Die Freude der Aktienanleger über eine behutsame Zinswende in den USA ist am Freitag verpufft. Der Dax gab seine Anfangsgewinne ab und verlor 0,5 Prozent auf 9762 Punkte. Der EuroStoxx50 drehte ebenfalls ins Minus und gab sogar 0,9 Prozent auf 3126 Zähler nach.

Die trüben Konjunkturaussichten für die Euro-Zone dämpften die Kauflaune, sagte Analyst Jeremy Batstone-Carr vom Brokerhaus Charles Stanley. "Die Herunterstufungen in Italien demonstrieren, dass wir noch nicht über den Berg sind." Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) benotet nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens auch die Bonität einiger Großbanken des Landes schlechter. Zu dieser Gruppe zählen Unicredit und Intesa Sanpaolo, deren Aktien an der Mailänder Börse zeitweise jeweils rund vier Prozent verloren.

Zur Eröffnung hatten Aussagen der US-Notenbankchefin Janet Yellen vom Mittwochabend die Börsen noch gestützt. Börsianer werteten sie als Hinweis darauf, dass die Fed den Leitzins frühestens im Sommer 2015 anheben wird.

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RUBEL STABILISIERT SICH - ÖLPREIS ZIEHT ETWAS AN

Aufmerksam blickten Investoren außerdem gen Russland, nachdem der Absturz des Rubel die internationalen Börsen tagelang in Atem gehalten hatte. Ein Dollar kostete mit 59,74 Rubel wieder ungefähr so viel wie vor Wochenfrist, nachdem er zwischenzeitlich wegen der Furcht vor einem Kollaps der russischen Wirtschaft auf ein Rekordhoch von 80,10 Rubel geklettert war.

Neben den Sanktionen des Westens wegen der Rolle der Moskauer Regierung in der Ukraine-Krise leidet Russland unter dem Preisverfall des wichtigen Exportguts Erdöl. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich am Freitag zwar um 1,3 Prozent auf 60,05 Dollar je Barrel (159 Liter), notierte wegen des weltweiten Überangebots aber immer noch mehr als 40 Prozent unter dem Niveau vom vergangenen Sommer.

Auf Seite 3: RWE NACH GEPLATZTEM BASF-GAZPROM-DEAL SCHWÄCHER



RWE NACH GEPLATZTEM BASF-GAZPROM-DEAL SCHWÄCHER

Im Dax gehörten BASF mit einem Kursminus von 2,6 Prozent zu den größten Verlierern. Der Chemiekonzern blies wegen der Spannungen des Westens mit Russland den geplanten milliardenschweren Anteilstausch mit Gazprom ab. Die Papiere des Gas-Förderers verbilligten sich in Moskau um 3,8 Prozent. Auf die Geschäftszahlen von BASF habe das geplatzte Geschäft nur geringe Auswirkungen, betonte Analyst Paul Walsh von Morgan Stanley. Anleger seien aber enttäuscht, dass BASF die wachstumsschwache Gas-Tochter Wintershall, die sie durch diesen Deal abstoßen wollte, behalte.

Die Entscheidung von BASF schürte Spekulationen, dass nun auch der Verkauf von RWE-Dea auf der Kippe steht. Der hoch verschuldete Versorger RWE will seine Öl- und Gasfördertochter für 5,1 Milliarden Euro an eine Gruppe um den russischen Oligarchen Michail Fridman verkaufen. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Reuters betonte der Essener Konzern allerdings, die Transaktion zügig abzuschließen zu wollen. RWE-Titel gaben dennoch 2,7 Prozent nach.

Bergab ging es auch für die Lufthansa nach einer erneuten Prognosesenkung der Air France. Der französische Rivale rechnet wegen der Einbußen durch den Streik der eigenen Piloten für 2014 nur noch mit einem operativen Gewinn von 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro. Das sind 200 Millionen Euro weniger als zuletzt. Air France rutschten in Paris zeitweise um mehr als neun Prozent ab, Lufthansa fielen mit einem Kursminus von 2,9 Prozent ans Dax-Ende.

Reuters