Ein Megadeal mit Pfizer in der Krebsforschung, der größte Zukauf in der gut 346-jährigen Firmengeschichte und dazu noch der Aktienkurs auf einem neuen Allzeithoch: Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA hat im Börsenjahr 2014 jede Menge Highlights gesetzt. Solche Erfolgsmeldungen kommen an der Börse gut an. Mit Kursgewinnen von 20 Prozent bis kurz vor Jahresende hat die Merck-Aktie die zweitbeste Jahresperformance unter allen DAX-Unternehmen hingelegt. Noch besser schnitt nur ThyssenKrupp ab.

Eines haben ThyssenKrupp und Merck gemein: Beide Konzerne stehen im neuen Geschäftsjahr vor einem Gewinnsprung - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Der Stahlkocher hat große Fortschritte bei der Umstrukturierung zu einem Mischkonzern erzielt, ist mittlerweile wieder profitabel und zahlt auch wieder eine Dividende. Merck wiederum avanciert durch die Akquisition der US-Firma Sigma Aldrich zu einem der weltweit führenden Spezialisten von Forschungsmaterialien für die biopharmazeutische Industrie. Dementsprechend groß ist der Gewinnhebel: Die Analysten, deren Schätzungen in die Datenbank von BÖRSE ONLINE einflossen, gehen im Durchschnitt davon aus, dass der Gewinn je Aktie zwischen 2014 und 2015 von 2,90 Euro auf 4,97 Euro nach oben schießt.

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Klare Trendwende

Merck und ThyssenKrupp stehen für eine wachsende Zahl von Unternehmen, bei denen die Finanzexperten für 2015 ein höheres Gewinnwachstum als im Vorjahr erwarten. Auch in der Datenbank von BÖRSE ONLINE sind die Gewinnsteigerungen deutlich in der Überzahl. "Wir stehen nach drei Jahren stagnierender oder rückläufiger Gewinne vor einem Wendepunkt und sehen von 2014 auf 2015 tendenziell erstmals wieder höhere Gewinne als im Vorjahr", meint denn auch Marco Herrmann, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Fiduka in München.

Seit dem Jahr 2010 hatten die Unternehmen in Sachen Gewinnentwicklung mehrheitlich enttäuscht und im Jahresverlauf ihre ursprünglichen Vorgaben nach unten korrigiert. Teilweise sogar so stark, dass das Gewinnwachstum letztlich geringer ausfiel als im Vorjahr. Die Gründe für diese enttäuschende Entwicklung waren vielfältig: Die anhaltende Wachstumsschwäche in Europa zählte ebenso dazu wie die konjunkturelle Delle in den USA und den Schwellenländern. Für die Euroländer kam seit Mai 2013 auch noch Gegenwind von der Währungsseite, was insbesondere Exportunternehmen belastete. Hinzu kam die Ukraine-Krise mit den Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland.

Nun jedoch fallen Faktoren stärker ins Gewicht, die sich positiv auf die Gewinnentwicklung auswirken, etwa die anziehende US-Konjunktur und der niedrige Ölpreis. Zudem verschafft der gegenüber dem Dollar schwächere Euro den exportorientierten Branchen in Europa Rückenwind. Stabilisiert sich jetzt noch die Konjunktur in Europa, wirkt sich das ebenfalls positiv auf die Gewinnentwicklung aus.

Auf Seite 3: Was diese guten Voraussetzungen bewirken können



Für Hendrik König, Analyst beim Bankhaus Metzler, sind das sehr gute Voraussetzungen für weiter steigende Kurse: "In der Eurozone sehen wir die negativen Gewinnrevisionen in den Kursen eingepreist - was positives Überraschungspotenzial für 2015 beinhaltet. Um eine nachhaltige Erholung zu sehen, müssen allerdings die Investitionen noch in Gang gebracht werden."

Erste Anzeichen dafür hat König bereits ausgemacht. So habe laut der Europäischen Zentralbank die Kreditnachfrage im August erstmals wieder ins Positive gedreht. In der Vergangenheit war dies stets ein guter Frühindikator dafür, dass die Investitionstätigkeit wieder anzieht.

Auf Branchenebene erwartet Fiduka-Experte Herrmann vor allem für die verarbeitende Industrie und die Hersteller von Verbrauchsgütern positive Effekte durch die sinkenden Rohstoffpreise. Der Maschinenbau in der Eurozone könnte von einem milliardenschweren Investitionsprogramm der EU profitieren. Hinzu kämen länderspezifische Faktoren wie in Spanien. Dort eröffneten günstigere Konditionen für Immobilienkredite mit zehnjähriger Laufzeit oder variabler Verzinsung das Potenzial für positive Überraschungen.

Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, favorisiert ebenfalls zyklische Konsumtitel sowie Unternehmen aus dem Banken-, Gesundheits- und ITSektor. Dem DAX traut er dabei sogar eine Outperformance zu - und führt zwei Argumente an. "Aufgrund der ausgeprägten Zyklik hat der DAX einen deutlichen Bewertungsabschlag gegenüber dem europäischen Gesamtmarkt.

So stammen 30 Prozent der DAX-Gewinne aus dem Automobil- und Zuliefersegment. Diese für die erwartete Euroschwäche vorteilhafte Sektorstruktur weckt berechtigte Hoffnungen, dass sich dieser Bewertungsabschlag verringert."

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Metzler-Analyst König. So notiere der DAX gegenüber dem Stoxx 600 unter dem historischen Durchschnitt, er sieht allein dadurch ein Aufwärtspotenzial von etwa sieben Prozent.

Auf Seite 4: Aussicht auf nachhaltige Entwicklung



Aussicht auf nachhaltige Entwicklung

Bleibt die Frage, welche Aktien für Anleger (noch) ein Kauf sind. Denn gerade bei Bluechips, die von zahlreichen Investoren und Analysten beobachtet werden, ist der positive Trend häufig bereits in den vergangenen Monaten eingepreist worden. Umso mehr lohnt der Blick auf Aktien, die weniger Anleger auf ihrem Radarschirm haben. Wir haben daher aus der Datenbank von BÖRSE ONLINE Aktien von neun Unternehmen herausgefiltert, die mit ihren Fundamentaldaten überzeugen und obendrein günstig bewertet sind. Das zu erwartende Gewinnwachstum speist sich zudem nicht aus Einmaleffekten, etwa weil Sonderbelastungen wegfallen oder - wie vor allem bei kleineren Firmen - ein Großauftrag in der 2015er-Bilanz verbucht wird.

Stattdessen setzen wir auf Unternehmen, bei denen sich nach einem Konzernumbau eine nachhaltige Trendwende abzeichnet. Hier fallen künftig Investitionen in die Umstrukturierung weg. Interessant sind auch Gesellschaften, die sich per Akquisition neue Geschäftsfelder erschlossen haben - oder in den vergangenen Jahren in neue Produkte oder internationale Vertriebsstrukturen investierten. Steigender Cashflow und sinkende Nettoverschuldung zählen in unserer Betrachtung ebenfalls. Mit diesen Parametern ist eine solide Basis dafür gelegt, dass diese Aktien als Überflieger durchstarten und nicht als Rohrkrepierer enden.

Auf Seite 5: So wird gerechnet



Von fünf Cent auf 5,18 Dollar je Aktie. Mit anderen Worten: Einen Gewinnsprung um 8800 Prozent wird der amerikanische Ölförderkonzern Ensco seinen Aktionären laut Prognose im Börsenjahr 2015 bescheren. Macht ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter sechs. Damit nimmt Ensco die Poleposition unter allen Unternehmen ein, die in der Datenbank von BÖRSE ONLINE erfasst sind (siehe Tabelle). Darin werden die Konsensschätzungen der Analysten regelmäßig erfasst und ausgewertet. Der Datenpool enthält 1777 Firmen, davon knapp 600 deutsche Unternehmen. Für 390 und damit fast ein Viertel all dieser Gesellschaften erwarten die Märkte für 2015 einen Gewinnrückgang. Dem steht ein gro.es Feld an Gewinnern gegenüber. Bei 137 Kandidaten sollen die Unternehmensgewinne 2015 sogar im dreistelligen oder vierstelligen Prozentbereich zulegen.

Wird das Börsenjahr 2015 also für positive Gewinntrends auf breiter Front sorgen? Ein zweiter Blick auf das Zahlenwerk über die Jahre 2014 und 2015 hinaus relativiert diese Einschätzung zumindest teilweise. Etliche Firmen haben mehrjährige Umstrukturierungen hinter sich, die Integration von Zukäufen inklusive. Diese Kostenblöcke in den Bilanzen fallen 2015 weg. Dementsprechend hoch ist der Gewinnhebel. Das gilt auch für die Nummer 5 der Liste H & R. Der auf rohölbasierte Stoffe wie Paraffine und Weichmacher für die Chemie- und Pharmaindustrie spezialisierte Konzern wird in seiner Bilanz für 2014 Wertberichtigungen im zweistelligen Millionenbereich verbuchen. Die fallen 2015 weg, ohne dass sich daraus bereits eine nachhaltig positive Trendwende im operativen Geschäft ableiten lässt.

