Weltweit mehr als 142 Millionen Zuschauer in den ersten vier Wochen nach Start: Mit der in Südkorea entwickelten Netflix-Serie "Squid Game", die vom glücksspielsüchtigen und hochverschuldeten Gi-hun erzählt, der eine mysteriöse Einladung erhält, um auf Leben um Tod um viel Geld zu spielen, liefert Netflix erneut einen Blockbuster. "Squid Game" lockte zu Beginn 60 Millionen mehr Zuschauer an als der bisherige Publikumsrenner, das 2020 präsentierte Historiendrama "Bridgerton". Die Liebesepisoden von acht Geschwistern während der Ballsaison in Londons High Society des Jahres 1813 hatten zu Beginn weltweit 82 Millionen Netflix-Abonnenten gesehen.

Dass der weltweit führende Streaminganbieter aus Los Gatos in Kalifornien so bald nach dem Ende pandemiebedinger Lockdowns einen neuen Serienhit schafft, habe Netflix selbst überrascht, räumte Co-Chef Ted Sarandos ein. Im dritten Quartal kamen 4,4 Millionen neue Abonnenten an Bord, 25 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Cineastisches Potenzial

Matthew Harrigan, Analyst der US-Investmentbank Benchmark & Co, schätzt, dass "Squid Game" allein Netflix sieben Millionen zusätzliche Abos beschert. Sollten diese Kunden dauerhaft an Bord bleiben, würde das für den Streamingprimus eine Wertsteigerung von vier Milliarden Dollar bedeuten, kalkuliert Harrigan in einer Studie. Die Summe entspricht einem Prozent des Börsenwerts.

Der Erfolg der Serie, die mit weitgehend unbekannten Schauspielern gedreht wurde und deren Drehbuch wegen der Brutalität der Geschehnisse von einigen Studios abgelehnt wurde, macht auch Netflix cineastische Stärke deutlich.

Im Vergleich mit seinem ehrgeizigen Konkurrenten Walt Disney, der mit seinem Streamingdienst Disney+ erst im November 2019 an den Start ging und sich mit 116 Millionen Abos in Rekordzeit auf Platz 2 vorgearbeitet hat, fehlen Netflix bisher Schätze wie Disneys Marvel- und "Star Wars"-Filme. Bei Disney sind sie Basis für zusätzliche Ablegerproduktionen, die Spin-offs. Zudem vermarktet Disney die Serienhelden außerhalb der Filme und beherrscht dieses profitable Geschäft perfekt. Außerhalb von Marvel und "Star Wars" sind Disneys Streamingerfolge allerdings bescheiden. Das könnte die Gesamtanzahl der Abos bei Disney+ langfristig deckeln, sagen Analysten.

Gut für Netflix. Auch weil es dem Medienkonzern in diesem Jahr gelingen sollte, den Abfluss bei den freien Mittelzuflüssen zu stoppen und den bisher negativen Trend umzukehren. Analyst Michael Pachter von Wedbush Securities, bei Netflix besonders kritisch, erwartet nun beim Free Cashflow ab 2022 jährliche Steigerungen von einer Milliarde Dollar. 2030 könnten es dann bereits 9,4 Milliarden Dollar sein.

Disney schaffte im Zehnjahresdurchschnitt sechs Milliarden Dollar Cashflow pro Jahr. Der Streamingprimus aus Kalifornien wird nun profitabler und stärker.

Aufwärts: Die Aktie notiert nahe an ihrem Allzeithoch von Anfang Oktober. Auch für das vierte Quartal hat Netflix Blockbuster in der Pipeline.

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