Milliardär Klaus-Michael Kühne strebt nun doch eine höhere Beteiligung an der größten deutschen Airline Lufthansa an. Dabei lockt ihn wohl vor allem das Filetstück. Von Wolfgang Ehrensberger

Der Hamburger Milliardär Klaus ­Michael Kühne will seine mittlerweile 15­-pro­zentige Beteiligung an der größten deutschen Airline Lufthansa jetzt doch weiter ausbauen. Nach „konstruktiven“ Gesprächen mit Lufthansa-­Chef Cars­ten Spohr und Aufsichtsratschef Karl-­Ludwig Kley verfolge er nun die Absicht, bei nächster Gelegenheit weitere Lufthansa­ Aktien zu erwerben, erklärte Kühne laut Mitteilung seiner Kühne­Holding. „Unser Inter­esse an der Lufthansa AG ist ungebrochen.“

Noch vor Kurzem hatte der 85-Jährige gesagt, eine solche Aufstockung „steht nicht zur Diskussion“. Denn dann käme er bereits auf eine Sperrminorität von 25 Prozent, und die sei „po­litisch wohl nicht durchsetz­ bar“. Kühne hatte dabei vor al­lem mögliche kartellrechtliche Probleme genannt. Selbst mit seinem 15­-prozentigen Paket sei er beim Kartellamt schon kri­tisch beäugt worden, denn angesichts niedriger Hauptver­sammlungs-­Präsenzzahlen ver­füge der Milliardär damit schon über eine „faktische Sperrmi­ norität“.

Was den plötzlichen Sinnes­wandel ausgelöst hat, woher die weiteren Anteile kommen sollen und was er eigentlich im Schilde führt, ließ Kühne in der Mit­teilung offen. Spekulationen zufolge zielt er auf eine Abspal­tung der lukrativen Lufthansa­ Frachttochter Cargo.

Der Bund verkauft Lufthansa-Aktien

Am Passagiergeschäft habe er dagegen kein Interesse, heißt es immer wieder. Der Bund will seine Restbeteiligung von zehn Prozent an der Lufthansa, die während der Corona­Krise er­worben wurde, spätestens im kommenden Jahr verkaufen. 

An der Börse sorgen Kühnes Äußerungen regelmäßig für Wirbel. Nach der Absage war der Kurs eingeknickt. Das neu­erliche Interesse des Milliardärs quittierte die Aktie mit einem deutlichen Kursplus. Dem Ana­lysehaus Bernstein Research zufolge ist derzeit die Luft raus aus dem Airline­-Papier. Auf­wärts könnte es aber gehen, wenn der Bund einen Käufer für sein Restpaket findet.

Kühne wiederum ist unter anderem mit 30 Prozent an der Hamburger Reederei Ha­pag­Lloyd beteiligt. Mit einem Anschluss an Lufthansa Cargo würde der Milliardär einem glo­balen Branchentrend folgen: Die großen Reedereien investieren ihre Milliardengewinne in die Luftfracht. So hat die weltweit drittgrößte Reederei, die fran­zösische CMA CGM, gerade neun Prozent an der Airline Air France­KLM übernommen, um dort Ankeraktionär zu werden. Marktführer Maersk wiederum hat mit Maersk Air Cargo eine eigene Gesellschaft gegründet. Lediglich Hapag­Lloyd hält sich bislang bedeckt — doch hier könnte Kühne bald mit der Luft­hansa ins Spiel kommen.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Euro am Sonntag 36/2022. Werfen Sie hier einen Blick ins Heft.

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