Im Gegenzug sichert Midea zu, die Standorte und die Arbeitsplätze bei Kuka bis Ende 2023 nicht anzutasten und dem Unternehmen seine Unabhängigkeit zu belassen. Vorstandschef Till Reuter, der vor allem die Chancen für Kuka in China im Blick hat, zeigte sich zufrieden: "Mit Midea zusammen werden wir unsere bestehende Strategie noch besser umsetzen können. Zugleich bleiben wir aber weiterhin ein deutsches Unternehmen."

Die Investorenvereinbarung mit den Garantien läuft damit siebeneinhalb Jahre, deutlich länger als die üblichen drei bis fünf Jahre. "Sie schützt die Interessen unseres Unternehmens, unserer Geschäftspartner, unserer Mitarbeiter und unserer Aktionäre bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein", sagte Reuter. Auch die Kunden von Kuka sollen beruhigt werden. Ihre Daten und die von Lieferanten seien durch eine in Grundzügen bereits ausgearbeitete Vereinbarung vor dem Abfluss nach China oder einem Zugriff Dritter geschützt. Kuka beliefert fast die ganze deutsche Autoindustrie mit Robotern und Produktionslinien. Die Autobauer hatten Insidern zufolge befürchtet, dass ihre Bau- und Konstruktionspläne in falsche Hände geraten könnten.

Midea, das bereits mit 13,5 Prozent an Kuka beteiligt ist, bietet fast vier Milliarden Euro für die restlichen Anteile. Die Übernahmeofferte über 115 Euro je Aktie läuft noch bis zum 15. Juli. Sie ist nur an die Bedingung geknüpft, dass die Chinesen auf mindestens 30 Prozent kommen. In der Bundesregierung wird die Übernahme kritisch gesehen. Dort befürchtet man, dass Know-how zu der zukunftsträchtigen Automatisierungstechnologie nach China gehen könnte. Laut Koalitionskreisen würde sich Midea mit 49 Prozent der Anteile begnügen. Das Angebot ist allerdings so attraktiv, dass es deutlich mehr Kuka-Aktionäre annehmen dürften. Wo die überzähligen Anteile landen könnten, ist unklar.

VOITH UND LOH LEGEN KARTEN NICHT AUF DEN TISCH



Die beiden anderen Kuka-Großaktionäre, der Heidenheimer Anlagenbauer Voith und der hessische Unternehmer Friedhelm Loh, hielten sich weiter bedeckt, ob sie Midea ihre Anteile andienen. Voith-Chef Hubert Lienhard erklärte im Aufsichtsrat, er treffe die Entscheidung nicht selbst, die zuständigen Gremien von Voith würden "zu gegebener Zeit" entscheiden. Loh erklärte, seine Holding Swoctem habe sich noch keine Meinung gebildet. Zwei der zwölf Kuka-Aufsichtsratsmitglieder enthielten sich bei der Abstimmung, ob das Unternehmen den Aktionären empfehlen solle, die Midea-Offerte anzunehmen, die übrigen stimmten zu. Lienhard und Loh gehören dem Gremium an.

Kuka selbst äußerte sich nur indirekt dazu: Vorstand und Aufsichtsrat sähen "in der Zusammenarbeit mit drei Großaktionären eine gute Chance, die erfolgreiche Entwicklung von Kuka auf Basis einer stabilen Aktionärsstruktur weiter fortzusetzen", wenn Voith und Loh ihre Anteile nicht abgäben, heißt es in der Stellungnahme. Auch Midea habe anerkannt, dass ein möglichst großer Streubesitz von Vorteil wäre. Die Chinesen hatten sich bereits dazu verpflichtet, Kuka nicht von der Börse zu nehmen und keinen Beherrschungsvertrag abzuschließen.