Um die Aktie von Renk gibt es seit längerer Zeit Spekulationen. Nachdem Volkswagen sein Lkw-Geschäft nun in eine eigenständige Firma transferiert hat, könnte auch eine Lösung für Renk bevorstehen. Anleger sollten dabei sein, bevor die Wolfsburger bei ihrer Beteiligung aussteigen.

Renk stellt Getriebe- und Antriebstechnik her. Die Produkte finden in vielen Branchen Anwendung - von Nutzfahrzeugen über Schiffe, Flugzeuge und Schienenfahrzeuge bin hin zur Energieerzeugung. Das Unternehmen hat in seiner Historie, die bis 1873 zurückreicht, eine Reihe von Rekorden aufgestellt. Jüngst etwa baute Renk den größten Prüfstand für Windkraftpropeller oder das erste Elektroantriebsmodul für leise Schiffsgetriebe.

In vielen Bereichen hat der Konzern einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Die operativen Umsatzrenditen sind regelmäßig zweistellig. Eine ­Rendite auf das eingesetzte Kapital von mehr als 20 Prozent belegt, dass der Konzern kontinuierlich Werte für seine Aktionäre schafft. Zudem verfügen die Augsburger über eine erstklassige Bilanz. Auf der Habenseite des Abschlusses von 2018 sind Barmittel in Höhe von 186 Millionen Euro aufgeführt, denen keine Verpflichtungen gegenüberstehen.

VW wird aussteigen


Dass die Börse diese Kennzahlen vollkommen ignoriert, liegt daran, dass kein Analyst den Wert beobachtet. Der Grund: der geringe Streubesitz. Renk gehörte seit 1923 mehrheitlich zum MAN-Konzern. Nachdem MAN von VW übernommen wurde, ist der 76-prozentige Anteil bei der Beteiligungsfirma Volkswagen Klassik ­geparkt.

Schon bei MAN waren die Synergien begrenzt. Mit dem Volkswagen-Konzern sind sie nun komplett vernachlässigbar. Es ist zudem offensichtlich, dass die Wolfsburger sich aufs Kerngeschäft konzentrieren und Kapital freisetzen wollen. Nachdem der Börsengang der Nutzfahrzeugtochter Traton verschoben wurde, könnte Renk auf der Agenda nach oben gerückt sein. Sicherlich würde ein Käufer für diese industrielle Perle ein ordentliches Aufgeld auf den aktuellen Börsenwert zahlen - erst recht, da der Titel niedrig bewertet ist.

Der Börsenwert beträgt 658 Millionen Euro. Renk hält drei Prozent eigene Aktien. Zudem müssten die Barmittel abgezogen werden. Der bereinigte Wert des operativen Geschäfts von 460 Millionen Euro liegt unterhalb der Erlöse von 502 Millionen Euro, obwohl Renk zweistellig verdient. Würde der Vorsteuergewinn, wie das bei dem Renditeniveau gerechtfertigt ist, mit Faktor zwölf bewertet und die Barmittel addiert, errechnete sich ein Wert von 135 Euro pro Aktie, mehr als 30 Prozent über dem aktuellen Kurs.