SRI




Auf Seite 6-14: Die Überflieger im Überblick



Aryzta: Die richtigen Zutaten für steigende Renditen


Der in Zürich und Dublin börsengelistete Hersteller von Tiefkühl- und Fertigbackwaren verfolgt einen aggressiven Wachstumskurs per Akquisitionen. Richtig zugeschlagen hat Aryzta nochmals im Jahr 2014, als die Gesellschaft in Deutschland die Klemme AG übernahm. Dazu kamen Pineridge Bakery und Cloverhill Bakery in Nordamerika. Entsprechend hoch waren die Einmalkosten in der Konzernbilanz für das Geschäftsjahr 2013/14, das am 31. Juli endete.

In den kommenden Jahren werden sich diese Übernahmen auf der Ertragsseite positiv niederschlagen. Aryzta ist jetzt in allen nordamerikanischen Märkten breit aufgestellt und verfügt zudem in Europa für seine Produkte über ein flächendeckendes Vertriebsnetz, um Großhändler, Gastronomen und Filialbäckereien zu beliefern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr legte der Umsatz um 6,8 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro zu. Unterm Strich verbuchte der Fertigbäcker ein Gewinnplus von 18 Prozent auf 378 Millionen Euro. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres, das am 31. Oktober endete, verbesserte Aryzta dank eines Umsatzwachstums von 31 Prozent in Nordamerika den Konzernumsatz bereits um 13,8 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Das macht Appetit auf mehr - und sollte sich in steigenden Kursen niederschlagen.





Cathay Pacific: Nach dem Durchhänger vor dem Abheben


Die Airline aus Hongkong wurde von Passagieren wiederholt zur weltbesten Fluggesellschaft gewählt. Seit vergangenem Jahr steigt auch die Aktie von Cathay Pacific wieder in der Anlegergunst. Die im Branchenvergleich günstige Bewertung, ein wieder deutlich steigender Free Cashflow, die stattliche Dividendenrendite sowie ein Gewinnsprung im laufenden Geschäftsjahr liefern jede Menge Kaufargumente. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres schnellte der Gewinn von 2,3 auf 33,5 Millionen Euro nach oben.

Konzernlenker Ivan Chu setzt vor allem drauf, dass die Passagierzahlen in China und in den USA weiter deutlich zulegen. Zugute kommen Cathay Pacific auch die weiter sinkenden Kerosinpreise, die für 35 Prozent der operativen Kosten stehen. Nach einer Studie von UBS könnte Cathay Pacific für jeden US-Dollar weniger beim Rohölpreis den operativen Gewinn um 11,5 Prozent steigern. Punkten will die Airline auch wieder im hart umkämpften Markt für Frachttransporte mit einer neuen Flugzeugflotte und einem neuen Ladeterminal. Zugleich rüstet Cathay die Flotte für Passagierflugzeuge auf. Für kurz- und mittelfristig orientierte Anleger bleibt die Aktie einer der aussichtsreichsten Titel unter den in Hongkong gelisteten Bluechips.





Datagroup: Die Firmen-IT einfach mal outsourcen


Mittelständischen Unternehmen fehlt es oft an personellen Ressourcen, um eine firmeneigene IT-Struktur zu unterhalten. Hier kommen Outsourcing-Spezialisten wie Datagroup ins Spiel. Etwa 75 Prozent der Erl.se erzielt die Gesellschaft mit Services wie der Installation von Software und der entsprechenden Wartung der Betriebssysteme. Hohe Margen liefern auch die selbst entwickelten Softwareprogramme und Cloud-Angebote. Im Produktsortiment enthalten ist seit Kurzem die Corbox, ein modulares Komplettpaket für IT-Infrastruktur, das Datagroup auf der Basis von langfristigen Vertragsabschlüssen verkaufen will. Damit wird die langfristige Umsatzentwicklung planbarer.

Die als Holding organisierte Gesellschaft erwartet für das Geschäftsjahr 2014/15, das am 30. September endet, einen Umsatz von über 155 Millionen Euro und einen operativen Gewinn vor Sonderaufwendungen von über 15 Millionen Euro. Bis 2020 soll sich der Umsatz auf 250 bis 500 Millionen Euro steigern, das Ganze bei einer operativen Marge von zehn Prozent. Für die kommenden Jahre erwarten Experten einen deutlichen Anstieg des Free Cashflows bei kontinuierlich sinkender Nettoverschuldung. Für die Aktionäre sollte sich die steigende Rendite als deutlich höhere Dividende auszahlen.





