Ein solides Zahlenwerk für 2014, volle Auftragsbücher - und die Aktie von MTU gibt nach. Dabei hat der Hersteller von Triebwerken und Turbinen die Erwartungen fürs vergangene Jahr übertroffen. Der Umsatz des MDAX-Konzerns stieg um 9,5 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Besonders auftriebsstark zeigte sich das in der Sparte OEM zusammengefasste Neu- und Ersatzteilgeschäft. Es legte um 10,7 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro zu.

Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn der Münchner verbesserte sich dagegen nur leicht auf 382,7 Millionen Euro. Und Vorstandschef Reiner Winkler rechnet damit, dass sich die operative Marge 2015 auf 9,5 Prozent weiter abschwächt Was den Umkehrschluss zulässt, dass die schrumpfende Marge ohne den schwächeren Euro als Rückenwind noch deutlicher ausfallen würde.

Die Währungseffekte würden sich im aktuellen Kursniveau bereits widerspiegeln, meint Stephan Bauer, Analyst beim Bankhaus Metzler. "Positive Überraschungen auf der Margenseite könnten dieses Jahr noch eintreten, wenn sich durch das steigende Passagieraufkommen ein höherer Ersatzteilbedarf für ältere Flugzeuge ergibt." Sein Kollege Adrian Pehl von Equinet sieht darüber hinaus im Hochlaufen der Produktion eines neuen Getriebefans - ein wesentlicher Teil eines Triebwerks - einen weiteren Kostenfaktor, der die Margen heute drückt. Jedoch haben Airlines bereits Tausende dieses schadstoff- und lärmreduzierenden Modells geordert - und das wird sich in Zukunft auszahlen.

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Denn MTU erzielt die höchsten Margen nicht mit der Produktion von Triebwerkskomponenten, sondern mit dem Instandhaltungsgeschäft, das etwa fünf Jahre nach der Auslieferung beginnt. Mit den heute gefertigten Teilen installiert das Unternehmen also in erster Linie die Basis für das lukrativere künftige Wartungs- und Ersatzteilgeschäft.

Die Triebwerke selbst werden von Konsortien geliefert, in denen MTU nur einer von mehreren Partnern ist. Bei der eben angelaufenen Serienfertigung des Triebwerksprogramms GEnx für Langstreckenflugzeuge wie den Boeing 787 Dreamliner entwickelt MTU die Zwischengehäuse für die Turbinen. Das Umsatzvolumen für die Instandhaltung wird auf über drei Milliarden Euro beziffert. In der Hochphase der Serienproduktion - einhergehend mit lukrativen Wartungsaufträgen - befindet sich V2500, ein Triebwerk für Kurz- und Mittelstreckenflieger wie den Airbus A320neo.

Keine konjunkturbedingten Turbulenzen in der Luftfahrt vorausgesetzt, wird sich das operative Geschäft von MTU in den nächsten zwei Jahren in ruhigen Bahnen bewegen. Der Kursrutsch nach den jüngsten Gewinnmitnahmen bietet Investoren mit langjährigem Anlagehorizont eine gute Einstiegschance.

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Auf Seite 4: Interview mit Reiner Winkler, Vorstandsvorsitzender





Herr Winkler, haben Sie die Kursverluste nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen überrascht?
Seit Jahresbeginn hat sich die MTU-Aktie gut entwickelt. Unser Geschäft ist sehr langfristig ausgelegt. Nachhaltige Wertsteigerung zählt für uns daher mehr als die Kursentwicklung an einzelnen Tagen.

Die Margen waren zuletzt rückläufig.
Wir haben in den vergangenen Jahren kräftig in die Zukunft investiert - in neue Triebwerksprogramme, in Entwicklung und modernste Produktionsstätten. Aktuell laufen zehn Entwicklungsprogramme gleichzeitig, und unsere Fertigung von Modulen und Triebwerken wird sich in fünf Jahren verdoppeln. In der Instandhaltung ist unsere Position unter den weltweit fünf Topdienstleistern gestärkt.

Der schwächere Euro ist in den aktuellen Umsatz- und Gewinnprognosen bereits enthalten. Wie schlägt sich ein weiter sinkender Eurokurs im operativen Gewinn nieder?
Eine Wechselkursveränderung von zehn Cent bedeutet für uns einen Mehrumsatz von etwa 250 bis 300 Millionen Euro. Im operativen Ergebnis liegt dieser Wert bei rund 60 bis 70 Millionen Euro.

Was bedeutet das für 2015?
Für das Jahr 2015, in dem wir rund 75 Prozent abgesichert haben, könnten 15 bis 20 Millionen Euro im Ergebnis ankommen, basierend auf einem Wechselkurs von 1,20 US-Dollar je Euro. Der positive Einfluss des Eurokurses könnte stärker in den Jahren 2016 und 2017 sichtbar werden. Hier bleibt aber die tatsächliche Kursentwicklung abzuwarten.

Wann werden sich Einnahmen im Wartungsund Ersatzteilgeschäft mit den neuen Triebwerken GEnx und GP7000 positiv niederschlagen?
In der Regel sehen wir bei Triebwerksprogrammen ab einem Zeitpunkt von etwa 15 Jahren einen Kapitalrückfluss durch das Ersatzteilgeschäft. Für die Antriebe GEnx und GP7000 wird dies also im Laufe des nächsten Jahrzehnts der Fall sein. Erste Umsätze mit Ergebnisbeitrag fallen aber schon früher an.

Können MTU-Aktionäre für das Jahr 2014 mit einer deutlich höheren Dividende rechnen?
Wir wollen unsere Aktionäre weiter angemessen am guten Ergebnis beteiligen. Unseren Dividendenvorschlag geben wir nach der Entscheidung des Aufsichtsrats am 3. März bekannt. Für 2013 hatten wir eine Dividende von 1,35 Euro je Aktie ausgeschüttet.

SRI