Die amerikanischen Zwischenwahlen brachten den Aktienmärkten in der vergangenen Woche den höchsten Tagesgewinn seit 1982, doch schon kurz danach kehrte der Alltag wieder ein. Die EU-Defizitschätzungen für Italien belasteten genauso wie die widersprüchlichen Nachrichten zur Entwicklung der Brexit-Verhandlungen und der jüngste Bericht der US-Notenbank, der auf weiter steigende Zinsen hindeutet. Zuversichtlich stimmte dagegen der "Kauf-Tsunami" (wie chinesische Zeitungen es nannten), der am sogenannten "Singles Day" über den Handel im Reich der Mitte hereinbrach. Allein der Onlinehändler Alibaba verzeichnete einen Rekordtagesumsatz von 27,5 Milliarden Euro. So düster ist die Lage wohl doch nicht.

Das ist keine gute Zeit für Neuemissionen. Nach der Beteiligungsgesellschaft Primepulse, dem Arzneimittelimporteur Abacus, dem Reinraumfabrikbauer Exyte und dem Elektrorollerhersteller Govecs strich am Freitagabend auch die Deutsche Familienversicherung die Segel. Weil die Kurse derzeit stark schwanken, hieß es in Frankfurt, mangele es bei den Anlegern an Vertrauen. Eine andere Lesart wäre, dass die Anleger die zum Teil abenteuerlichen Bewertungen der Unternehmen nicht akzeptieren wollten.

Zwar war die Luft in Deutschland noch nie so sauber wie heute. Gleichwohl wird wegen der Überschreitung der in Brüssel - politisch - festgelegten Grenzwerte in immer mehr deutschen Städten von den Gerichten ein Fahrverbot für Fahrzeuge älterer Baujahre durchgesetzt. Nun kamen Köln und Bonn dazu, wo ab kommenden April bestimmte Straßen nicht mehr befahren werden dürfen. Die von der Großen Koalition versprochenen Lösungen, die Fahrverbote verhindern sollten, erweisen sich zunehmend als leere Versprechen. Noch wird die Sprengkraft dieser Verbote unterschätzt. Wenn großflächig tatsächlich nicht mehr in die Innenstädte eingefahren werden darf, wird sich auch der Deutsche zur Revolution aufraffen.