Dass Maschinenbau "Made in Germany" wieder gefragt ist, zeigen die jüngsten Daten des Branchenverbands VDMA. Demnach verzeichnete der Sektor im Mai ein Auftragsplus von 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Monat zuvor lag die Steigerungsrate sogar bei 72 ?Prozent. "Der Maschinenbau bleibt eindeutig auf Wachstumskurs", kommentiert VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers das Ergebnis.

Vor allem das Ausland kann sich wieder verstärkt für Anlagen aus Deutschland begeistern. Während in dem weniger schwankungsanfälligen Dreimonatszeitraum März bis Mai 36 Prozent mehr Orders aus dem Inland kamen, nahmen die internationalen um stolze 52 Prozent zu. Insgesamt schwoll das Auftragsbuch innerhalb dieses Zeitraums um 47 Prozent an. Den Corona-bedingten Absturz aus dem vergangenen Jahr holt die Branche, die als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt, also immer mehr auf.

Allerdings täuschen die nackten Zahlen darüber hinweg, dass es unter der Oberfläche noch in einigen Bereichen brodelt. Dazu zählen die Probleme in der Lieferkette der Stahl- und Elektronikindustrie. "Diese erweisen sich jetzt schon als Bremsklotz", mahnt Wiechers. Darüber hinaus würde eine vierte Corona-Welle den exportorientierten Maschinenbau treffen. Die Ampeln stehen für den Sektor also noch nicht ausnahmslos auf Grün.

Attraktive Maschinenbauer

Trotz der Vorsichtsbekundungen sollte es sich lohnen, einen Blick auf die Branche zu werfen. Gut abgeschnitten in unserer Analyse hat Krones. Der weltgrößte Hersteller von Getränkeabfüllanlagen verzeichnete zum Jahresauftakt einen überraschend starken Auftragseingang, mit dem es dem Unternehmen gelungen ist, früher als erwartet auf das Niveau von vor der Corona-Krise zurückzukehren. "Die kräftige Erholung hat sich im zweiten Quartal fortgesetzt", sagt Analyst Stefan Augustin von Warburg Research. Die Erholung wird seiner Meinung nach insbesondere von den kleineren Kunden des Anlagenherstellers getragen. Positiv kommt hinzu, dass die durch die Pandemie gestarteten Kostensenkungsmaßnahmen eine gute Basis sind, um die Profitabilität in den kommenden Jahren stetig zu steigern. Bereits 2022 dürfte Krones an das Ergebnis von 2018 herankommen. Auch kurzfristig stehen die Zeichen auf Wachstum: Warburg Research traut dem Konzern bei der Zahlenvorlage für das zweite Quartal eine positive Überraschung zu.

Bestens in Form ist auch Aixtron. Bereits zweimal schraubte der LED- und Chipindustrieausrüster seine Prognose für das laufende Jahr nach oben. Zuletzt sorgten Anfang Juni mehrere Großaufträge für wachsende Zuversicht. Vor allem die Halbleiterbauelemente auf Basis von Galliumnitrid werden derzeit stark nachgefragt. Diese finden unter anderem in der energieeffizienten Leistungselektronik oder auch beim Hochleistungsmobilfunk 5G Einsatz. Der Digitalisierungsboom dürfte Aixtron nach wie vor in die Karten spielen und damit für weiter steigende Notierungen sorgen.

Ebenfalls hoch im Kurs, und das im doppelten Sinn, steht der Hightech-Maschinenbauer LPKF Laser. Nicht nur weil bei den Niedersachsen der Auftragseingang derzeit prozentual zweistellig wächst. Spannend ist vor allem, dass sich die laserbasierte LIDE-Technik von LPKF am Markt immer mehr durchsetzt. Damit kann dünnes Glas schnell, präzise und ohne Beschädigungen bearbeitet werden. "LIDE kann jetzt nachweislich die extrem hohen Standards der Halbleiterbranche erfüllen", sagt LPKF-Bereichsleiter Roman Ostholt. Dank der Erfolge mit der neuen Technologie sollten die ambitionierten 2024er-Ziele, einen Umsatz von 360 Millionen Euro zu erreichen, kein Problem mehr darstellen. Auch wenn das SDAX-Mitglied derzeit etwas orientierungslos zwischen 20 und 25 Euro schwankt, die Chancen auf eine Fortsetzung des übergeordneten Aufwärtstrends stehen bestens.

