So geht der Konkurrent von Siemens Healthineers beim Umsatz ohne die Effekte von Übernahmen oder Wechselkursveränderungen nur noch von einem Anstieg im niedrigen einstelligen Prozentbereich aus, wie Philips am Montag in Amsterdam mitteilte. Bei der Marge gemessen am bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Firmenwerte (Ebita) werde nur noch mit einer leichten Verbesserung gerechnet. Bei beiden Werten war Philips zuletzt noch etwas optimistischer.

Als Grund nannte Konzernchef Frans van Houten auch die Knappheit an elektronischen Chips. "Es ist eine Frage von Chips und Schiffen", sagte er Bloomberg Television. Er versuche, mehr Luftfrachtkapazitäten zu bekommen und arbeite intensiv mit den Zulieferern daran, alternative Komponenten zu beschaffen. Unternehmen aus allen Branchen weltweit leiden infolge der Corona-Pandemie unter Logistikproblemen und der Knappheit bei Produkten von Halbleitern bis zu Plastik.

Auch mit Blick auf das Mittelfristziel enttäuschen die Nachrichten. So will Philips bis 2025 jährlich ein Umsatzplus von 5 bis 6 Prozent generieren. Das wäre in etwa das, was sich der Vorstand ursprünglich für das vergangene Jahr vorgenommen hatte. 2020 konnte das Unternehmen die Erlöse kaum steigern. Unterdessen soll der freie Mittelzufluss mittelfristig bei mehr als zwei Milliarden Euro liegen. Im vergangenen Jahr lag dieser noch bei rund 1,85 Milliarden Euro.

Analyst James Vane-Tempest von der Investmentbank Jefferies zeigte sich allerdings kaum verwundert. Der gesenkte Ausblick des Medizintechnikkonzerns liege nun auf dem Niveau der Markterwartungen, schrieb er in einer Studie. David Adlington von der US-Bank JPMorgan hält es sogar für möglich, dass die Analysten ihre Ziele weiter nach unten korrigieren.

Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres sank der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 7,6 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn fiel um ein Viertel auf 512 Millionen Euro. Damit enttäuschte das Unternehmen die Erwartungen der Experten.

Vor allem das Segment Connected Care blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum brach der Umsatz dort um Sondereinflüsse und Wechselkurseffekte bereinigt um fast 40 Prozent ein. Das Management erklärte den rapiden Rückgang mit der hohen Corona-Nachfrage im Vorjahresquartal. Weil in der Pandemie die Produkte deutlich mehr benötigt wurden und mittlerweile weniger, sei die Zahl etwa für Krankenhausgeräte zur Patientenüberwachung zurückgegangen.

Zudem belastete ein Rückruf bestimmter Beatmungsgeräte den Konzern. Philips hatte auf mögliche Gesundheitsrisiken in Zusammenhang mit akustischem Dämmschaum in einigen seiner Geräte hingewiesen. Rund 3,5 Millionen Geräte sollen betroffen sein. Konzernchef van Houten sagte, dass in den Rückstellungen in Höhe von rund 500 Millionen Euro mögliche Kosten für Rechtsstreitigkeiten noch nicht eingerechnet seien.

Besser stand es dagegen um die größte Sparte Diagnose und Behandlungen, die auf vergleichbarer Basis um zehn Prozent zulegte. Dabei profitierte der Konzern unter anderem von einer starken Nachfrage bei bildbegleitenden Therapien, bei der ein zweistelliges Plus verzeichnet wurde. Die Diagnostik mit Ultraschall sei im hohen einstelligen Bereich gewachsen, hieß es.

An der Börse führte die gesenkte Prognose und die schwachen Zahlen zuletzt zu einem deutlichen Minus, nachdem sich das Papier zu Beginn noch ganz gut behaupten konnte. Am Nachmittag büßte die Aktie rund vier Prozent ein und lag damit am Ende des Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50). Philips zählt seit einiger Zeit zu den größten Verlierern unter den europäischen Standardwerten.

Seit dem Mehrjahreshoch von etwas mehr als 50 Euro im April sank der Kurs um fast 30 Prozent auf zuletzt nur noch knapp 37 Euro. Das Unternehmen ist damit an der Börse nur noch 33,7 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung der Siemens-Tochter Siemens Healthineers legte im gleichen Zeitraum um rund ein Fünftel auf 64 Milliarden Euro zu.

dpa-AFX