Wie in vielen anderen Bereichen auch gibt es in der Investmentbranche Trends, die sich unter anderem in neuen Produkten zeigen. Während €uro im vergangenen Jahr hier noch drei verschiedene Trends beschrieben hatte, konzentrieren wir uns dieses Jahr nur auf einen einzigen, den Überflieger schlechthin: Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit ist in vielen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft ein sehr wichtiger Faktor geworden. Ob weniger klimaschädliche Emissionen ausgestoßen, weniger Müll produziert oder die Artenvielfalt erhalten werden soll - Umweltschutz nimmt einen hohen Stellenwert ein. Zudem geht es um soziale Aspekte wie Gleichberechtigung, gute Arbeitsstandards oder Achtung der Menschenrechte. Ebenso gehört dazu, dass Unternehmen gut geführt werden. Das betrifft etwa die Kriterien, wie eine Firma die Vorstände entlohnt oder Entscheidung fällt.

Der gesellschaftliche Wandel, durch den solche Aspekte und viele mehr deutlich an Relevanz gewinnen, spiegelt sich schon seit Jahren in der Investmentbranche wider. Immer mehr Geld fließt in Produkte, die eine nachhaltige Ausrichtung haben - derzeit wandern laut dem Analysehaus Morningstar rund 40 Prozent der neu investierten Fondsgelder in Europa in nachhaltige Fonds. Und immer neue Produkte drängen auf den Markt. "Das ist ein gigantischer Trend, das ist auch keine Eintagsfliege. Seit 2018 nimmt der Trend zu ESG-Investments massiv zu. Entsprechend sind die Fondsanbieter gestartet und legen fleißig ESG-Produkte auf", sagt Ali Masarwah, Chefredakteur und Analyst bei Morningstar. Vor einigen Jahren war nachhaltiges Investieren noch eine Nischenthema, nun ist es, neudeutsch ausgedrückt, ein Megatrend. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC bezeichnete sogenannte ESG-Investments, bei denen auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung geachtet wird, jüngst als größte grundlegende Veränderung der Investmentlandschaft seit der Einführung von ETFs (börsengehandelten Indexfonds). Bis 2025 sollen laut PwC zwischen 41 und 57 Prozent des Fondsvermögens in Europa in Produkten stecken, die nach ESG-Kriterien verwaltet werden. In absoluten Zahlen sollen das zwischen 5,5 und 7,6 Billionen Euro sein. Zum Vergleich: Ende 2019 lag der Anteil bei rund 15 Prozent.

Besser, aber nicht perfekt. Zum Trend trägt auch bei, dass schlechtes ESG-Verhalten von Unternehmen große finanzielle Risiken für sie bedeutet. Man denke etwa an den VW-Dieselskandal. Im Gegenzug bieten ESG-Portfolios viele Vorteile. "Hier finden sich häufiger Eigenschaften, die Investoren gefallen, wie stabile Geschäftsmodelle, Wettbewerbsvorteile oder weniger Ausfallrisiko", sagt Morningstar-Experte Masarwah. Nicht zuletzt drängt eine neue Generation von Investoren nach. Und die hat konkrete Vorstellungen von nachhaltigem Investieren. Das sollte den Trend ebenfalls beschleunigen.

Viele Produkte ähneln sich in ihrem Nachhaltigkeitsansatz stark. Insgesamt werden Fonds oder ETFs aber immer differenzierter, auch weil die Datenbasis in Bezug auf Nachhaltigkeit immer besser wird. "Die Daten sind heute relativ gut. Auch wenn sie nicht lückenlos sind", erklärt Masarwah. Zudem fehlen klare Definitionen, die Regulierung solcher Produkte geht noch nicht weit genug. "Es gibt immer noch viel Spielraum für Greenwashing", sagt Masarwah. Das heißt, Produkte bekommen einen grünen Anstrich, der aber nicht viel Substanz hat. Anleger sollten sich solche Produkte nach wie vor genau ansehen.

Ein Trend, viele Spielarten. Das Kürzel ESG muss dort aber nicht zwangsläufig auftauchen. Es gibt mehrere Hinweise für einen nachhaltigen Ansatz. Etwa das Kürzel SRI für sozial verantwortliches Investieren, oder Impact Investments, die auf die Lösung von Umwelt- oder sozialen Problemen zielen. Dazu kommen Themenfonds, die sich auf Bereiche wie erneuerbare Energien fokussieren. Doch selbst wenn der Trend riesig ist, bei neuen Fonds und ETFs gilt: Nicht alle Produkte setzen sich durch, viele verschwinden schnell wieder.


