Es ist so eine Sache mit den so genannten Megatrends an der Börse. Sektoren mit langfristig hohen Wachstumsaussichten versprechen zwar einerseits lukrative Kursgewinne, andererseits sind diese zumeist noch unausgereiften Branchen aber auch erheblichen Schwankungen unterworfen. An den Börsen führt das zu volatilen Kursausschlägen, die den investierten Anlegern viele Nerven kosten.

Ein Paradebeispiel dafür ist die LED-Branche. Die Wachstumsstory, die hinter den lichtemittierenden Dioden steckt, ist schnell erklärt. Denn die LED-Beleuchtung verbraucht bis zu 90 Prozent weniger Energie als herkömmliche Glühlampen und 50 Prozent weniger Energie als Leuchtstoffröhren. Weil 20 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs auf die Beleuchtung entfallen, liegt der Bedarf für effizientere Beleuchtungssysteme laut der Fondsgesellschaft Robecosam auf der Hand. Was das für Wachstumschancen birgt, zeigt eine Studie der Beratungsfirma McKinsey. Demnach wird sich der LED-Weltmarkt bis 2020 auf 65 Milliarden Euro mehr als versiebenfachen.

Forciert werden dürfte diese Entwicklung dabei auch durch den Gesetzgeber. Denn Regierungen weltweit versuchen mit entsprechenden Verboten, stromsparende Alternativen wie die noch vergleichsweise teuren LED-Lampen als Alternative zu den günstigeren, aber auch längst nicht so lange haltbaren Glühbirnen zu fördern. Bei der Lebensdauer ist derzeit bei herkömmlichen LED- Lampen von einer durchschnittlichen Einsatzzeit von 30.000 Stunden die Rede. Glühbirnen halten dagegen nur 1.000 Stunden durch.

Klingt viel versprechend, doch diese schönen Aussichten bedeuten noch lange nicht, dass alle Branchenvertreter auch Geld verdienen. Erschwert wird das Erzielen schwarzer Zahlen durch einen anhaltenden Preiskampf und der Herausforderung, nur mit neuen, innovativen Produkten die Nase gegenüber der Konkurrenz vorne behalten zu können. Auch deshalb kommt es auf Wahl der richtigen Aktien aus dem Sektor an. Diese sind offenbar in dem von Cannacord Genuity errechneten LED-Index enthalten, der LED-Halbleiter-Spezialisten und andere LED-Ausrüster beinhaltet. Seit 2007 hat dieser Index deutlich besser abgeschnitten als der S&P 500 Index. Allerdings war diese Entwicklung begleitet von heftigen Ausschlägen nach oben und nach unten. Der SSL-Index, der sich aus Leuchten-Herstellern zuammensetzt, war verglichen mit dem Gesamtmarkt nicht auffällig schwankungsfreudig, hat dafür aber auch nur leicht besser abgeschnitten als der S&P 500 Index.

Auf den nachfolgenden Seiten schauen wir uns an, was von fünf LED-Branchenvertretern zu halten ist, wobei darunter mit Osram und Aixtron auch zwei deutsche Unternehmen sind.

LED-Aktie Nummer eins: Osram Licht AG (WKN: LED400, 31,30 Euro)

Wie in der Branche üblich, geht es auch bei Osram Licht ausgesprochen volatil zu. Der Leuchten-Hersteller, der erst im Vorjahr nach einer Abspaltung vom Siemens-Konzern an die Börse kam, hatte zunächst eine tollen Börsenstart erwischt, musste zuletzt aber die meisten Kursgewinne wieder abgeben. Verantwortlich dafür war die Meldung, dass der Rückgang im Geschäft mit traditionellen Leuchtmitteln schneller von statten geht als intern erwartet und dies das Unternehmen zu verschärften Sparmaßnahmen zwingt. Dazu zählt der Abbau von weltweit knapp 8.000 Stellen. Das LED-Geschäft selbst wächst zwar kräftig, ist aber noch margenschwach. Für Osram geht es nun darum, hier die Profitabilität zu verbessern und eine Lösung für das schwächelnde Leuchten-Geschäft zu finden.

