Vor einem Jahr kostete ein Euro noch 8,57 Renminbi, aktuell sind es nur 6,61. Die Stärke der chinesischen Devise, die locker an einen vom Dollar dominierten Währungskorb gekoppelt ist, macht Exporte in die Europäische Union (EU) teurer. Ein nachlassendes Außenhandelsgeschäft - im Januar sind Chinas Gesamtexporte um drei Prozent gefallen - aber droht das Wachstum im Reich der Mitte weiter abzuschwächen. Die Länder der EU nehmen immerhin 16, die USA 17 Prozent aller chinesischen Exporte ab. Schon jetzt hat China viel von seiner früheren Dynamik verloren. Auf der jüngsten Sitzung des Nationalen Volkskongresses stellte Premierminister Li Kequiang für das Jahr 2015 eine Wachstumsrate von nur noch sieben Prozent in Aussicht - es wäre das schwächste Plus seit 25 Jahren.

Um weitere Exporteinbußen zu verhindern, wäre eine von der chinesischen Notenbank bewusst herbeigeführte Abwertung des Renminbi logisch. Eine schwächere Währung würde zudem das Deflationsrisiko mindern. Im Februar waren die Verbraucherpreise in China um lediglich 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Die Inflationsrate lag damit deutlich unter der anvisierten Marke von drei Prozent.

Trotzdem gibt es eine Reihe von Argumenten, die gegen eine bewusste Schwächung des Renminbi sprechen. So ist es erklärte Absicht der Regierung, die Exportabhängigkeit der chinesischen Wirtschaft zugunsten der Binnennachfrage abzubauen. Ein stärkerer Renminbi würde Importe verbilligen und die Kaufkraft der Verbraucher stärken.

Zudem drohe China Ärger mit seinen Handelspartnern, insbesondere mit den USA, sollte Peking den Außenwert des Renminbi senken wollen, meint der frühere Chef von Morgan Stanley in Asien, Stephen Roach. So könnte der US-Kongress aufgrund des vor Kurzem beschlossenen "Currency Reform for Fair Trade Act" eine Währungsabwertung als Subvention beurteilen. Dann könnten die USA Handelssanktionen gegen China verhängen. Ein weiterer Punkt kommt hinzu: Bei einer gewollten Schwächung der chinesischen Währung würde sich die Kapitalflucht beschleunigen. Bereits im Dezember und Januar sollen 37 Milliarden Euro ins Ausland geschafft worden sein.

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Emittent mit höchster Bonität

Es spricht daher viel für eine weitere graduelle Aufwertung des Renminbi. Investoren, die davon profitieren wollen, engagieren sich bei dem Renminbi-Papier der International Finance Corporation. Ein Ausfallrisiko gibt es de facto nicht: Die zur Weltbank gehörende Gesellschaft hat die Höchstnote "Triple A".