Ein positives Signal in schwierigen Zeiten: Der Tech-Konzern NetApp traut sich im gerade erst angelaufenen Geschäftsjahr beim Gewinn mehr zu, als von Analysten erwartet wird - trotz der bekannten Engpässe bei Komponenten. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley ist der weltweit größte börsennotierte unabhängige Anbieter von Technologien zur Speicherung und Verarbeitung von Daten in den Rechenzentren von Unternehmen und Cloud-Dienstleistern. Zuletzt betrug der Jahresumsatz gut 6,3 Milliarden Dollar.

Für das Geschäftsjahr bis Ende April 2023 erwarten die beim US-Börsendienst Bloomberg gelisteten Analysten im Schnitt 5,43 Dollar Gewinn pro Aktie. Das liegt am unteren Ende der von NetApp in Aussicht gestellten Spanne von 5,40 bis 5,60 Dollar pro Aktie. NetApps Umsatzprognose von sechs bis acht Prozent Plus wiederum liegt im Rahmen der Schätzungen der Experten.

Firmenchef George Kurian hat zusammen mit dem Spanier César Cernuda, den NetApp vor zwei Jahren von Microsoft geholt hat, die Cloud zum Kern des Geschäftsmodells gemacht. "Wir haben die umfangreichsten Partnerschaften mit den größten Cloud-Anbietern, den sogenannten Hyperscalern, geschlossen: Microsofts Azure, Amazons AWS und Alphabets Google nutzen unsere Software. Die Allianzen bringen uns mehr Kunden, erhöhen unsere Kompetenz und tragen wesentlich zum Wachstum bei", sagte NetApp-Präsident Cernuda im Gespräch mit €uro am Sonntag.

Große Ziele

Mit 23 Jahren Erfahrung beim weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter Microsoft forciert Cernuda jetzt NetApps Transformation zur cloudbasierten Firma. Der Ausbau des Software-Anteils am Umsatz von gegenwärtig 70 Prozent zahlt sich für NetApp im derzeitigen Umfeld bereits aus. "Von den inflationsbedingten Preissteigerungen bei Komponenten sind wir weniger betroffen als viele Konkurrenten", sagt Cernuda.

NetApps hochprofitables Kerngeschäft ist OnTap, ein Betriebssystem für Datenspeicher. Bis Ende des Fiskaljahres 2025 peilen die Kalifornier 7,9 bis 8,4 Milliarden Dollar Umsatz an. Für die nächsten drei Jahre stehen somit 25 bis gut 33 Prozent Zuwachs im Plan. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, erweitert der Konzern seine Kompetenz mit Technologien für die Automatisierung und Kostenoptimierung der Datenspeicherung und -verarbeitung. Sie werden im sogenannten Spot-Portfolio zusammengefasst. Auch viele Unternehmen, die bisher nicht im Stammgeschäft registriert sind, nutzen diese Technologien, um ihre Daten via Cloud auszuwerten, berichtet Cernuda.

Seit zwei Jahren wird das Portfolio deshalb durch Zukäufe ausgebaut - zuletzt im März mit Fylamynt, einem Entwickler von Automatisierungssoftware für die Cloud. Mit Spot-Technologien etabliert sich NetApp zunehmend im Geschäft mit der Cloud. Amazons AWS nutzt als erster Großkunde das neue automatisierte System zur Dateienverwaltung der Kalifornier. Finanziert werden die Zukäufe aus den freien Mittelzuflüssen. Für das laufende Geschäftsjahr wird NetApps freier Cashflow auf 1,1 Milliarden Dollar geschätzt. Zudem verfügt der Konzern über 4,1 Milliarden Dollar Cashreserven.

Perspektive: Die Aktie geriet wie viele Techs in Turbulenzen. Top-Position in einem Wachstumsmarkt. Langfristig attraktiv.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 75,00 Euro
Stoppkurs: 48,00 Euro