Nachgehackt: Der SAP-Finanzvorstand Luka Mucic gibt im Interview Einblicke zum Wachstum von SAP, zukünftigen Megaübernahmen und dem Inflationsdruck. Von Julia Pfanner


€URO AM SONNTAG: Das Wachstum von SAP soll sich 2023 beschleunigen und der Betriebsgewinn zweistellig wachsen. Wie denn genau? 

LUKA MUCIC: Unser Geschäft ist mittlerweile deutlich planbarer geworden. 80 Prozent unserer Umsätze waren im dritten Quartal wiederkehrend. Die Cloud-Erlöse sind schon jetzt so hoch wie die Einnahmen aus Software und Support. Im Gegensatz zum Softwarelizenzgeschäft wächst das Cloud-Geschäft aber dynamisch. Wir erwarten also einen Umsatzschub. Daneben sinken die Investitionen in die Cloud-Infrastruktur erheblich. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass unser Gewinn im vierten Quartal erstmals wieder zulegt. Wir erwarten ein mittleres einstelliges Wachstum, aber der Turnaround kommt. Ab 2023 legt das Betriebsergebnis dann zweistellig zu. 

Wie beeinflusst die Inflation das Ergebnis? 

Wir spüren vor allem Kostensteigerungen bei Hardware aufgrund der gesunkenen Verfügbarkeit bei Halbleitern. Die Kosten liegen rund 15 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Hinzu kommen steigende Personalkosten. Wir haben also auch bei SAP einen erheblichen Inflationsdruck. Deshalb haben wir für kommendes Jahr Preiserhöhungen angekündigt. Wir werden den Kostenschub allerdings nicht komplett weitergeben können. 

Welche Rolle spielen künftig Zukäufe? 

In der Tat sind wir für Merger offen und haben auch die Möglichkeit, Akquisitionen jenseits der Milliardenschwelle zu stemmen — ich will das nicht ausschließen. Entscheidend ist, dass sie das Portfolio sinnvoll ergänzen, dass wir unsere Stärken weiter ausbauen und nicht in neue Geschäftsbereiche vorstoßen. Neben organischem Wachstum und Zukäufen wollen wir künftig als drittes Element auch Partnerschaften wie zuletzt mit Icertis stärker ausbauen.