Die Senderkette ProSiebenSat.1 hat mit fallenden Werbeeinnahmen im TV-Bereich zu kämpfen. Das bekam der Medienkonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr zu spüren. So ging in 2019 der bereinigte operative Gewinn um 14 Prozent auf 872 Millionen Euro zurück.

Vor allem wegen geringere Sondereffekte als im Vorjahr, legte jedoch der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um 66 Prozent auf 413 Millionen Euro zu. Dennoch wird den Anteilseignern eine Dividende von nur 0,85 Euro je Aktie vorgeschlagen, nach 1,19 Euro ein Jahr zuvor.

Für 2020 erwartet das ProSieben-Management aufgrund von Investitionen einen bereinigten operativen Gewinn zwischen 800 und 900 Millionen Euro. Der angepeilte Konzernumsatz von 4,2 bis 4,3 Milliarden würde zwar eine leichte Steigerung von vier Prozent gegenüber 2019 bedeuten, kam jedoch bei Analysten nicht gut an.

Dies sei weniger als vom Markt erwartet wurde, schrieb Analyst Christoph Bast vom Bankhaus Lampe. "Im Hinblick auf den zunehmenden Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Zuschauer, die Budgets der Werbeindustrie und attraktive Inhalte wird die Marge im Unterhaltungsgeschäft weiterhin unter Druck bleiben", gab Harald Schnitzer von der DZ Bank zu bedenken.

Ausbau des Digitalgeschäfts als Wachstumsmotor


Künftig will das Medienunternehmen verstärkt Erlöse aus Digital-Geschäften generieren. Passend hierzu hat ProSiebenSat.1 die Übernahme des Dating-App-Entwicklers Meet Group aus den USA angekündigt. Dazu bietet die deutsche Senderkette - zusammen mir dem US-Finanzinvestor General Atlantic, den Meet-Aktionären 6,30 Dollar je Anteilsschein - insgesamt 500 Millionen Dollar.

ProSieben hält künftig 55 Prozent und der US-Finanzinvestor 45 Prozent an der neuen Gesellschaft. Meet entwickelt Anwendungen, die Live-Chats zwischen den Unsern ermöglichen und ist Betreiber verschiedener Social Entertainment- und Social Dating-Apps wie Lovoo und Tagged.

Von dem Zukauf verspricht sich die Mediengruppe eine Stärkung seiner E-Commerce-Tochter NuCom. Hier werden die Digital-Beteiligungen der Senderkette zusammengefasst. Dazu zählen unter anderem die Partnervermittlungen Parship, ElitePartner und das Vergleichsportal Verivox. Allein die Parship-Gruppe hat Angaben von ProSiebeSat.1 zufolge, einen Unternehmenswert von 726 Millionen Euro.

ProSieben-Chef Max Conze sagte zur Übernahme: "Sie bringt uns unserem Ziel einen deutlichen Schritt näher, einen führenden globalen Player im Online-Dating-Markt zu schaffen."

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Es bleibt abzuwarten ob die geplante Digitalstrategie der Sendergruppe den Nerv der zahlenden Kunden und der Werbetreibenden triff und in diesem Segment nachhaltige Gewinne eingefahren werden können. Aber die enttäuschende Prognose des Medienkonzerns für das Geschäftsjahr 2020 hat am Donnerstag schon einmal eine erste Verkaufswelle ausgelöst.

Die ProSiebenSat1.-Aktie rutschte im Mittagshandel rund 9,7 Prozent auf 9,91 Euro ab - so tief wie seit zehn Jahren nicht mehr. Weil eine zweite Verkaufswelle mit einem weiteren Kursverlust nicht ausgeschlossen ist, setzen wir den Titel von ProSiebenSat1 vorerst auf "Beobachten".

Sehr spekulative und mutige Anleger könnte ein Kursniveau unter zehn Euro auch nutzen, um eine kleine Position aufzubauen.

Kursziel: 13,00 Euro
Stoppkurs: 6,50 Euro