Der MainFirst Top European Ideas Fund ist einer der bekanntesten europäischen Aktienfonds am deutschen Markt. Dafür steht einerseits sein Volumen von derzeit knapp 1,2 Milliarden Euro und andererseits seine immer wieder überzeugende Wertentwicklung, was unter anderem durch Euro-FondsNote 1 bestätigt wird. Seit Auflegung im Juli 2007 summiert sich die Fonds-Performance auf jährlicher Basis auf 5,46 Prozent (per 27.03.2019), was gegenüber dem STOXX EUROPE 600 Net Return EUR Index als Vergleichsmaß einen Mehrertrag von 3,12 Prozent pro Jahr bedeutet.

Zwischenzeitlich hatte der Ruf des Fonds allerdings gelitten, als Fondsmanager Olgerd Eichler im Jahr 2014 entschied, vakante Aktien des eigenen Hauses aus dem Verkauf des früheren Großaktionärs und MainFirst-Gründer Patrick Bettscheider ins Portfolio zu nehmen. Und während die Finanzbranche noch diskutierte, ob es sich dabei um einen anrüchigen Deal oder eine echte Investmentchance handele, verkauften viele unzufriedene Anteilsbesitzer, des zu dieser Zeit noch fast zwei Milliarden Euro schweren Fonds. Der Druck wurde daraufhin so groß, dass nur wenige Monate später die Haron Holding AG des Investors Luca Pesarini das brisante Aktienpaket übernahm und seit Frühjahr 2017 auch Mehrheitsaktionär von MainFirst ist.

Konzentration auf hochwertige Unternehmen

Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt, Fondsmanager Eichler konnte sich wieder auf seine Anlagestrategie konzentrieren und der Fonds legte deutlich zu. "Der MainFirst Top European Ideas Fund ist ein aktiv gemanagter Fonds, bei dem wir auf bottom-up-getriebenes Stockpicking nach einem strukturierten Prozess setzen", erklärt Eichler dazu. "Die Titelauswahl basiert auf einem disziplinierten und langfristig orientierten Investmentprozess inklusive einer tiefgehenden Due Dilligence auf Basis quantitativer Kriterien." Getreu seinem Motto "Wir investieren in Unternehmen, nicht in Aktien!" legt er bei der Titelauswahl hohe Qualitäts- und Wachstumskriterien an und setzt ein "überlegenes Geschäftsmodell sowie eine attraktive Unternehmensbewertung" voraus. Weitere Kriterien sind "auffallende operative oder bilanzielle Stärke, vorzeitige Schuldentilgung, positive Gewinnrevisionen, eine hohe Managementqualität, eine gute Marktstellung, hohe Produktqualität und eine klare Shareholder-Value-Orientierung". Einen starren Screening-Filter gebe es indes nicht. Stattdessen sei die Herangehensweise oft antizyklisch.

Schaffe es ein Titel ins Portfolio, werde dieser meist langfristig gehalten, betont Eichler. Dabei sei der Fonds in der Regel voll investiert, mit einer Liquidität von bis zu 10 Prozent. Das Ziel, das er verfolgt, ist "eine attraktive Performance" sowie mittel- bis langfristig besser abzuschneiden als der Vergleichsindex und auch die Konkurrenz abzuhängen - "und das in jeder Marktphase". Im vergangenen Jahr hat das allerdings weniger gut geklappt: hier lief der Fonds dem Index deutlich hinterher, wie auch der Chart zeigt. Das gilt es nun aufzuholen, wobei Eichler sich auf einem guten Weg sieht, wie er betont: "Insgesamt sind wir hinsichtlich der Entwicklung unserer Portfoliounternehmen positiv gestimmt."

Attraktives Rendite-Risiko-Profil

Seine generelle Markteinschätzung? Verhalten positiv, könnte man sagen. "Die Bewertungen sind weiterhin sehr moderat", sagt er, "die chinesische Regierung dürfte um abermalige Stimuli nicht umhinkommen, gleichzeitig haben die USA kein Interesse daran, ihre eigene Wirtschaft durch die Folgen des Handelskrieges zu sehr in Mitleidenschaft ziehen zu lassen." Daraus schließt er, dass in einem Umfeld anhaltend niedriger Zinsen dies- und jenseits des Atlantiks Aktien weiterhin ein attraktives Rendite-Risiko-Profil bieten.

