Seit Jahren geht der Bierkonsum in Deutschland zurück. Der Genuss von teurem Wein, Schnaps und Likören nimmt dagegen zu. Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Von dieser Entwicklung profitieren Spirituosenhersteller wie Pernod Ricard. Die Aktie des französischen Traditionsunternehmens ist seit Wochen auf Höhenflug. Seit Oktober 2014 hat sich der Börsenwert fast ver­doppelt. Vorstandschef Alex­andre Ricard hat überdies Aktienrückkäufe über eine Milliarde Euro geplant. Mehr noch: Anlegern will er auch eine höhere Ausschüttung spendieren, um 32 Prozent soll sie steigen.

Die weltweite Nummer 2 im Spirituosengeschäft hinter dem britischen Konzern Diageo profitiert besonders stark von der hohen Nachfrage in den USA, in Indien und vor allem in China. Dort zogen die Verkäufe zuletzt um über 20 Prozent an. Der Pariser Konzern arbeitet zudem ­intensiv daran, seine Präsenz in lukrativen Märkten zu erweitern. So bauen die Franzosen im chinesischen Emeishan als erster ausländischer Konzern eine eigene Destillerie, die 2021 in Produktion gehen soll.

Auch andernorts ist Pernod Ricard aktiv: Im August wurde die texanische Whiskey-Brennerei Firestone & Robertson geschluckt. Für den Herbst ist geplant, den US-Schnapshersteller Castle Brands mit der Marke ­Jefferson’s Bourbon Whiskey zu übernehmen. Die Kunden schätzen laut Pernod Ricard zunehmend Marken mit Geschichte und Qualität. Die Zielgruppe wird zudem immer jünger und weiblicher. Vertrieben werden die einzelnen Marken in über 160 Ländern. In China und Indien sind die Franzosen bereits klarer Marktführer.

Fokus auf Premium


Das Portfolio des Konzerns mit über 30 verschiedenen Marken zeichnet sich besonders durch hochklassige und hochpreisige Produkte aus. Besonders in Industrieländern trinken die Verbraucher zwar insgesamt weniger, dafür aber qualitativ höherwertige Produkte.

Einen besonderen Boom erleben im Moment klassische Spirituosen wie Wodka oder Whiskey. Aber auch Getränke wie Gin oder Pastis erfreuen sich eines modischen Revivals. Weil sich die Geschmäcker erfahrungs­gemäß schnell ändern, ist es für Pernod Ricard wichtig, eine große Auswahl an Produkten anbieten zu können.

Dass die Strategie aufgeht, zeigen die jüngsten Jahresergebnisse. Im Geschäftsjahr 2019 bis Ende Juni erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von neun Milliarden Euro - und dabei einen Gewinn von beeindruckenden 1,6 Milliarden Euro. Haupttreiber waren die Marken Jameson, Ballantine’s und Havana Club. Das meistverkaufte Getränk war die Wodkasorte Absolut. Für die laufende Periode rechnen die Franzosen mit einem bereinigten Gewinnwachstum zwischen fünf und sieben Prozent. Analysten von Bernstein sehen sogar höheres Wachstumspotenzial: Im vergangenen Jahr, so Bernstein, sei das Unternehmen mit einer ähnlich konservativen Prognose ­gestartet und hätte diese dann gleich zweimal erhöht.

Trumps Zollkeule


Das Geschäftsmodell scheint auch angesichts der sich weltweit verschlechternden wirtschaftlichen Lage auf sicheren Füßen zu stehen. Negativ für den Kursverlauf hat sich vor einigen Tagen allerdings die Warnung von US-Präsident Donald Trump ausgewirkt: Dieser droht, als Reaktion auf die französische Digitalsteuer Strafzölle auf alkoholische Getränke aus Frankreich zu erheben. Daraufhin gab die Aktie nach.

Doch selbst wenn Trump seine Drohung wahr machen sollte, hätte Pernod Ricard nur gedämpfte Einbußen zu fürchten: Über 70 Prozent des Umsatzes werden außerhalb der USA erzielt - und dank der jüngsten Zukäufe steigt dort der Anteil der heimischen Marken. Laut Unternehmen wären nur zehn Prozent Umsatz betroffen.

Höhenrausch: Teure Spirituosen sind weltweit beliebt. Das Geschäft gilt als sehr krisensicher. Die Kursdelle ist eine Chance.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 200,00 Euro
Stoppkurs: 139,00 Euro