Deutz: Motor kommt wieder ins Laufen


Für Deutz, den Kölner Hersteller von Dieselmotoren, war 2014 ein richtiges Horrorjahr. Rückstellungen in Höhe von gut 20,4 Millionen Euro für defekte Motoren ließen den Gewinn deutlich sinken. Bei der Präsentation der Neunmonatszahlen im November kassierte die SDAX-Gesellschaft ihre Jahresprognose. Statt vier Prozent soll sich die operative Marge auf gerade mal zwei Prozent belaufen. Der Gewinn brach gegenüber dem Vorjahr von 15,5 Millionen auf 0,7 Millionen Euro ein. Dazu wurde ein Gemeinschaftsunternehmen mit Volvo in China erst einmal auf Eis gelegt. Der Aktienkurs gab daraufhin deutlich nach.

Für spekulative Naturen bietet der Kurssturz aber eine gute Einstiegschance, denn der Wegfall von Anlaufkosten für die Entwicklung neuer Motoren sowie ein verbesserter Produktmix bieten für 2015 die Chance auf eine nachhaltige Erholung. Zudem überzeugt Deutz mit einer sehr soliden Eigenkapitalquote von 43 Prozent. Zieht die Nachfrage in allen Zielmärkten der Fahrzeugindustrie wie erwartet an, stellt sich für Deutz in den kommenden Quartalen der entsprechende Hebeleffekt bei Cashflow und Margen ein. Mit anderen Worten: Das Erholungspotenzial ist größer als das weitere Rückschlagsrisiko. Zudem ist mit deutlich höheren Dividenden zu rechnen.





Süss Microtec: Im neuen Jahr soll alles besser werden


Gewinn- und Umsatzwarnung bei der Präsentation des Halbjahresergebnisses, dann der Rücktritt von Vorstandschef Frank Averdung: Über dem Spezialmaschinenbauer für die Halbleiterproduktion hatten sich einige Sommergewitter entladen. Inzwischen hellt sich der Himmel wieder auf. Wann Süss Microtec beim operativen Ergebnis die Gewinnschwelle erreicht, entscheidet sich im Kerngeschäft Lithografie. Weil die Durchlaufzeit bei Süss-Geräten mindestens sechs Monate beträgt, werden größere Aufträge erst 2015 umsatzwirksam. Die eigentliche Gewinndynamik wird Süss daher erst 2015 entfalten, wenn im Bonder-Sektor, also bei der Verlötung von Chips auf engstem Raum, die Aufträge wieder anziehen.

Süss-Kunden wie Samsung entwickeln hier in Pilotprojekten Chips, die weniger Strom verbrauchen. Entscheidet sich etwa Samsung für die Massenproduktion, bedeutet das den Durchbruch für die Technologie von Süss, da andere Chiphersteller wie Hynix oder Micron nachziehen werden. Entsprechend kräftig ist das Aufholpotenzial für die Aktie, die deutlich unter ihrem Buchwert notiert. Die Nettoliquidität lag zuletzt bei soliden 31,8 Millionen Euro. Fazit: Das Aufholpotenzial ist deutlich höher als das noch vorhandene Rückschlagrisiko.





Solvay: Nach dem Umbau folgt der Aufschwung


Kunststoffe oder Materialien für Leuchtmittel, Bildschirme, Brennstoffzellen oder Katalysatoren - so weit gefächert wie das Produktsortiment sind auch die Abnehmermärkte des belgischen Chemiekonzerns Solvay. Der hat sich in den vergangenen Jahren neu aufgestellt, was sich ab 2015 auf der Gewinnseite niederschlagen wird. Im laufenden Jahr werden noch Wertberichtigungen von 420 Millionen Euro aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit Ineos das Ergebnis belasten. Beide Firmen wollen zusammen Chlorvinyl produzieren, das unter anderem als Kühlmittel zum Einsatz kommt. Hinzu kommen weitere 270 Millionen Euro an Abschreibungen aus anderen Transaktionen. Im Gegenzug zeigt die Akquisition von Chemlogics bereits erste positive Effekte.

Gut 1,4 Milliarden US-Dollar legte Solvay im Oktober 2013 für die US-Gesellschaft auf den Tisch - und verschaffte sich damit Zugang zum lukrativen Geschäftsfeld Öl- und Gasförderung. Dank der Produkte von Chemlogics reduziert sich für Öl- und Gasförderer der Wasserverbrauch. Im dritten Quartal 2014 lieferte Chemlogics erstmals einen positiven Ergebnisbeitrag. Richtig durchstarten wird Solvay dann 2015 mit einem Gewinnsprung. Das aktuelle Kursniveau eignet sich zum antizyklischen Einstieg.





