Neuer Chef, weniger Elektroautos, mehr Luxus. Mit dieser Strategie will Porsche die Marge nach oben bringen. Der Markt scheint daran zu glauben, der Aktienkurs hat sich von den Tiefständen gelöst.

Mit Michael Leiters übernimmt ab Januar ein ausgewiesener Luxus- und Sportwagenexperte das Ruder bei der Porsche AG — und das zu einem denkbar schwierigen Zeitpunkt. Die traditionsreiche Zuffenhausener Marke befindet sich in einer der größten Umbruchphasen ihrer Geschichte: Margendruck, ein schwächelndes China-Geschäft, hohe US-Importzölle und ein stockender Hochlauf der Elektromobilität setzen dem Konzern zu. 

Bis 2029 sollen 3900 Arbeitsplätze wegfallen, davon 1900 Festanstellungen und 2000 befristete Verträge. Die Maßnahme erfolgt sozialverträglich, ohne betriebsbedingte Kündigungen, und soll durch Fluktuation und freiwillige Programme abgefedert werden. Ziel ist es, jährlich rund 400 Millionen Euro einzusparen. Die Elektroziele werden unter Leiters Führung deutlich zurückgestellt. 

Stattdessen rücken wieder die Kernkompetenzen in den Fokus: hochmargige, exklusive Modelle wie der 911 und neue, attraktive SUVs mit Verbrenner- und Hybridantrieb. Experten sehen in dem Kurswechsel die einzige Chance, die Profitabilität zurückzuerobern und Porsche langfristig auf Augenhöhe mit Ferrari und Lamborghini zu bringen.

Zwischen Luxus und Volumen 

Die aktuellen Geschäftszahlen unterstreichen den Handlungsdruck: In den ersten neun Monaten 2025 sank der Umsatz um sechs Prozent auf 26,9 Milliarden Euro, die Auslieferungen gingen ebenfalls um sechs Prozent auf 212 509 Fahrzeuge zurück. Besonders drastisch ist der Gewinneinbruch: Das operative Ergebnis fiel auf nur noch 40 Millionen Euro — ein Absturz von mehr als vier Milliarden Euro im Vorjahr. Die operative Umsatzrendite lag mit 5,5 Prozent weit unter den ursprünglichen Zielmarken. 

Für das Gesamtjahr erwartet Porsche eine Rendite von 6,5 bis 8,5 Prozent. Die „Road to 20“, also die Rückkehr zur 20-Prozent-Marge, ist in weite Ferne gerückt. Auch der Netto-Cashflow ist unter Druck, die Marge lag zuletzt bei 5,6 Prozent. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern mit nur drei bis sechs Prozent. Diese Entwicklung hat auch den Aktienkurs stark belastet. Nach dem Hoch im vergangenen Jahr folgte ein deutlicher Rücksetzer: Anleger reagierten enttäuscht auf die mehrfachen Gewinnwarnungen und die schwachen Quartalszahlen. Viele institutionelle Investoren sind vorsichtiger geworden, da Unsicherheit herrscht, ob Porsche der Spagat zwischen Luxus- und Volumenstrategie gelingt. 

Der Glaube an den Turnaround ist jedoch da: Vom Tief hat sich der Aktienkurs wieder um 20 Prozent erholt. Die Modelloffensive läuft. Der Cayenne, Bestseller und Zugpferd im Portfolio, wurde umfangreich überarbeitet und ist als Verbrenner sowie als Plug-in-Hybrid gefragt. Der 911 bleibt das Herzstück der Marke, und sichert hohe Margen. So ist etwa der 911 Turbo S bis 2027 ausverkauft. Der neue Luxus-SUV K1 kommt zunächst nur als Verbrenner und Hybrid. Trotz Gegenwind ist Porsche finanziell solide aufgestellt, die Dividende soll auch 2025 gehalten werden. Die „Road to 20“ bleibt das Ziel, auch wenn der Weg dorthin länger wird als gedacht. Mittelfristig ist das Ziel, die Rendite wieder auf 15 bis 17 Prozent nach oben zu bringen. Wer an die Marke und die Luxusstrategie glaubt, sollte zugreifen. Wir passen den Ziel- und Stoppkurs leicht nach oben an.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst in der aktuellen BO Ausgabe. Hier geht es zum Magazin.

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