis zu 50 Prozent, befürchtet Heinz-Werner Rapp, Leiter des Feri Cognitive Finance Institute.

Für zusätzlichen Druck auf die Rendite von Kohlekraftwerkbetreibern hat zuletzt der dramatische Anstieg der CO2-Preise gesorgt. Im Emissionsrechtehandel haben sich die Preise auf über 20 Euro je Tonne nahezu verdreifacht.

Als Gewinner dieser Entwicklung gelten besonders Wind- und Solarenergiefirmen. Ab 2020 wird der Preis für grüne Energie wohl unter den Großhandelspreis für Strom sinken. "Dann brauchen wir keine Förderung mehr", glaubt Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler. Das steigert die Wettbewerbsfähigkeit und sollte für Neuinvestitionen sorgen.

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Anteil der erneuerbaren Energien steigt


Bereits jetzt steigt der Anteil der Erneuerbaren kontinuierlich. 2018 produzierten Wind- und Solaranlagen mit rund 35 Prozent erstmals genauso viel Strom in Deutschland wie Kohlekraftwerke. Zuletzt hat die Große Koalition die deutsche Windenergiebranche allerdings ausgebremst. Bei den ausgeschriebenen Auktionsverfahren setzten sich Bürgermodelle durch. Einige große Windanlagenbauer wie etwa Nordex gingen fast leer aus.

Relativ gut aufgestellt ist Vestas. Der weltgrößte Windanlagenbauer verfügt über prall gefüllte Orderbücher im Wert von fast 24 Milliarden Euro. Auch beim Umsatz wachsen die Dänen noch. Allerdings brach der Gewinn im dritten Quartal wegen des Kostendrucks um über ein Fünftel auf 276 Millionen Euro ein. Dennoch hat die Aktie Aufwärtspotenzial.

Versorger, die auf erneuerbare Energien umgeschwenkt sind, dürften künftig an Attraktivität gewinnen. So hat die Mannheimer MVV Energie 2017/18 das vierte Jahr in Folge den Gewinn gesteigert. Das operative Ergebnis stieg um zwei Prozent auf 228 Millionen Euro. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der eigenen Stromerzeugung kletterte auf 63 Prozent. MVV betreibt unter anderem thermische Abfallverwertungsanlagen und entwickelt Windprojekte. Die Aktie pendelt seit über einem Jahr um die 25 Euro. Der Streubesitz liegt bei nur 4,8 Prozent.

Ein echter Outperformer waren die Aktien der Verbund AG. Sie haben sich auf Einjahressicht verdoppelt. Anfang Oktober wurde ein Rekordhoch erreicht. Für 2018 hat der größte österreichische Stromkonzern einen Gewinnanstieg auf rund 370 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die Verbund AG verdient das Gros seiner Erlöse mit den 127 Wasserkraftwerken, die entlang der Donau liegen.



Die zunehmenden Klimaschutzbemühungen beflügeln auch Dämmstoffhersteller. Steico, nach eigenen Angaben Europas Marktführer im Bereich der Holzfaserdämmstoffe, hat in den ersten neun Monaten einen Rekordumsatz von 187,7 Millionen Euro erzielt. Unterm Strich verdiente das Unternehmen 13,5 Millionen Euro - drei Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. 2019 dürfte ein weiteres Rekordjahr werden. Die Aktien sind seit dem Hoch Mitte 2018 wieder gefallen - möglicherweise wegen der Unsicherheit um die britische Baukonjunktur. Sollte das Brexit-Chaos endlich beendet sein, haben die Aktien Luft nach oben. Klimaschutz im Depot zahlt sich aus.



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Auf einen Blick: Klimaschutz