Hagel und Überschwemmungen ließen sich schwerer vorhersagen als die jährlichen Stürme in den USA. "Es gibt für Deutschland keine plausiblen (Risiko-)Modellierungen. Deshalb haben die meisten Bermuda-Rückversicherer keine Lust, sich damit zu beschäftigen."

Hedge- und Pensionsfonds pumpen, oft von Steuerparadiesen aus, Milliarden in den lukrativen Rückversicherungs-Markt. Das drückt massiv auf die Preise. Ganz verschont bleibe der deutsche Markt davon aber nicht. "Deutschland ist nicht die Insel der Glückseligkeit", sagte Pickel. Er könne sich vorstellen, dass allein die Drohung, zu den neuen Konkurrenten zu wechseln, zu einem großen Preiszugeständnis führe. Zum 1. Januar steht bei Weltmarktführer Munich Re gut die Hälfte des Volumens in der Schaden-Rückversicherung zur Erneuerung an, bei der Hannover Rück sogar mehr als zwei Drittel.

Beide gehen für die in Baden-Baden anstehenden Verhandlungen mit den deutschen Erstversicherern dennoch von stabilen Preisen aus. "Ich sehe keinen Grund, warum die Rückversicherungspreise nach unten gehen sollten", sagte Munich Re-Vorstandsmitglied Ludger Arnoldussen. Dabei helfen der Branche die Schäden, die Hagelstürme im Südwesten und Norden, Überschwemmungen an Donau und Elbe sowie das Sturmtief "Ela" im Westen angerichtet haben. Die Versicherer hätten 2013 insgesamt sieben Milliarden Euro an ihre Kunden dafür bezahlt. Eigentlich hätten die Prämien daher schon Anfang dieses Jahres deutlicher anziehen müssen, sagte Pickel.

Die Munich Re erwartet, den weltweiten Preisdruck bald auch beim Gewinn zu spüren zu bekommen. "Bei den Vertragsverhandlungen mit unseren Kunden für das Jahr 2014 sind die Preise gesunken - die Einbußen daraus wirken sich auf das Jahr 2015 aus", sagte Finanzvorstand Jörg Schneider dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). "Es wird schon deshalb schwer werden, das Gewinnniveau zu halten." Für das laufende Jahr hat die Munich Re einen Gewinn von drei Milliarden Euro in Aussicht gestellt, obwohl die Prämieneinnahmen unter dem Strich auf 26 Milliarden von 27,8 Milliarden Euro zurückgehen dürften. Die Munich Re-Aktie gab am Montag 2,7 Prozent nach.

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VON DER HAGEL- ZUR UNWETTER-VERSICHERUNG

Die etablierten Rückversicherer versuchen im Kampf gegen die neue Konkurrenz mit ihrer Expertise zu punkten. Munich Re-Vorstand Arnoldussen setzt darauf, dass die Erstversicherer sich in stärkerem Maße als bisher gegen Unwetter-Risiken absichern. So verschiebe sich die Versicherung für Landwirte derzeit vom reinen Hagel-Schutz hin zu einer Absicherung gegen Trockenheit, Überschwemmungen und Starkregen. "Wir können die Grenzen der Versicherbarkeit erweitern", sagte er.

Sein Kollege Schneider sieht das zusätzliche Kapital von Hedgefonds und Pensionsfonds daher auch positiv: "Es gibt ein riesiges Potenzial unversicherter Risiken, und das größere Angebot kann uns langfristig sogar nutzen, es zu decken. Versicherer und alternative Kapitalanbieter könnten gemeinsam hohe Deckungssummen anbieten", etwa für die Versicherung von wichtiger, aber gefährlicher Hochtechnologie wie Ölbohrinseln.

Reuters