Insbesondere für die europäischen Aktienmärkte heißt dies, dass innerhalb der Eurozone die Inflationsraten nicht wesentlich über die Zwei-Prozent-Schwelle ansteigen dürften, woraus sich zusammen mit einem zumindest leichten Wirtschaftswachstum ein konstruktives Umfeld für steigende europäische Aktienmärkten ergebe.

Und der Brexit?

"Viele Unternehmen stellen sich aktuell auf einen harten Brexit ein und betreiben Vorsichtsmaßnahmen wie das Vorhalten höherer Lagerkapazitäten für Vorprodukte", sagt Eichler. Die Auswirkungen eines Brexits ohne Abkommen dürften seiner Einschätzung nach insbesondere Großbritanniens Wirtschaft stark treffen, weswegen sich die politische Stimmung alsbald in Richtung bilateraler Verhandlungen drehen könnte. Die Folgen für die europäische Wirtschaft sollten sich indes im Zaum halten.

Hinsichtlich seiner Sicherheitsmaßnahmen, um das Portfolio vor Abstürzen möglichst zu schützen, verweist Eichler darauf, "stets sein Bestes zu tun, um Fehler zu vermeiden". Dies einerseits schon in der Vorauswahl der Portfoliopositionen "durch eine eingehende und sehr restriktive Analyse" sowie andererseits eine strenge Beobachtung der Unternehmen und des Managements. "Wir wenden etwa 70 Prozent oder mehr unserer Zeit dafür auf, die Entwicklungen unserer bestehenden Investments genau zu verfolgen und zu evaluieren", sagt Eichler.

Zykliker im Fokus

Aktuell bevorzugt der MainFirst-Manager zyklische Titel mit günstigen Bewertungen. Etwa "qualitativ hochwertige Banken mit hohen Dividendenrenditen, Überschusskapital und einer hohen Ertragskraft bei steigenden Zinsen". Potenzial sieht er auch bei Autozulieferern wie Duerr (Autolackieranlagen) und Hella (Autobeleuchtung, Sensoren, Elektronik, Batteriesystemtechnik) oder auch bei "qualitativ hochwertigen Industrieunternehmen mit einem starken Familienanteil wie Knorr-Bremse oder Sixt, da diese häufig ein hervorragendes Management mit einer langfristigen Unternehmensausrichtung verbinden".

Unter seinen Top Ten finden sich daneben Unternehmen wie BAWAG, ASR Nederland, Jupiter Fund Management und Deutsche Pfandbriefbank, sowie andererseits Innogy, Unicredit und Sanofi. Wenig Beachtung finden hingegen beispielsweise nicht-zyklische Konsumgüter, da Eichler die aktuell sehr hohen Prämien am Markt für nicht gerechtfertigt hält. Seiner Einschätzung nach gehören Nahrungs- und Getränkehersteller aktuell zu den am teuersten gehandelten Firmen am Markt.

Der typische Anleger für den MainFirst Top European Ideas Fund sei im Übrigen der langfristig orientierte Investor mit einem Anlagehorizont von mehr als drei Jahren, "der die Chancen der aktiven Investition in überzeugende Geschäftsmodelle innerhalb des europäischen Aktienraums nutzen will".

Technische Daten

Der MainFirst Top European Ideas Fund (ISIN: LU0308864023) wurde am 13. Juli 2007 aufgelegt und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 1,19 Milliarden Euro (per 27.03.2019). Der Note-1-Fonds wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 5,0 Prozent angeboten, die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,73 Prozent. Zusätzlich wird ein Erfolgshonorar in Höhe von 15 Prozent auf den jährlichen Mehrertrag zur Benchmark (STOXX EUROPE 600 Net Return EUR) erhoben. Die anfallenden ordentlichen Erträge des Fonds werden nicht ausgeschüttet, sondern regelmäßig wieder angelegt (thesauriert).