Wichtig ist es natürlich auch, die weltweit führende Stellung als Hersteller von Beleuchtungen für Autos (hauseigene Produkte sind in jedem zweiten Neuwagen vertreten) zu verteidigen. Werden die Hausaufgaben erfolgreich gemacht, winken vielleicht auch an der Börse wieder bessere Zeiten. Nachdenklich stimmt allerdings, dass es die Verantwortlichen ganz offenbar versäumt haben, sich auf den Wandel in der Branche rechtzeitig einzustellen. Ob es losgelöst von der ehemaligen Mutter künftig besser gelingt, strategischer zu denken, bleibt abzuwarten.

Wegen dieser offenen Frage du einem intakten charttechnischen Aufwärtstrend scheint es auch noch etwas zu früh zu sein, um hier auf eine nachhaltige Kurswende zu setzen. Die Bewertung erscheint bei einem laut Börse Online-Datenbank für 2015 erwarteten Gewinn je Aktie von 2,71 mit einem KGV von 11,55 zwar moderat, der Beweis, dass die Ergebnisprognose auch erreicht werden kann, steht nach den jüngsten Enttäuschungen aber erst noch an.

LED-Aktie Nummer zwei: Aixtron SE (WKN: A0WMPJ, 9,358 Euro)

Charttechnisch angeschlagen ist mit Aixtron auch das zweite deutsche Unternehmen aus der LED-Branche, das in diesem Beitrag besprochen wird. Der traditionell volatile Aktienkurs hat hier zuletzt den Rückwärtsgang eingelegt und die Notiz hat sich in Richtung untere Begrenzung der in den vergangenen Jahren gültigen Seitwärtsrange bewegt. Neben der allgemeinen Marktschwäche hat dieses Kursverhalten mit dem im abgelaufenen Quartal verbuchten Verlust zu tun. Dieser lag mit 11,6 Millionen Euro höher als die Analystenprognose von minus 9,3 Millionen Euro.

Das Aachener Unternehmen, das Anlagen für die Herstellung sogenannter Verbindungshalbleiter liefert, zu denen auch LED gehören, versucht zwar das Augenmerk der Marktteilnehmer auf den um 25 Prozent auf 38,2 Millionen Euro gestiegenen Auftragseingang zu lenken, für positive Kursimpulse reichte das aber nicht aus. Hoffnung setzt man hausintern auch auf eine neue, die Produktivität erhöhende MOCVD-Anlagengeneration. Diese soll dabei helfen, Marktanteile zu erobern.

Allerdings tut das auch Not, denn selbst wenn der laut Börse Online-Datenbank erwartete Dreh beim Ergebnis je Aktie von einem Verlust zu einem Gewinn von 0,16 Euro gelingen sollte, wäre die Bewertung noch immer sehr anspruchsvoll. Das KGV würde sich auf dieser Basis bei gut 58 bewegen. Zusammen mit der schwachen Charttechnik spricht das aktuell gegen ein Engagement bei dem TecDAX-Vertreter.

LED-Aktie Nummer drei: Zumtobel AG (WKN: A0JLPR, 14,31 Euro)

Deutlich besser sieht es bewertungstechnisch beim österreichischen Leuchten-Konzern Zumtobel aus. Werden die der Börse Online-Datenbank entnommenen Prognosen herangezogen, dann steigt der Gewinn je Aktie im Geschäftsjahr 2015/16 auf 1,38 Euro. Dabei würde sich das geschätzte KGV bei nur 10,4 bewegen. Allerdings hat auch das den Aktienkurs hier nicht vom Fallen abgehalten. Die Notiz ist zuletzt unter den mittelfristigen Aufwärtstrend gerutscht, was negativ zu interpretieren ist. Selbst die Fürsprache von mehreren Analysten wie denen bei JP Morgan, Raiffeisen Centro und Morgan Stanley konnte diese Entwicklung nicht verhindern, obwohl sich die Kurszielprognosen im Bereich von 19,00 bis 19,50 Euro bewegen. Geht es nach Morgan Stanley, dann verdient Zumtobel im Geschäftsjahr 2016/17 sogar 2,01 Euro.

