Für Alfred Schopf ist die schwache Auftragsentwicklung im ersten Quartal "kein Grund zur Sorge. Aus unserer Sicht sind das Verschiebungen ins zweite Halbjahr und das Jahr 2021 hinein", so der Chef von PVA Tepla gegenüber BÖRSE ONLINE. Bereinigt um zwei Großaufträge konnte der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr nicht zulegen.

Die Nachfragetreiber der Hessen dürften jedoch nicht nachhaltig unter der Corona-Pandemie leiden. In den Maschinen des Hightechunternehmens wachsen Silizium-Einkristalle heran, das Ausgangsmaterial für jeden Computerchip. Dabei steigt der Bedarf nicht nur, weil in immer mehr Geräten Halbleiter verbaut werden, sondern auch weil China den Markt antreibt. Bis 2025 will das Reich der Mitte 50 Prozent seiner Chipnachfrage aus eigener Produktion bedienen. PVA Tepla erzielt rund 66 Prozent seiner Umsätze mit Kristallzucht-, Inspektions- oder weiteren Fertigungsanlagen für die Halbleiterindustrie. Das restliche Geschäft wird mit Industrie- und Vakuumanlagen gemacht. Mit insgesamt 161 Millionen Euro liegen dabei laut Schopf genug Aufträge vor, um die Produktion "bis weit in die erste Jahreshälfte 2021 hinein" auszulasten.

Rentabler Rutsch

Weil viele Aufträge aus Asien stammen, leiden die Hessen dennoch unter dem Virusausbruch. Weder der Vertrieb noch die PVA-Ingenieure kommen zum Kunden, was Aufbau und Abnahme der Maschinen verzögert. Besonders im zweiten und dritten Quartal könnten die Geschäfte daher deutlich leiden. Für 2020 schließt PVA Tepla stagnierende bis sinkende Umsätze und Ergebnisse nicht aus. Doch während es bei Kristallzuchtanlagen stockt, läuft es bei den Inspektionssystemen rund. Nach hohen Verkaufszahlen im ersten Quartal war das Geschäft laut Schopf auch im April "sehr gut". Weil die Maschinen zur Qualitätskontrolle die profitabelsten im Sortiment sind, zog die operative Marge von 4,7 auf 5,5 Prozent an. Zusätzlich werden die Kristallzuchtanlagen mittlerweile in einer Fließfertigung hergestellt, was die Effizienz laut Schopf erheblich steigert. Teile des gewonnenen Fertigungsfachwissens sollen auf die anderen Segmente übertragen werden. "Dadurch werden alle Produkte von der Kristallzucht- bis zur Vakuumanlage in der Marge noch weiter ein Stück nach oben rutschen", ist sich der Manager sicher.

Offen bleibt, ob dieses Jahr erste Serienaufträge für Anlagen kommen, die Einkristalle aus Siliciumcarbid (SiC) züchten. SiC-Halbleiter vertragen deutlich mehr Hitze als gewöhnliche Chips und werden daher als nächste Prozessorgeneration in Elektroautos gehandelt. Um den vermuteten Bedarf zu decken, müssten die Produktionskapazitäten laut Berenberg Bank bis 2025 um das 17-Fache wachsen. Das Marktvolumen für SiC-Anlagen schätzt die Bank auf 1,4 Milliarden Euro. Noch müssen sich SiC-Chips in Elektroautos beweisen, weshalb in den Erwartungen viel Fantasie mitschwingt. PVA Tepla hat indes auch bei SiC-Anlagen keine größeren Sorgen, dass die Geschäfte spätestens nach der Krise anziehen.