Die US-Notenbank Fed hält die Aktienrally am Laufen. Die Währungshüter haben ihre Wachstumsprognosen für die USA jetzt deutlich nach oben korrigiert. Gleichzeitig hält die Fed trotz aufkommender Zins- und Inflationsängste an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Dabei hat sie vor allem das Vollbeschäftigungsziel im Blick.

Dieses Resultat der jüngsten Notenbanksitzung hat die US-Börsen, allen voran die Indizes Dow Jones und S & P 500, auf neue Bestmarken getrieben. Auch in Europa reagierte der Markt wie elektrisiert. Der deutsche Leitindex DAX setzte am Donnerstag seine Rekordserie fort und markierte einen neuen Spitzenwert bei 14 748 Punkten.

Mit Volldampf aus der Krise

Notenbankchef Jerome Powell hatte bei der Fed-Sitzung am Mittwoch den Leitzins in der Spanne von null bis 0,25 Prozent belassen. Auf diesem Niveau soll er mindestens bis 2023 bleiben. Auch die monatlichen Wertpapierkäufe von 120 Milliarden Dollar sollen beibehalten werden. Als Folge des 1,9 Billionen Dollar schweren Konjunkturprogramms von US-Präsident Joe Biden und der erfolgreichen Impfkampagne rechnen die Währungshüter für 2021 nun mit einem Wachstum von 6,5 Prozent. Es wäre der kräftigste Aufschwung der US-Wirtschaft seit den 70er-Jahren und überträfe sogar das Wachstumsziel Chinas für 2021.

"Die vonseiten der US-Geld- und Fiskalpolitik gemeinsam verfolgte Strategie ist es offensichtlich, mit Volldampf aus der Krise herauszuwachsen", sagte Donner & Reuschel-Chefvolkswirt Carsten Mumm. "Dabei werden Inflationsraten von zwischenzeitlich über zwei Prozent bewusst in Kauf genommen." Die USA dürften damit neben China die zweite große Lokomotive der Weltwirtschaft werden und auch in anderen Regionen wie Europa positive Impulse auslösen.

Merck-Finck-Chefstratege Robert Greil sieht die Fed dabei mit "ruhiger Hand" agieren. "Die Inflation dürfte dieses Jahr nur vorübergehend steigen. Die Rückführung der Anleihekäufe liegt wohl noch in weiter Ferne. Damit sollten die US-Zinsen am kurzen Ende verankert bleiben, während sie am längeren Ende etwas steigen. Dies kommt sowohl Aktien als auch Unternehmensanleihen zugute."

Auch Mumm sieht reale Anlageklassen, allen voran Aktien, weiterhin im Aufwind: "Favorisiert sind dabei weiter zyklische Branchen wie Chemie, Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugbau sowie Konsumtitel." Banken dürften von den anziehenden Zinsen bei längeren Laufzeiten profitieren. Für Technologieaktien wiederum könnten weiterhin die Megatrends wie Digitalisierung und Klimawandel nützlich sein, so Volkswirt Mumm. "Sie dürften sich aber - auch im Zuge einer Gewinnnormalisierung - eher verhaltener als der Gesamtmarkt entwickeln", schränkte er ein.

Bemerkenswerter Spagat

Nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank Group, hat die Fed mit ihren Beschlüssen angesichts des zuvor starken Renditeanstiegs bei zehnjährigen US- Staatsanleihen einen bemerkenswerten Spagat vollzogen. "Noch so kleine Signale eines baldigen Endes der ultraexpansiven Geldpolitik würden die Renditen weiter nach oben treiben", so Gitzel. "Dies könnte den Aufschwung zwar nicht abwürgen, aber zumindest dämpfen. Gleichzeitig durfte sich Powell auch nicht zu pessimistisch geben, um einen zukünftigen Schwenk in Richtung Ausstieg nicht zu erschweren."

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche beschlossen, die Geschwindigkeit ihrer Anleihekäufe deutlich zu erhöhen. Damit will sie einer Verschärfung der Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, Staaten und Haushalte entgegentreten. Unterdessen hat das DIW-Institut empfohlen, den Beispielen USA und China zu folgen und auch in Deutschland neue Konjunkturprogramme aufzulegen, um Zukunftsinvestitionen, etwa in Infrastruktur, Bildung und Klimaschutz, zu realisieren.