2021 hat sich zum Rekordjahr für die Branche entwickelt. Speziell die größten börsennotierten Beteiligungsfirmen und deren Anleger profitieren. Von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Das Geschäft mit Unternehmensbeteiligungen floriert. Den deutlichsten Indikator dafür liefert die Börse: Gelistete Private-Equity-Firmen haben sich am Aktienmarkt in diesem Jahr besser entwickelt als nahezu jede andere Branche. €uro-am-Sonntag-Leser, die regelmäßig auf die Top/Flop-Tabellen im Fondskursteil blicken, haben es längst bemerkt: Seit Monaten rangieren dort in der Kategorie "Aktienfonds weltweit" zwei Indexfonds (ETFs) an der Spitze, die auf börsennotierte Beteiligungsunternehmen setzen.

Der erstplatzierte ETF des Anbieters Xtrackers erzielte bis zur jüngsten Börsenkorrektur infolge der Omikron-Verunsicherung einen Wertzuwachs von mehr als 70 Prozent seit Jahresanfang. Gemessen am breiten Aktienmarkt in Form des MSCI-World-Index weist der ETF auch aktuell noch einen Mehrrendite von gut 35 Prozentpunkten auf.

Ebenfalls sehr gut abgeschnitten hat das zweite Indexportfolio von iShares. Auffallend ist dennoch der deutliche Performance-Unterschied der beiden Anlagevehikel. Ein eher ungewöhnliches Phänomen in der ETF-Sphäre, in der die Produkte ja nur vorgegebenen Indizes folgen und kein aktives Management betrieben wird.

Zwei Indizes, große Unterschiede

Der Schlüssel liegt tatsächlich in den Indizes. Der Xtrackers-ETF setzt auf den relativ konzentrierten LPX Major Market, ein Aktienbarometer des in Zürich beheimateten Researchhauses LPX. Der Indexfonds von iShares nutzt dagegen eine Benchmark des Anbieters Standard & Poor’s (S & P), die die Wertentwicklung von rund 70 Aktien aus dem Private-Equity-Sektor nachvollzieht. "Der LPX Major Market konzentriert sich auf die 25 größten Firmen der Branche", erklärt Michel Degosciu, Geschäftsführer von LPX. Dass es einen so engen Index überhaupt gibt, sei auf die Branchensituation im Jahr 2004 zurückzuführen, so Degosciu im Interview unten.

Das hervorragende Abschneiden des Major-Markets-Index belegt, wo aktuell bei Private Equity die Musik am lautesten spielt: bei den großen Gesellschaften. Dazu zählen vor allem Blackstone, KKR, Apollo und Carlyle Group aus den USA, EQT aus Schweden oder die Partners Group aus der Schweiz. Sie können sich im Niedrigzinsumfeld vor neuen Geldzuflüssen kaum retten.

Diese Mittel haben sie im vergangenen Jahr während der Covid-Krise für günstige Zukäufe eingesetzt. Im Zuge des Aufschwungs "haben die Investoren bei Börsengängen und Verkäufen dann Kasse gemacht", so Degosciu. "Viele haben aus einem sehr guten Umfeld das Beste herausgeholt."

Das Ende der Fahnenstange ist noch längst nicht erreicht. 2021, das steht schon fest, ist ein Rekordjahr für Fusionen und Übernahmen. Das zusammengerechnete Volumen aller Transaktionen dürfte dieses Jahr wohl bei mehr als fünf Billionen US-Dollar liegen. Damit wird das bisherige Rekordjahr 2007 mit einem Wert von 4,6 Billionen Dollar locker übertroffen. Dabei ist der Anteil, den Private-Equity-Häuser im Rahmen von Fusionen und Übernahmen einnehmen, höher denn je. Nach Daten der Investmentbank Goldman Sachs liegt er bei mittlerweile 43 Prozent.

Die Finanzinvestoren beschleunigen damit den Trend, dass sich die Industrie mehr und mehr aufspaltet. Das zeigt sich an Unternehmen wie dem US-Mischkonzern General Electric, der seine Geschäftsfelder Gesundheit, Luftfahrt und Energie künftig als eigenständige Einheiten an die Börse bringen will (s. €uro am Sonntag 48/2021). Aber auch andere Großkonzerne sind bestrebt, kleinere Sparten abzuspalten und damit ungenutztes Potenzial zu heben. Denn in der Mathematik der Börse sind mehrere agile Teile unter dem Strich mehr wert als ein dröges Konglomerat.

