von Herausgeber Frank-B. Werner

Seit über 100 aufeinanderfolgenden Tagen hat der S & P 500 nicht mehr ein Prozent oder mehr an einem Tag verloren. Das letzte Mal, dass es so etwas gab, liegt über 20 Jahre zurück. Im Herbst 1995 saß der Demokrat Bill Clinton im Weißen Haus und Alan Greenspan war Chef des amerikanischen Notenbanksystems. Alle fragen sich nun, wie lange der Trump-Boom noch anhält.

Auch scheinbar überholte Geschäftsmodelle können wunderbar funktionieren. Der "Canard enchainé" ist eine französische Satirezeitschrift, die immer wieder von sich reden macht, weil sie mit spektakulären Enthüllungen Politiker zu Fall bringt - zuletzt den konservativen Präsidentschaftsbewerber François Fillon, der - so der Vorwurf - Frau und Kinder auf Staatskosten im Parlament scheinbeschäftigte. Der "Canard" ist vollkommen unabhängig und nimmt deshalb keinerlei Anzeigen an. Er erscheint auf schmalen acht Seiten mit der Schmuckfarbe Rot und druckt Fotos nur, wenn etwas unbedingt auch visuell belegt werden muss. Weil seine Texte einzigartig sind - die Website ist extrem dürr bestückt - verkauft er gleichwohl jeden Mittwoch an die 400 000 Exemplare. Aus ungefähr 25 Millionen Euro Jahresumsatz kommen so 2,3 Millionen Euro Gewinn nach Steuern (2015) heraus. Und selbst ein Verlustjahr könnten sich die Macher leisten. Die Bilanz zeigt keine Schulden und ein Eigenkapital von 124 Millionen Euro, die auf Bankkonten lagern.

Die Begeisterung für den SPD-Kanzlerkandidaten ist nach wie vor gewaltig. Dabei hat sie etwas von Selbstbetrug. Denn nur am Rande geht es um eine Gerechtigkeitslücke in Deutschland. Das "Wohlstand-für-alle"-Sozialmodell der Bundesrepublik funktionierte nur in einer extremen Differenzierung von Arm und Reich im globalen Maßstab. Im Klartext: Der reiche Westen lebte auf Kosten der Hungerleider, die in den Diktaturen des Ostblocks, Asiens und Afrikas ausgebeutet wurden. Weil es heute mehr Gerechtigkeit in der Welt gibt, ist es für uns etwas ungemütlicher geworden. Das kann auch Schulz nicht ändern.