Wer auf der Suche nach einem grundsoliden Mittelständler mit einer weltweit technologischen Top-Position ist, sollte sich jetzt Pfeiffer Vacuum ansehen. Das im TecDAX gelistete Unternehmen hat nach einer zweijährigen Durststrecke zuletzt zwei exzellente Quartale hingelegt. Aus charttechnischer Sicht ist die Aktie dabei, aus ihrer Seitwärtsbewegung nach oben auszubrechen. Mittel- bis langfristig will die neue Vorstandsvorsitzende Britta Giesen die Marktanteile in neuen Zielmärkten vergrößern. Dazu zählen die Solarenergie, die Medizintechnik und die biopharmazeutische Industrie.

Zurück zu alter Margenstärke

Im Gegenzug will Pfeiffer Vacuum die Abhängigkeit von der zyklischen Halbleiterindustrie verringern. Die wieder anziehende Nachfrage bei den Chipherstellern ist auch die treibende Kraft für den neuen Aufschwung. Zu den Abnehmern der Vakuumpumpen und der Analyse- und Messgeräte zählen zudem die Hersteller von optischen Linsen, Monitoren, Autoelektronik und medizinischen Geräten. Beim Umsatz legte Pfeiffer Vacuum im zweiten Quartal um 34,3 Prozent auf 199,5 Millionen Euro zu. Der Nachsteuergewinn schnellte gegenüber dem zugegebenermaßen schwachen Vorjahresquartal um fast das Vierfache auf 17,9 Millionen Euro nach oben. Wie voll die Auftragsbücher sind, untermauert der Auftragseingang auf Halbjahresbasis: Aus dem Zuwachs von 42,6 Prozent auf 451,6 Millionen Euro ergibt sich ein Book-to-Bill-Ratio von 1,15.

Die Umsatzprognose für 2021 hat Pfeiffer Vacuum auf 710 bis 730 Millionen Euro angehoben. Im Idealfall entspricht das einem Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die operative Marge soll sich auf zwölf bis 13 Prozent verbessern. Damit kommt das Rekordniveau von 14,4 Prozent aus dem Jahr 2018 wieder in Reichweite, zumal Währungseffekte wie der schwache US-Dollar zurzeit auf die Marge drücken.

Die traditionell stabile Bilanz tut ein Übriges, um Pfeiffer Vacuum als Renditeperle zu qualifizieren. Die liquiden Mittel beliefen sich zuletzt auf 123,6 Millionen Euro - bei einer Eigenkapitalquote von 58,5 Prozent und einer Nettoverschuldung, die bei null liegt. Das 2022er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23,8 ist angesichts der hohen Profitabilität nicht übertrieben, ebensowenig das Verhältnis von Börsenwert zu erwartetem Umsatz für 2021, das sich bei knapp 2,4 bewegt. Eine gute Chance, jetzt einzusteigen.

 


INTERVIEW

"Wir sind bis zum Anschlag ausgelastet"

Es gibt idealere Zeitpunkte, als mitten in der Corona-Pandemie als externe Managerin in einer Traditionsfirma zu beginnen. Die promovierte Wirtschaftsingenieurin Britta Giesen startete im Oktober 2020 als Vorstand und übernahm dann Anfang 2021 den Posten als Vorstandsvorsitzende bei Pfeiffer Vacuum. Parallel zum Ziel, Umsatz und Rendite wieder auf alte Höchstwerte zu trimmen, will Pfeiffer Vacuum unter Giesen die eigenen Produkte besser in Zukunftsmärkten wie erneuerbare Energien, Nanotechnologie oder Biotechnologie positionieren.

Börse Online: Haben Sie damit gerechnet, dass Pfeiffer Vacuum nach dem starken ersten Quartal noch einen draufsetzt?

Britta Giesen: Tatsächlich war es keine große Überraschung für uns. Typischerweise haben wir beim Auftragsbestand eine gute Voraussicht auf die nächsten zwei bis drei Monate. Insofern wussten wir schon etwa zu Ostern, dass das zweite Quartal auch sehr stark ausfallen wird, weil wir sehen konnten, dass sich alle Geschäftsbereiche sehr gut entwickeln.

Profitiert Pfeiffer Vacuum in besonderer Weise vom Chipmangel, der ganzen Industriezweigen zu schaffen macht?

Der aktuelle Chipmangel betrifft verstärkt die Automobil- und Elektronikindustrie. Unsere Kunden, also Chiphersteller und Anlagenbauer, investieren deshalb kräftig in ihre Produktionskapazitäten. Dafür benötigen sie unsere Produkte, wie etwa Vakuumpumpen. Aber auch unser zweites Marktsegment - Analytik, Industrie und Forschung und Entwicklung - entwickelt sich sehr gut.

Die Jahresprognose läuft auf ein Rekordergebnis hinaus. Wie ist das zu schaffen?

Insbesondere die Nachfrage aus dem Chipsektor, in dem wir rund 53 Prozent unseres Umsatzes im ersten Halbjahr erzielten, bleibt unvermindert hoch. Davon profitiert vor allem das Asien-Geschäft. Aktuell sind unsere Kapazitäten bis zum Anschlag ausgelastet.

Läuft Pfeiffer Vacuum hier nicht Gefahr, in die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China zu geraten?

Es zeichnet sich ab, dass Chiphersteller wieder mehr in den USA investieren werden. Für uns könnte das mittelfristig zur Folge haben, dass der Nordamerika-Anteil am Gesamtumsatz steigen wird.

Erwarten Sie über 2021 hinaus einen Halbleiterboom?

Die Chipindustrie wird ihren zyklischen Charakter behalten, aber in den nächsten Jahren kontinuierlich wachsen. In den verschiedensten Produkten werden immer mehr Chips eingebaut, wie etwa beim autonomen Fahren in der Automobilindustrie. Aber auch in anderen unserer Zielmärkte wie in der Solarindustrie, der Glasproduktion für den Bausektor oder der Medizintechnik und Pharmazie wird die Nachfrage hoch bleiben.

Wo lässt sich noch ansetzen, um die zuletzt wieder auf 12,3 Prozent verbesserte Ebit-Marge weiter zu steigern?

Wir haben in allen Prozessabläufen noch Effizienzpotenziale. Durch weiteren Produktionshochlauf können wir auch noch schneller mehr liefern und durch unser neu aufgestelltes globales Einkaufsteam in Zukunft weitere Kostenersparnisse realisieren.

Können sich die Anleger angesichts der aktuellen Geschäftsentwicklung auf eine höhere Ausschüttungsquote freuen?

Wir haben eine gute Ausgangsbasis, mit steigenden Gewinnen und höherer Liquidität die Aktionäre an dieser Entwicklung zu beteiligen. Die Ausschüttungsquoten werden wir weiterhin an der aktuellen Situation des Unternehmens sowie der Marktüblichkeit ausrichten.

Wie will sich Pfeiffer Vaccum auf Sicht der nächsten drei Jahre aufstellen?

Wir wollen Technologie, Produktion und Logistik mit den wachsenden Märkten weiterentwickeln. Dazu arbeiten wir gerade an einer Strategie, wie wir uns künftig noch besser in unseren Märkten positionieren. Die entsprechenden Ergebnisse werden im Januar vorliegen.

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