Europas Aktienanleger haben wegen der Unsicherheit über die Entwicklung an den Rohstoffmärkten und der weiteren Politik der US-Notenbank Fed am Mittwoch Kasse gemacht. Zwar stabilisierten sich die jüngst unter Druck geratenen Ölpreise etwas. Doch könnte die Talfahrt jederzeit wieder aufgenommen werden, warnte ein Händler. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kletterte etwa ein halbes Prozent auf 40,45 Dollar, nachdem er am Vortag zweitweise auf den niedrigsten Stand seit Februar 2009 gefallen war. Der Ölpreis ist seit vergangenem Freitag verstärkt unter Druck, nachdem die Opec sich nicht auf eine Förderbegrenzung hatte einigen können.

Dax und EuroStoxx50 verloren bis zum Nachmittag 0,6 und 0,7 Prozent auf 10.609 und 3274 Zähler. Dabei belastete auch der wieder höhere Euro, der europäische Waren im Ausland teurer macht. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zunächst kaum veränderte Kurse.

"Die Anleger bleiben einfach vorsichtig", sagte ein Händler. Zudem hätten sich viele schon mit Blick auf das nahende Jahresende weitgehend zurückgezogen. Mit Spannung warte man nur noch auf die Entscheidung der US-Notenbank, deren Offenmarktausschuss (FOMC) nächste Woche erstmals seit 2006 die Zinsen anheben könnte. Danach stehe nur noch der große Verfall an den Terminmärkten an, ehe es in die Weihnachts- und Jahresendpause gehe. Getrübt werde die Stimmung aber vom Euro, der seit der EZB-Sitzung am vorigen Donnerstag rund vier US-Cent zugelegt hat. Anleger hatten mit umfangreicheren Schritten zur Ausweitung der Geldpolitik gerechnet. Am Mittwoch notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0950 Dollar nach 1,0893 Dollar im Schlussgeschäft vom Vortag.

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ADIDAS AUSBLICK LÖST BEI AKTIONÄREN GEWINNMITNAHMEN AUS



Unter den Dax-Werten fielen Adidas um drei Prozent. Das Unternehmen hatte für die Zukunft höhere Beschaffungskosten und Wechselkurseffekte in Aussicht gestellt . "Das hatte einen etwas negativen Touch, daher haben einige Anleger wohl Kasse gemacht", sagte ein Händler. Die Aktien sind seit Jahresbeginn um 55 Prozent gestiegen und liegen im Dax damit fast gleichauf mit Infineon.

Bayer notierten am Nachmittag noch knapp zwei Prozent im Minus. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA und ihr US-Pendant FDA prüfen, ob es bei der Zulassungsstudie für den Blutgerinnungshemmer Xarelto zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein könnte. Analysten rechneten nicht mit einer nachhaltigen Belastung.

Größter Dax-Gewinner waren Volkswagen mit einem Plus von mehr als acht Prozent auf 134,25 Euro. Der Skandal um geschönte CO2-Angaben habe ein viel geringeres Ausmaß als ursprünglich bekannt, teilte der Konzern mit.

In New York stand die sich in der Chemiebranche anbahnende Megafusion zwischen den beiden Branchengrößen Dow Chemical und DuPont im Fokus. Die in Frankfurt notierten Aktien zogen um jeweils rund zehn Prozent an. Laut Insidern könnte eine Vereinbarung in den nächsten Tagen erreicht werden. Der neue Branchengigant mit einem Börsenwert von mehr als 120 Milliarden Dollar würde den bislang weltgrößten Chemiekonzern BASF vom Thron stoßen. BASF verloren im Dax 0,8 Prozent.

Reuters