Monatelang wurde eine Übernahme vorbereitet. Am Ende scheiterte der Deal am Widerstand mehrerer Anteilseigner von Rhön-Klinikum. Das Management des Gesundheitskonzerns Fresenius ließ sich etwas anderes einfallen, um den eigenen Krankenhausbetreiber Helios zu stärken: Für 3,07 Milliarden Euro kaufte die Fresenius-Tochter Helios im September vergangenen Jahres rund 40 Kliniken und medizinische Versorgungszentren von Rhön-Klinikum - ein Deal, von dem etwas weniger als drei Viertel des Geschäfts von Rhön-Klinikum betroffen sind. Deshalb ist die Transaktion nicht zustimmungspflichtig. Außen vor bleiben die Aktionäre des Klinikbetreibers dennoch nicht. Denn nun steht die Verteilung der Milliarden an.

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Aktienrückkauf in Milliardenhöhe

Hochspannung verspricht deshalb die Bilanzpressekonferenz von Rhön-Klinikum am 30. April. Dann will das Management mitteilen, wie die Mittel aus dem Fresenius-Deal verwendet werden sollen. Schon heute steht fest, dass ein Teil des Geldes zum Schuldenabbau vorgesehen ist. Mit voraussichtlich 1,7 Milliarden Euro dürfte der größte Brocken jedoch auf ein Aktienrückkaufprogramm entfallen. Spekulationen zufolge wird der Preis für die Papiere, der wohl im Zuge eines freiwilligen öffentlichen Rückkaufangebots offeriert wird, bei bis zu 28 Euro je Aktie liegen. Das wäre ein deutlicher Aufschlag gegenüber dem aktuellen Kurs. Eine Sonderdividende, über die ebenfalls spekuliert worden war, ist aber wohl vom Tisch.

Freilich wird das Geld nicht reichen, um alle Aktionäre herauszukaufen. Schließlich liegt der aktuelle Börsenwert mit knapp 3,3 Milliarden Euro fast doppelt so hoch wie der zur Verfügung stehende Betrag. Doch je nachdem, wie groß das Rückkaufpaket ausfällt, dürfen Anteilseigner damit rechnen, dass sie zwischen 55 und 70 Prozent ihrer Aktien andienen können. Der Konzern wird die zurückgekauften Aktien wohl einziehen. Dadurch würde der Anteil der frei handelbaren Papiere, der sogenannte Freefloat, so stark sinken, dass ein Abstieg aus dem MDAX wahrscheinlich ist.

Da erscheint es wenig verlockend, dem Papier die Treue zu halten. Die Aktie bietet aber dennoch Perspektiven. "Mit zehn Kliniken an fünf Standorten und rund 15 000 Mitarbeitern werden wir uns auf den Ausbau unserer wissenschaftsmedizinisch orientierten Kompetenzen konzentrieren und bleiben einer der großen Klinikbetreiber in Deutschland", erklärte Konzernchef Martin Siebert. Für 2015, das erste vollständige Geschäftsjahr in der neuen Konstellation, rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz in der Größenordnung von 1,06 Milliarden Euro sowie mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 145 bis 155 Millionen Euro.

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"Neue" Rhön-Klinikum im Visier?

Sogar an Zukäufen ist Rhön-Klinikum wieder interessiert. Dabei hat die Gesellschaft in erster Linie Spezialkliniken und große Krankenhäuser im Visier. Dafür stehen laut Finanzchef Jens-Peter Neumann rund 200 Millionen Euro zur Verfügung. Analysten gehen davon aus, dass auch der "neue" Rhön-Konzern zum Akquisitionsziel werden könnte.

Vor diesem Hintergrund sorgte ein Interview mit dem Finanzchef des Konkurrenten Sana, Thomas Lemke, für Aufsehen. Darin hatte er Interesse an einer Übernahme der Konkurrenten Rhön und Asklepios - oder zumindest an Teilen - signalisiert. Es dürfte also auch nach dem Rückkaufprogramm spannend bleiben - und im Falle einer Übernahmeofferte für den "neuen" Bad Neustädter Krankenhauskonzern zu einer weiteren Geldspritze für die Aktionäre kommen.

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