Aktienfonds

mit Nachhaltigkeitsansatz
 

In den vergangenen zwölf Monaten kamen wieder zahlreiche neue Aktienfonds und -ETFs auf den deutschen Markt, die versuchen, nachhaltig anzulegen. ETFs, die etwas später auf den Trend aufgesprungen sind, legen nun zu, denn die Datengrundlagen, um nachhaltige Investments auszuwählen, sind besser geworden. Dadurch können die zugrunde liegenden Indizes leichter bestimmte Unternehmen aussortieren. Bei ETFs wählt kein Fondsmanager die einzelnen Werte aus, stattdessen bilden sie die Entwicklung von Indizes ab.

Sowohl bei den Fonds als auch bei den ETFs in unserer Tabelle werden auf der ersten Ebene des Nachhaltigkeitsfilters oft Hersteller von Alkohol oder Waffen und Betreiber von Kernkraftwerken ausgeschlossen. Auch Firmen, die gegen den UN Global Compact, einen Pakt von Unternehmen, um die Globalisierung umwelt- und sozialverträglicher zu machen, verstoßen, bleiben oft außen vor. Dazu kommen dann weitere Arten, um nachhaltige Investments auszuwählen. Häufig werden Firmen gewählt, die im Vergleich zum Rest ihrer Branche hohe oder die höchste ESG-Wertung haben. So gehen etwa die ETFs von Amundi und Credit Suisse in unserer Tabelle vor oder zwei der aktiv gemanagten Deka-Fonds (DividendenStrategie und GlobalChampions).

Beim Invesco S & P 500 ESG ETF bleibt dabei nur das Viertel des Standard S & P 500 mit den schlechtesten ESG-Ratings jeder Branche außen vor. Etwas strenger scheinen die Portfolios der Deka-ETFs zu sein. Sie investieren in Firmen, die mindestens eine bestimmte ESG-Wertung des Indexanbieters MSCI erreichen. Bei der Gewichtung werden zudem Unternehmen, die weniger CO² ausstoßen, höher gewichtet. Nach diesem Punkt richtet sich auch der Lyxor MSCI World Climate Change ETF. Der Lyxor DAX 50 ESG ETF setzt nur auf die größten deutschen Firmen, die besonders nachhaltig sind. Der Assenagon Value Small Cap Global achtet in Sachen Nachhaltigkeit besonders darauf, bei welchen Firmen sich die ESG-Wertung verbessert oder wer deutlich weniger CO² als der Gesamtmarkt ausstößt. Der JP Morgan Emerging Markets Sustainable Equity konzentriert sich vor allem auf nachhaltige Firmen oder ebenfalls auf solche, die nachhaltiger werden.

Einige der Produkte, die wir ausgewählt haben, sind auch thematisch spezifischer auf Nachhaltigkeit ausgerichtet: Die ETFs von Franklin Templeton legen den Fokus auf Firmen, die im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel zur globalen Erwärmung stehen. Der Deka-Nachhaltigkeit Impact Aktien investiert in Firmen, die einen positiven Beitrag zu Umwelt- oder sozialen Themen leisten, etwa beim Klimaschutz oder bei der Bekämpfung von Armut. Ähnlich geht der Blackrock Global Impact vor, bei dem gut 80 Prozent des Fondsvermögens in solche Unternehmen fließen müssen. Der BNP Global ESG Blue Economy konzentriert sich auf die nachhaltige Nutzung der Meere. Dabei geht es zum Beispiel um den Schutz von Küsten, weniger Umweltverschmutzung oder Windkraftanlagen auf See. Ein positiver ESG-Wert spielt ebenfalls eine Rolle. Beim Candriam SRI Equity Circular Economy stehen Firmen im Fokus, die zum Bereich der Kreislaufwirtschaft beitragen (etwa beim Recycling) und hier künftig eine führende Rolle einnehmen dürften.