Bei Operationen dieser Art reicht Private Equity gern die Hand. In vielen Fällen übernehmen nämlich Finanzinvestoren die Randaktivitäten, bauen diese um oder aus und reichen sie nach ein paar Jahren für einen wesentlich höheren Preis weiter.

Europäische Telekoms im Visier

Als aktuelles Spielfeld haben sich Beteiligungsgesellschaften die europäische Telekommunikationsbranche ausgesucht. Das beweist die milliardenschwere Offerte des US-Finanzinvestors KKR für die Telecom Italia. Hintergrund ist, dass die Regulierung im Netzbereich gelockert wurde. Investoren erwarten nun höhere Renditen, wenn sie die Netze von den Verbrauchergeschäften trennen. Nach Angaben der "Börsenzeitung" entfallen 41 Prozent der Private-Equity-Deals in Europa auf Informations- und Kommunikationstechnik.

Auch 2022 dürfte nach Erwartung von Branchenkenner Degosciu ein gutes Jahr für börsennotierte Beteiligungsgesellschaften werden. Selbst wenn die Inflation sich in den kommenden Monaten auf einem höheren Niveau einpendeln sollte, dürfte sich die Anlageklasse aufgrund ihres Sachwertcharakters relativ stabil halten.

Die Kursrally bei den großen Finanzinvestoren dieses Jahr spornt jedenfalls die Konkurrenz an: Mit Ardian aus Frankreich und CVC aus Großbritannien denken aktuell zwei große europäische Private-Equity-Häuser über eine Börsennotierung nach.
 


INVESTOR-INFO

Xtrackers LPX Private Equity

Auf die Großen setzen

Der Private Equity Major Market Index von LPX bildet die Wertentwicklung der 25 größten börsengehandelten Beteiligungsgesellschaften weltweit ab. Mit dem Xtrackers-ETF können Anleger partizipieren. Die Großen der Branche wie KKR, Blackstone, Partners Group, EQT und Carlyle Group sind mit jeweils um die zehn Prozent hoch gewichtet.

LP Active Value Fund

Auf die Günstigen setzen

Sein Know-how bei Listed Private Equity bringt das Züricher Researchhaus LPX direkt bei diesem Portfolio ein. Anlageuniversum bilden Beteiligungsgesellschaften, deren Aktienkurs einen deutlichen Discount zum Nettovermögenswert (NAV) aufweist. Das Portfolio ist weniger volatil, allerdings auch nicht so renditestark wie der ETF.

 


Michel Degosciu - Geschäftsführer von LPX in Zürich

"Langfristig zehn bis 15 Prozent sind realistisch"

Private Equity: » Wer breit in börsennotierte Beteiligungsfirmen investieren will, kommt an den Indizes von LPX kaum vorbei. Was es dabei zu beachten gilt, wie die Aussichten fürs kommende Jahr sind

Euro am Sonntag: Der Index LPX Major Market mit 25 Titeln schneidet dieses Jahr besser ab als breiter streuende Indizes. Zählt aktuell Größe in dieser Branche?

Michel Degosciu: So ist es. Aber diese Entwicklung beobachten wir ja auch in anderen Sektoren, dass gerade die großen Player am meisten vom Aufschwung profitieren.

Warum haben Sie denn einen so vergleichsweise engen Index?

Als wir 2004 die Indizes auflegten, gab es im Private-Equity-Sektor einige Aktien, die eine relativ geringe Börsenliquidität hatten. Um insbesondere ETFs eine investierbare Benchmark bieten zu können, haben wir beim LPX Major Market strengere Liquiditätskriterien angesetzt und weniger Titel aufgenommen. Mittlerweile ist das Segment deutlich liquider geworden.

Ist es für Anleger nicht etwas riskant, auf nur so wenige Unternehmen in diesem Bereich zu setzen?

Nein, auch mit 25 Aktien hat man dort ja eine breite Diversifizierung. Sie dürfen nicht vergessen, dass jedes dieser 25 Private-Equity-Unternehmen wiederum in eine Vielzahl an Firmen investiert ist.

Ist nach dem starken Wertzuwachs in diesem Jahr 2022 noch Luft nach oben bei Listed Private Equity?

Da bin ich sehr optimistisch. Denn aktuell sehen wir in dem Sektor noch keine Überbewertung. Und viele institutionelle Investoren wie Pensionskassen sind noch nicht groß investiert. Natürlich wäre es unrealistisch zu erwarten, dass Listed Private Equity 2022 noch einmal so eine Rekordperformance hinlegt wie in diesem Jahr. Aber im Schnitt kann man eine jährliche Wertentwicklung von zehn bis 15 Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren erwarten.