Das Gleiche gilt für die Aktie von Manz, die sich ebenfalls gerade im Konsolidierungsmodus befindet. Operativ ist das Unternehmen indes in Zukunftsbranchen wie Elektromobilität, Medizintechnik oder auch Batteriefertigung voll auf Wachstumskurs. "Aktuell zieht die weltweite Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batteriezellen und -modulen durch die enorme Dynamik in der Elektromobilität rasant an", sagte Vorstandschef Martin Drasch auf der diesjährigen Hauptversammlung. Derzeit ist Manz dran, gesponsert mit EU-Fördermitteln, die "Batteriefabrik der Zukunft" zu entwickeln. "Gleichzeitig identifizieren wir auch in anderen Branchen immer wieder attraktive Nischenmärkte, die uns Wachstumspotenziale für die Zukunft bieten", erklärte Drasch. So setzt das Unternehmen beispielsweise mit dem Fan-out Panel Level Packaging auf ein neuartiges Packagingverfahren für Mikrochips.

Ebenfalls mit neuen Produkten punkten will Heidelberger Druck. Auf der größten Branchenmesse China Print Ende Juni präsentierte der Konzern mit der neuen Bogenoffsetdruckmaschine Speedmaster CX 104 eine Weltpremiere. Damit unterstrich der Konzern seine Innovationsstärke und Technologieführerschaft, was sich wiederum in steigenden Bestellungen niederschlägt. "Die Reaktionen der Kunden in China auf unsere Innovationen waren geradezu euphorisch", freut sich CEO Rainer Hundsdörfer und: "Die hohe Nachfrage aus China gibt uns Rückenwind für das laufende Geschäftsjahr."

Mit einem Ladegerät für Elektroautos hat die Firma einen weiteren Trumpf im Ärmel. Und dieser könnte sich immer mehr auszahlen. So ist jüngst der spanische Konkurrent Wallbox mit einer Bewertung von unglaublichen 1,5 Milliarden Dollar an die Börse gegangen. Dabei wird für dieses Jahr lediglich ein Umsatz von 79 Millionen Dollar erwartet, 2022 sollen es dann 224 Millionen sein - was aber immer noch einem Multiple von sieben entspricht. Damit steht fest: In der Aktie - der gesamte Heidelberger Druckkonzern kommt nur auf eine Kapitalisierung von knapp 600 Millionen Euro - steckt noch Potenzial.

Diversifiziert investieren

Wem ein Maschinenbauer zu wenig ist, bekommt mit der Indus Holding eine breite Auswahl an Mittelständlern geboten. Das Unternehmen investiert in fünf Bereiche: Bau, Metalltechnik, Medizin, Fahrzeugtechnik sowie Maschinen- und Anlagenbau. Aktuell enthält das Portfolio zwölf Firmen, jährlich sollen zwei bis drei Zukäufe hinzukommen. Anfang Juli wurde Flaco erworben. Der Spezialist für Fluidsysteme für die Ausrüstung von Kfz-Werkstätten oder auch Tankstellen soll die Wachstumsperspektiven für die bereits vorhandene Horngroup verbessern. Daneben dürften die nachlassenden Restriktionen in der Corona-Krise die anderen Bereiche unterstützen und Indus zu einem Gewinner der konjunkturellen Erholung machen.

Einen noch breiteren Zugang zu der Branche bietet der Solactive Deutscher Maschinenbau Index, der 15 Branchenvertreter aus der zweiten und dritten Börsenreihe enthält. Mit einem Tracker lässt sich eins zu eins partizipieren, wobei die Dividendenauszahlungen in der Indexberechnung berücksichtigt werden. Eine halbjährliche Überprüfung hält den Basiswert stets up to date.

 


Auf einen Blick

Maschinenbau

Der Umsatz der deutschen Maschinenbaubranche hat sich seit Anfang der 90er-Jahre auf mehr als 200 Milliarden Euro verdoppelt. Nach einem Rücksetzer 2020 dürfte der Sektor dieses Jahr wieder auf seinen Wachstumskurs einschwenken.