Novo nach 70-Prozent-Crash mit Turnaround-Chance, Eli Lilly mit dem Charme des Marktführers: Welche Aktie hat jetzt das bessere Chance-Risiko-Profil?

Zwei Schwergewichte, ein Markt, eine Story: Die Pharmariesen Novo Nordisk und Eli Lilly stehen sinnbildlich für den Boom der Adipositas- und Diabetesmedikamente. Doch während der eine Titel dramatisch abgestürzt ist, zeigt der andere trotz Rückschlägen noch immer relative Stärke. Für Anleger stellt sich die Frage: Wo liegt das größere Potenzial?

Novo Nordisk: Vom Absturz zum potenziellen Comeback

Kaum ein europäisches Unternehmen hat in den vergangenen zwei Jahren einen so harten Absturz erlebt wie Novo Nordisk. Vom Allzeithoch verlor die Aktie mehr als 70 Prozent, die Jahresperformance liegt bei –55 Prozent. Allein 2025 summiert sich das Minus bislang auf rund 45 Prozent. Mit einer Marktkapitalisierung von noch 185 Milliarden Dollar wirkt der einst wertvollste Konzern Europas plötzlich fast klein.

Operativ bleibt Novo aber hochrelevant: Neue Studiendaten zum Blockbuster Ozempic zeigen, dass das Mittel nicht nur bei der Gewichtsreduktion wirkt, sondern auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen Vorteile bietet. Sollte sich dieser Effekt bestätigen, hätte Novo ein starkes Differenzierungsmerkmal gegenüber Eli Lillys Konkurrenzpräparat.

Finanziell könnte der Konzern inzwischen sogar zur Value-Wette taugen: Das KGV liegt bei nur noch 14, die Dividendenrendite bei 3,6 Prozent – ungewöhnlich attraktiv für einen Pharma-Bluechip. Allerdings lasten Restrukturierungen, Stellenabbau und verschobene Wachstumsziele auf der Aktie. Ob Novo eher ein Meta-ähnliches Comeback oder das BioNTech-Schicksal erlebt, hängt stark davon ab, ob die Pipeline den Umsatzrückgang im US-Kerngeschäft kompensieren kann.

Novo Nordisk (WKN: A3EU6F)

Eli Lilly: Starke Pipeline, hoher Preis

Eli Lilly gilt als der Platzhirsch im globalen Adipositasmarkt. Mit Medikamenten wie Mounjaro und Zepbound erzielte der Konzern zuletzt Rekordumsätze. Im zweiten Quartal 2025 stiegen die Erlöse um 38 Prozent auf 15,6 Milliarden Dollar, die operative Marge verbesserte sich deutlich. Die Prognosen für das Gesamtjahr wurden angehoben – ein klares Signal der Stärke.

Doch die Euphorie bekam zuletzt einen Dämpfer: Enttäuschende Studiendaten zur Abnehmpille Orforglipron sorgten für den größten Tagesverlust seit 1999, die Aktie brach um 14 Prozent ein. Damit liegt der Titel nun 22 Prozent unter Allzeithoch, die Jahresperformance beträgt –5 Prozent.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 700 Milliarden Dollar und einem KGV von 34 bleibt Eli Lilly allerdings hoch bewertet. Die Dividendenrendite von 0,7 Prozent ist kaum der Rede wert. Das Investment ist damit vor allem eine Wette auf langfristiges Wachstum und die breite Pipeline – von Alzheimer bis Onkologie.

Eli Lilly (WKN: 858560)

Wer hat das bessere Chance-Risiko-Profil?

Novo Nordisk bietet nach dem Crash zweifellos mehr Bewertungsfantasie. Die Dividendenrendite ist zudem attraktiv. Sollte der Turnaround gelingen und Ozempic seine medizinische Überlegenheit unter Beweis stellen, könnte die Aktie stark aufholen – und die Bewertungsrelationen zu Eli Lilly relativieren. Doch die Unsicherheit ist groß, Restrukturierungen und regulatorische Risiken machen den Titel zur spekulativen Turnaround-Wette.

Eli Lilly dagegen bleibt trotz Rückschlägen ein dominanter Player. Die Pipeline ist breit, die Innovationskraft hoch. Wer hier investiert, kauft Marktführerschaft – aber zu einem hohen Preis. Grundsätzlich gilt: Die Kaufentscheidung sollte stets im Einklang mit dem persönlichen Risikoprofil erfolgen – und im Zweifel in Absprache mit einem professionellen Anlageberater.

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Hinweis auf InteressenkonflikteDer Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Novo Nordisk

Hinweis auf InteressenkonflikteDer Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Novo Nordisk