Nanogate: Der Stoff, aus dem steigende Kurse sind


Antihaftende, rostgeschützte und kratzfeste Hochleistungsoberflächen dank ultradünner Nanoschutzschichten. Was als Forschungsprojekt begann, hat die im Entry Standard gelistete Firma in den vergangenen Jahren in den unterschiedlichsten Zielmärkten zur Marktreife gebracht. Beispiel energiesparende Heiztechnik: Hier veredelt Nanogate Wärmetauscher für Gas-Brennwertgeräte aus Aluminium in Mehrfamilienhäusern - und verhilft den Heizungen damit zu einer klar längeren Lebensdauer. Bei den Inkjet-Druckern der neuen Generation sorgen die Beschichtungen für verbesserte Druckqualität.

Hier hat sich Nanogate vor Kurzem einen Auftrag im einstelligen Millionenbereich gesichert. Unter der Dachmarke Nglaze entwickelt Nanogate zudem multifunktionale Kunststoffe mit glasähnlichen Eigenschaften, die deutlich leichter als Glas oder Kunststoffe sind. Eingesetzt werden sie etwa als Kunststoffblenden bei Autoproduzenten wie Volkswagen. Um die Auftragseingänge zu bewältigen, hat Nanogate gerade die Produktionskapazitäten verdoppelt. Ein größerer Teil der zuletzt abgeschlossenen Verträge wird dabei erst 2015 umsatzwirksam - und sorgt dann für steigende Mittelzuflüsse und Gewinne. Dieser zu erwartende Gewinnsprung ist in der aktuellen Bewertung der Aktie noch nicht enthalten.





Tom Tailor: Nach dem Schnitt wieder ein Hingucker


Tom Tailor musste in den vergangenen Monaten zahlreiche Negativmeldungen verkraften. Vor allem die Integration der zugekauften Marke Bonita zog sich hin - und sorgte 2013 für rote Zahlen. Inzwischen hat Vorstandschef Dieter Holzer Bonita umgekrempelt: Der Vertrieb wurde gestrafft, neue Kollektionen wurden entwickelt. Die Geschäfte bekamen ein moderneres Outfit, das auf jüngere Kundengruppen zugeschnitten ist. Das kostet natürlich Geld. Zudem steht die Kernmarke Tom Tailor im harten Wettbewerb mit zahlreichen anderen Anbietern von Freizeitbekleidung im unteren bis mittleren Preissegment.

Weil der nasse Sommer auch dem Geschäft im dritten Quartal zusetzte, hat das Management die Prognosen für 2014 nach unten angepasst. Statt der ursprünglich avisierten Umsatzrendite von zehn Prozent hat das Unternehmen eine neue Zielmarke von 9,2 bis 9,7 Prozent gesetzt. Die Aktie verlor 2014 rund 30 Prozent an Wert. Charttechnisch hat sie jetzt jedoch einen Boden gefunden. Trotzdem empfiehlt es sich, das Zahlenwerk für das Geschäftsjahr 2014 und vor allem den Ausblick abzuwarten, den Vorstandschef Holzer geben wird. Gelingt es Tom Tailor, die Margen wieder zu steigern, wird auch die Aktie sicherlich wieder eine gute Figur machen.





Zumtobel: Neue Glanzlichter nach dem Sparkurs


Mit einem Plus von mehr als 60 Prozent war die Aktie des Lampen- und Leuchtenherstellers Zumtobel der mit Abstand beste Performer des Jahres 2014 im Wiener Leitindex ATX. Unter dem ehemaligen Infineon-Vorstand Ulrich Schumacher hat sich das Unternehmen einem harten Sanierungskurs verschrieben. So werden zwei europäische Produktionsstätten geschlossen. Zugleich stellt sich Zumtobel auf dem LED-Markt der asiatischen Konkurrenz. Zu den neuen Produkten, mit denen die Gesellschaft zu "einer Art Google der Lichtindustrie" avancieren will, zählen Apps zur Lichtinstallation.

In den Geschäftszahlen schlagen sich die Umbaumaßnahmen mittlerweile positiv nieder. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. April) verdoppelte sich der Reingewinn auf 23,1 Millionen Euro. Der Umsatz kam um gut fünf Prozent auf 339,8 Millionen Euro voran. Mithilfe der Einsparungen will Zumtobel die bereinigte operative Marge auf bis zu sechs Prozent und im Geschäftsjahr 2016/17 auf acht bis zehn Prozent nach oben schieben. Für die kommenden zwei Jahre erwarten die Konsensschätzungen der Analysten einen Gewinnsprung auf 0,70 beziehungsweise 1,45 Euro je Aktie - was der Börsenbewertung noch reichlich Spielraum nach oben lässt.