Der einstiege Kohle- und Atom-Riese wandelt sich derzeit zu einem der größten Ökostromkonzerne Europas. Bis Ende 2022 will das Unternehmen sein Portfolio an Windkraft- und Solaranlagen auf mehr als 13 Gigawatt von derzeit rund neun Gigawatt ausbauen. Aber auch im Ökostromgeschäft wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Nach einem Gewinnplus 2020 erwartet RWE im laufenden Jahr einen Gewinnrückgang.

Mit Krebber bekommt der Versorger auch ein neues Gesicht. Der 48-Jährige löst nach der Hauptversammlung Ende April Rolf Martin Schmitz ab, der seit 2016 den Konzern führt. Der im nordrhein-westfälischen Kleve geborene Krebber hatte zusammen mit Schmitz den einst klammen Konzern zurück in die Spur gebracht. "Wir investieren Milliarden in nachhaltige Projekte und legen damit das Fundament für eine langfristig erfolgreiche RWE.", betont der Finanzexperte, der auch schon für die Commerzbank und die Deutsche Bank tätig war.

WETTERKAPRIOLEN RISIKOFAKTOR FÜR ÖKOSTROMGESCHÄFT


Im vergangenen Jahr fuhr RWE einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 3,2 Milliarden Euro nach zuvor pro forma 3,0 Milliarden Euro ein. Im laufenden Jahr werde allerdings ein Rückgang des Ergebnisses auf 2,65 Milliarden bis 3,05 Milliarden Euro erwartet. So rechnet RWE im stark schwankenden Handelsgeschäft mit niedrigeren Einnahmen als die zuletzt erzielten 539 Millionen Euro.

Im Ökostromgeschäft zeigt sich auch, wie schnell der Wind sich drehen kann - die Wetterkapriolen Anfang des Jahres in Texas brockten RWE einen Verlust von 400 Millionen Euro ein, wie Krebber berichtete. Ungewöhnliche Kälte und Schneefall hatten Texas ins Chaos gestürzt. Millionen Menschen hatten weder Strom noch Heizung. Der Versorger, der in Texas Strom aus Windkraft produziert, musste für seine Lieferverpflichtungen Strom zu stark gestiegenen Preisen einkaufen. "Wegen der angespannten Versorgungslage und regulatorischer Preisvorgaben waren für die Fremdbezüge bis zu 9.000 US-Dollar je Megawattstunde zu zahlen", erläuterte Krebber. Der Konzern, der auch in Asien sein Ökostromgeschäftausbauen will, werde nun analysieren, wie man sich besser absichern könne.

HÖHERE DIVIDENDE


Diese Belastung hat RWE in seiner Prognose für 2021 bereits berücksichtigt, allerdings nicht die erwartete Zahlung von 880 Millionen Euro für den beschleunigten Atomausstieg. Die Bundesregierung hatte sich mit den Konzernen nach langen Verhandlungen auf eine Entschädigung von insgesamt 2,4 Milliarden Euro geeinigt. Seine Prognose für 2022 bekräftigte RWE und erwartet dann ein bereinigtes Ebitda von 3,1 bis 3,4 Milliarden Euro.

2020 konnte RWE sowohl im Energiehandel als auch im Geschäft mit Wind- und Solarstrom und mit den Kohle- und Kernkraftwerken zulegen. Bei der Windenergie an Land profitierte der Konzern auch von neuen Anlagen. Die Aktionäre sollen für 2020 eine höhere Dividende von 85 Cent je Papier erhalten nach zuvor 80 Cent. Für 2021 sollen sie 90 Cent je Papier bekommen.

Der scheidende Vorstandschef Schmitz beschrieb den Wandel des Konzerns, der wegen seiner Atomkraftwerke, dem Braunkohletagebau und der Kohleverstromung immer wieder den Zorn von Umweltschützern auf sich zieht, als logische Konsequenz. "Jede Energie hat ihre Zeit", betonte er. Inzwischen habe die Ära der Erneuerbaren begonnen.

rtr