Es war eine gute Woche für Anleger. Am Aktienmarkt ging es deutlich nach oben. Und auch andere Risikoanlagen legten zu - Rohstoffe beispielsweise. Interessant auch, dass zyklische Aktien die defensiven Werte deutlich übertrafen. Ein gutes Zeichen. Seit Anfang April legte der DAX somit sieben Wochen in Folge zu und gewann dabei rund 1300 Punkte. Das ist schon ordentlich. Auch der Sprung über die runde Marke von 13 000 Punkten ist gelungen. Zumindest temporär.

Doch warum läuft es jetzt wieder so gut? Ist die starke Performance an den Aktienmärkten eine späte Reaktion auf die hervorragende Gewinnsaison? Oder hat es mehr mit den etwas schwächeren Inflationszahlen in den USA zu tun, wodurch die Sorge um eine allzu restriktive Notenbankpolitik wieder weniger wurde? Vermutlich ist es ein Mix aus mehreren Faktoren. Jedenfalls kommt damit wieder die Hoffnung auf, dass der mehrjährige Bullenmarkt noch nicht vorbei ist und dass riskante Anlagen in den nächsten Monaten weitere Gewinne bringen.

Allerdings sind die Risikofaktoren auch nicht ohne. Die Kombination aus steigenden Rohstoffpreisen (vor allem Öl!) sowie den höheren US-Renditen ist nicht ungefährlich. Und dazu kommt, dass die Bewertungen an den Aktienmärkten auch nicht mehr ganz billig sind.

Ein weiterer Grund für die stabileren Börsen ist vermutlich auch, dass den Nachrichten aus der Politik wieder weniger Bedeutung beigemessen wird. Ein gutes Beispiel hierfür liefert die seit Wochen andauernde Regierungsbildung in Italien. Jetzt, wo man sich auf eine Koalition sowie den Juristen Giuseppe Conti als neuen Regierungschef zu einigen scheint, kehrt an der Börse Mailand Ruhe ein.

Auch die Schlagzeilen aus Washington spielen keine größere Rolle mehr. Wie an dieser Stelle in den zurückliegenden Wochen immer wieder geschrieben wurde, war eigentlich klar, dass es zu Kompromissen im Streit mit China kommen wird. Das gehört zum Regierungsstil von Donald Trump einfach dazu - zuerst eskalieren, dann einigen. So auch dieses Mal: Beide Seiten hätten "effektive Maßnahmen" vereinbart, um das US-Handelsdefizit mit der Volksrepublik deutlich zu verringern, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung zum Abschluss von Beratungen in Washington. China werde künftig mehr US-Produkte vor allem aus den Bereichen Landwirtschaft und Energie kaufen.

Und so sollte es ja auch sein - politische Börsen haben kurze Beine, heißt eine wirklich sehr alte, aber eben auch immer noch zutreffende Börsenweisheit. Die Analyse empirischer Daten bestätigt das letztlich auch. Politische Schlagzeilen in Ländern der westlichen Hemisphäre sind für Aktienanleger langfristig dann doch eher unbedeutend.

Aktionäre sollten vor allem drei Aspekte im Auge behalten: die Entwicklung der Leitzinsen, die Tendenz am US-Arbeitsmarkt als Signalgeber für die Inflation und natürlich die Unternehmensergebnisse. Das heißt: Anleger dürfen gerade etwas durchschnaufen. Die neuesten Firmen-bilanzen fürs erste Quartal sind nämlich bereits abgehakt, und die Sitzungen der großen Notenbanken finden das nächste Mal erst im Juni statt - die US-Fed tagt am 12. und 13. Juni, die Europäische Zentralbank trifft sich am Tag darauf, am 14. Juni. Weiterhin beobachten sollte man aber die neuesten Arbeitsmarktdaten aus den USA. Die werden am 1. Juni veröffentlicht. Das war’s dann aber auch schon. Der Mai könnte so weiterhin sonnig bleiben.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com