Seit die Europäische Raumfahrtbehörde ESA entschieden hat, die zweite Generation des Satellitenprogramms Galileo mit dem französischen Konzern Thales durchzuführen, ist die Aktie von OHB unter Druck geraten. Die Bremer waren in der ersten Generation federführend und müssen auf lange Sicht mit geringeren Erlösen aus dem Programm rechnen. Doch es sieht danach aus, als ob das Unternehmen dies an anderer Stelle ausgleichen könnte.

OHB ist eine der wenigen mittelständischen Firmen, die sich auf Raumfahrt ausgerichtet haben. Das Geschäft gliedert sich in die Bereiche Satelliten und Raketensysteme. Dazu gibt es ergänzende Aktivitäten im Digitalbereich, etwa bei Navigation und Kommunikation. Im Geschäftsjahr 2020 lief es allerdings nicht so gut. Hier belasteten vor allem die Verschiebungen bei der Trägerrakete Ariane 6, die eigentlich schon Ende 2020 hätte starten sollen. Der Umsatz ging auf 901 Millionen Euro zurück. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sank von 49 auf 42 Millionen Euro, wobei das Satellitengeschäft sogar Gewinnsteigerungen brachte.

Dass der Umsatzrückgang nur temporär sein sollte, zeigt sich im Auftragsbestand. Der hat 2020 um rund 800 Millionen Euro auf 2,6 Milliarden Euro zugelegt, das reicht rechnerisch mehr als zwei Jahre. In die Bewertung findet das keinen Eingang.

Im Vergleich zu niedrig bewertet

An der Börse wird OHB mit 612 Millionen Euro bewertet. Das ist gemessen am erwarteten Umsatz von rund einer Milliarde Euro für 2021 nicht anspruchsvoll. Vergleichbare Firmen werden mit einem Umsatzmultiplikator von deutlich über eins bewertet. Auch die historischen Kurse mit Spitzenwerten Richtung 50 Euro zeigen, dass für risikobereite Investoren einiges möglich sein könnte. OHB dürfte im Laufe des Jahres operativ an Fahrt aufnehmen. Die Erlöse werden über den Vorgaben von 2020 liegen. Die Margenprognose ist konservativ und hat Luft für positive Überraschungen. Zeichnet sich ab, dass OHB besser abschneidet als erwartet, fassen Investoren wieder die Mittelfristziele des Unternehmens ins Auge.

Bis 2025 plant OHB, einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro und ein Betriebsergebnis von 100 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern zu erreichen. Dabei sollen vor allem die Digitalaktivitäten wie Kommunikations- und Navigationslösungen Wachstum und Marge bringen. Zudem entwickelt sich OHB zum One-Stop-Anbieter für Satellitenbau. Die Nachfrage nach erdnahen Satelliten zur Datenübertragung wird zunehmen. Bei privaten Auftraggebern kann OHB höhere Margen erzielen. Zudem wird 2022 das Ariane-Programm Fahrt aufnehmen und erheblich zum Ergebnis beitragen.