Mischfonds

mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit
 

Auch bei Mischfonds kamen zuletzt wieder neue Produkte auf den Markt, die Nachhaltigkeit mit einbeziehen. Wie bei den Aktienfonds ist auch hier oft die erste Ebene des Nachhaltigkeitsfilters, bestimmte Investments auszuschließen. Dazu kommen dann weitere Ansätze für die Nachhaltigkeit. Mischfonds investieren in mehrere Anlageklassen. Oft verteilt sich das Fondsvermögen dabei vor allem auf Aktien und Anleihen. Dazu können zum Beispiel Gold, Immobilien und vieles mehr kommen. Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock brachte im September zum Beispiel drei Misch-ETFs auf den Markt. Bei allen wird das Geld der Anleger in mehrere nachhaltige Aktien- und Anleihen-ETFs investiert. Die drei Produkte haben unterschiedliche Rendite-Risiko-Profile: von einer konservativen Ausrichtung, die vor allem in Anleihen investiert, bis zu einer Variante, bei der Aktien deutlich überwiegen. Mindestens 80 Prozent der Investments der ETFs sollen die Ansprüche des Fonds an Nachhaltigkeit erfüllen, will heißen, sie schließen nach ESG-Merkmalen bestimmte Wertpapiere aus.

Bei der konservativen und der moderaten Variante lag der Fokus mit mehr als 70 Prozent des Fondsvermögens zuletzt sehr stark auf den USA, bei der aktienlastigen ist er mit gut 60 Prozent etwas kleiner. Auch bei aktiven Mischfonds gibt es mehrere neue nachhaltige Produkte. Der Arero Weltfonds Nachhaltig etwa investiert zu 60 Prozent weltweit in Aktien, zu 25 Prozent in europäische Anleihen und zu 15 Prozent in Rohstoffe, indem er mehrere Indizes nachbildet. Die Aktien werden mithilfe von Daten verschiedener Anbieter wie MSCI und Morningstar auf ihre Nachhaltigkeit hin beurteilt. Bei den Rohstoffen schließt man dagegen nur Nutztiere und Agrarrohstoffe aus. Der BMO Sustainable Multi-Asset Income investiert weltweit vor allem in Aktien und Anleihen. Beigemischt werden alternative Anlagen wie Infrastruktur, Immobilien oder Derivate. Dabei fließt das Geld gezielt in Unternehmen, die der Gesellschaft und der Umwelt etwa durch nachhaltige Mobilität oder technischen Fortschritt nutzen.

Auch der BNY Mellon Sustainable Global Real Return ist bei den Anlageklassen breit aufgestellt. Er investiert weltweit in Aktien, Anleihen, Edelmetalle, weitere Anlageklassen und Absicherungsinstrumente. Zuletzt waren Aktien mit rund 40 Prozent sowie Anleihen und Gold am stärksten vertreten. Firmen sollen gut geführt werden und gut mit ihren Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft umgehen. Der Deka-Fonds investiert vor allem in kurz laufende Anleihen von Unternehmen, die eine hohe Bonität haben. Dazu kommen Expresszertifikate auf Aktien und Indizes. So wählt er die nach ESG-Kriterien besten Firmen einer Branche aus.


Rentenfonds

mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit
 

Auch bei Rentenfonds gibt es Unterschiede, wie Nachhaltigkeit interpretiert wird. Der iShares-ETF investiert in Staatsanleihen aus der Eurozone. Dabei soll stärker in Anleihen von solchen Ländern investiert werden, deren Risiken durch den Klimawandel geringer sind. Am meisten Gewicht hatten im ETF zuletzt vor allem Frankreich und Italien. Beim Ossiam-ETF werden die Staatsanleihen aus der Eurozone im zugrunde liegenden Nachhaltigkeitsindex so gewichtet, dass sie im Vergleich zum herkömmlichen Index 30 Prozent weniger CO² ausstoßen.

Der ETF von Xtrackers investiert in Unternehmensanleihen, die auf Euro lauten und kurze Restlaufzeiten haben. Branchen wie Alkohol, Glücksspiel und Kernkraft bleiben dabei außen vor, zusätzlich müssen die Firmen ein gewisses ESG-Niveau haben. Die aktiv gemanagten Fonds unserer Auswahl interessieren sich eher dafür, wie das Geld, das sie Firmen oder Ländern leihen, verwendet wird. Während sich der Deka-Nachhaltigkeit Impact Renten auf Emittenten konzentriert, die mit ihren Produkten oder Strategien dazu beitragen, die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, setzt der MainSky-Active Green Bond auf sogenannte Green Bonds, die nur in Umweltprojekte investieren. Auch der Pimco GIS Climate Bond Fund legt in solche Papiere an sowie in Anleihen von Firmen, die beim Kampf gegen den Klimawandel eine führende Rolle spielen. Beim Fidelity Sustainable Reduced Carbon Bond suchen die beiden Fondsmanager Unternehmen, die wenig CO² ausstoßen oder solche, die ihr Geschäftsmodell dahingehend verändern, dass sie weniger Treibhausgas emittieren.