Als Hoffnungsträger gelten vor allem die zukunftsträchtigen LED-Produkte, bei denen Zumtobel gut positioniert ist. Die Gesellschaft will zwar in diesem Jahr bis zu 600 Arbeitsplätze abbauen, mit dem LED-Geschäft geht es aber aufwärts und es ist kürzlich gelungen, einen zuvor sieben Quartale lang rückläufigen Umsatztrend zu stoppen. Die Umsätze im LED-Bereich stiegen im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2013/14 konkret um 73 Prozent auf 127 Millionen Euro und machen damit bereits 40 Prozent des Gesamtumsatzes nach 25 Prozent im Vorjahresquartal aus.

Der Vorstand bestätigte zudem die Finanzziele für das Geschäftsjahr 2014/15, die aus einer adjustierten EBIT-Marge von fünf bis sechs Prozent sowie einem Umsatzwachstum von drei Prozent bestehen. Als Anleger sollte man bei Zumtobel ein Ende der jüngsten Kursschwäche abwarten. Sobald der Kurs einen Boden gefunden, ist der Titel aber interessant, sofern sich die erwähnten Gewinnprognosen nicht als Luftnummern entpuppen.

LED-Aktie Nummer vier: Stanley Electric Co. Ltd. (WKN: 854313, 18,505 Euro)

Vergleichsweise gut hat den jüngsten Schwächeanfall an den Börsen der Aktienkurs von Stanley Electric überstanden. Dabei handelt es sich um einen japanischen Autozulieferer, der LEDs für Autos und Motorräder herstellt. Laut Wikipedia entwickelte Stanley Electric die weltweit erste LED-basierte Bremsleuchte.

Die Hoffnung auf Margenverbesserungen hat hier die Notiz schon seit Ende 2012 kräftig nach oben geschoben, der intakte charttechnische Aufwärtstrend verspricht aber, dass hier das Ende der Kursfahnenstange noch nicht erreicht ist. Die Zahlen für das erste Quartal 2014/15 sind zwar nur durchwachsen ausgefallen, die Gesamtjahresprognose wurde vom Vorstand aber bestätigt.

Erreicht werden sollen die Vorgaben auch mit Hilfe der eingeleiteten Rationalisierungen, die demnächst verstärkt Früchte tragen sollten. Laut Bloomberg-Daten bewegt sich das KGV auf Basis der von Analysten für das laufende Geschäftsjahr erwarteten Gewinns bei 14,3. Das ist vertretbar, wenn man auch für die beiden Geschäftsjahre danach weiter steigende Gewinne in einer Größenordnung von jeweils rund zehn Prozent unterstellt.

LED-Aktie Nummer fünf: Universal Display Corp. (WKN: 917585, 22,911 Euro)

Hierzulande bisher nicht so bekannt ist die Aktie von Universal Display. Dahinter verbirgt sich ein Hersteller organischer Leuchtdioden. Dieses Geschäft ist interessant, weil sich das Material auch für eine Verwendung bei biegsamen Bildschirmen oder bei elektronischem Papier eignet.

Die Aktie selbst hat es in den vergangenen Jahren aber nicht mehr geschafft, die Anleger aus der Reserve zu locken. Dabei sind die Zahlen für das zweite Quartal mit einem Gewinn je Aktie von 0,44 Dollar über den im Konsens erwarteten 0,40 Dollar ausgefallen. Gemessen am Hoch des Jahres 2011 bewegt sich die Notiz trotzdem noch immer in einem Abwärtstrend.

Große Erwartungen auf steigende Kurse hegen aber die Analysten von Goldman Sachs. Sie veranschlagen das Kursziel auf 44 Dollar, was bei Zielerreichung einem Kursplus von gut 35 Prozent entsprechen würde. Auf Basis der Gewinnschätzungen von Goldman Sachs beläuft sich das KGV für 2015 hier auf knapp 16 und bei Herausrechnung der liquiden Mittel auf unter 13. Das werde den guten Zukunftsaussichten der organischen Leuchtdioden nicht gerecht, insbesondere dann nicht, falls es wie erhofft gelingt, demnächst neue Großkunden zu gewinnen.

Entwicklung des LED-Index im Vergleich mit dem S&P 500 Index

Source: Thomson Reuters, Canaccord Genuity


Entwicklung des SSL-Index im Vergleich mit dem S&P 500 Index

Source: Thomson Reuters, Canaccord Genuity