"Dann schauen wir uns das an, werten das aus und sagen entweder Ja oder Nein zu einem vernünftigen Vorschlag." Ein konkreter Schritt müsse betriebswirtschaftlich für ProSieben sinnvoll sein. "Ich schließe grundsätzlich nie etwas aus. Es ist die Frage, was tatsächlich auf dem Tisch liegt." Derzeit gebe es keine strategischen Gespräche.

Die von der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset-Holding hatte zuletzt ihren Anteil auf rund 24,2 Prozent an dem bayerischen TV-Konzern erhöht. Investoren um den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky halten zehn Prozent an ProSieben.

Beaujean hat Ende März den bisherigen Chef Max Conze abgelöst. Dieser hatte dem Werben der Italiener für eine stärkere Zusammenarbeit bis hin zu einer Fusion eher die kalte Schulter gezeigt. Beaujean wies daraufhin hin, dass Mediaset weniger als zehn Prozent direkt halte. "Den Rest haben sie sich über Derivate gesichert." Wenn die Italiener Stimmrechte ausüben wollten, müssten sie diese Aktien tatsächlich auch physisch besitzen oder sich leihen. "Darüber habe ich derzeit keine Kenntnis", sagte Beaujean in einer Telefonkonferenz. Vor der Hauptversammlung am 10. Juni werde man hier mehr Klarheit haben. ProSieben sei grundsätzlich offen für Kooperationen und arbeite bereits mit Mediaset im Geschäft mit Studio 71 zusammen. Es gebe auch Zusammenarbeit mit anderen Medienkonzernen wie RTL, Axel Springer und Discovery.

CORONA-KRISE DRÜCKT TV-WERBEEINNAHMEN VON PROSIEBEN KRÄFTIG


Im Markt wird spekuliert, dass Mediaset seinen Anteil auf knapp 30 Prozent ausweiten könnte. Die Berlusconi-Familie will ihre Pläne für eine europäische Dachgesellschaft Media For Europe (MFE) vorantreiben, unter die auch ProSieben schlüpfen könnte. Allerdings streitet sich Mediaset beim Aufbau von MFE noch mit seinem eigenen Großaktionär, dem französischen Konzern Vivendi. Dies bremst das Vorhaben derzeit.

ProSieben musste wegen der Corona-Krise bereits im April einen Einbruch bei den TV-Werbeeinnahmen von rund 40 Prozent wegstecken. "Ich vermute, dass der Mai ähnlich sein wird", sagte Beaujean zu Reuters. Sollten die folgenden Quartale schwach ausfallen, könnte es ein "massiv starkes" viertes Quartal geben. Dies sei aber noch unklar. Das Jahresende ist für den Konzern die wichtigste Zeit, wenn viele Menschen rund um Weihnachten viel fernsehen. Der MDax-Konzern konnte im ersten Quartal zwar den Konzernumsatz binnen Jahresfrist noch leicht um ein Prozent auf 926 Millionen Euro steigern. Wegen der Corona-Krise sank der Betriebsgewinn (bereinigtes Ebitda) aber um 17 Prozent auf 157 Millionen Euro. Eine Prognose für 2020 gibt der Konzern nicht und hat auch die Dividende für 2019 gestrichen, um die Liquidität zu verbessern.

rtr