BÖRSE ONLINE sprach mit Rock-Tech-Vorstandschef Martin Stephan über die Situation am Lithium-Markt und die Chancen, die sich jetzt für Anleger ergeben.

BÖRSE ONLINE: Herr Stephan, Lithium ist derzeit in den Schlagzeilen. Einige Kommentatoren sprechen bereits vom "neuen" oder "weißen Öl". Was hat es damit auf sich und was macht das Metall so besonders?


Martin Stephan: Lithium ist ein extrem leichtes und sehr energiedichtes Metall, das heißt, die Verwendung von Lithium in Batterien oder anderen Akkumulatoren ist mit einem geringen Gewicht bei hoher Leistung möglich. Das ist am Vorabend des Siegeszuges des Elektroautos und der Massenenergiespeicher von entscheidender Bedeutung.

Die Nachfrage nach Lithium ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Gleichzeitig legt auch das Angebot zu. Zudem schlummern nach Angaben von Experten noch riesige Mengen des Metalls in Salzseen oder Erzen. Warum steigen dennoch die Preise für Lithium so rasant?


Bisher waren die großen drei bis vier Lithium-Produzenten, die rund drei Viertel des gesamten Marktes abdecken, fast in der Lage per Produktionsausweitung bestehender Förderstätten die zunehmende Nachfrage zu befriedigen. Doch dieser einfache Weg steht inzwischen nicht länger zur Verfügung. Ab jetzt müssen neue Projekte in die Produktion überführt und völlig neue Lagerstätten erschlossen werden, sonst entwickelt sich ein rasant steigendes Produktionsdefizit, das starke Preisschübe auslösen würde. Analysten haben größtenteils nicht begriffen, dass allein das im Boden oder in Salzseen gebundene Lithium nicht genügt, um einen Markt zu sättigen - das kann erst die erfolgreiche Förderung. Und an dieser Stelle wird es schwierig, da der Überführungsprozess vom Entdecken einer Lagerstätte bis zu einer kommerziell sinnvollen Produktion gut und gerne sieben bis zehn Jahre dauert. Nicht zuletzt ist die Errichtung und Einstellung der Verarbeitungsanlage für das Metall am Ende der Produktionskette eine höchst komplexe und teure Angelegenheit. Wir bei Rock Tech Lithium sind uns sicher, dass bei der überwiegenden Zahl der potenziellen Projekte im Markt spätestens an dieser Stelle in den nächsten Jahren erhebliche Probleme und damit deutliche Produktionsverzögerungen entstehen werden.

Wie stark sind die Lithium-Preise denn bereits gestiegen und was erwarten Sie da noch in der Zukunft? Würden steigende Preise nicht ferner dazu führen, dass die Batterie-Industrie versuchen würde Lithium zu substituieren?


Ein Ersatz für Lithium in der Energiespeicher-Technik wird es auf viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte nicht geben. Das Problem sehe ich weniger in der Weiterentwicklung am Markt als im Bereich Sicherheit und Verbraucherschutz. Bei Lithium gibt es durch die bereits jahrelange Nutzung in Akkus zum Beispiel für Smartphones sehr viele Studien und Kenntnisse bezüglich der Sicherheit. Auch deshalb wurde in Analysen sehr schnell klar, warum zuletzt einige Handyspeicher so starke Probleme bereiteten. Würde heute eine neue Metallverbindung entdeckt werden, die der Lithium-Ionen-Technik überlegen wäre, so würde es mindestens fünf bis zehn Jahre dauern bis allein alle sicherheitsrelevanten Versuche und Kontrollen plus Genehmigungsprozesse durch die Bürokratien abgeschlossen wären. Und dann müsste sich zeigen, ob diese neue Technik tatsächlich besser wäre als die aktuelle. Übrigens: die meisten Ideen für verbesserte Energiespeicher beinhalten weiterhin Lithium als wichtigsten Akku-Bestandteil. Auch aufgrund dieser Situation erwarten wir, dass die Preise am Weltmarkt außerhalb Chinas für Lithium-Carbonat, die sich in den vergangenen vier Jahren von etwa 5000 auf 10000 US-Dollar je Tonne erhöht haben, weiter zulegen werden. Preise von 15.000 bis 20.000 US-Dollar je Tonne halten wir dabei für langlaufende Liefervereinbarungen zwischen Produzenten und Industrie für wahrscheinlich. In China sieht die Situation noch extremer aus: hier müssen bereits jetzt zu diesen Preisen Lieferverträge abgeschlossen werden, da hier der Markt noch enger ist als anderswo. Die jüngst verkündeten Einstiege von VW, Daimler-Benz und Toyota in die eigene Batterie-Produktion werden die Lithium-Preise zusätzlich treiben.

Wie von Ihnen bereits angesprochen, gibt es in Bezug auf Lithium-Vorkommen die beiden Varianten "Salzsee" und "Gestein". Wo liegen hier die Unterschiede beim Abbau und für welche Richtung hat sich Rock Tech entschieden?


Aktuell wird fast die gesamte Lithium-Produktion auf der Welt über die Extraktion aus Salzseen gewährleistet. Der Vorteil: relativ große Produktionsstätten, fast ausschließlich in den Anden, können auf diese Art betrieben werden. Doch auch die Nachteile liegen auf der Hand und sind schwerwiegend: Durch den verstärkten Verdunstungsprozess, um das Lithium-Salz zu extrahieren, wird das Ökosystem sukzessive zerstört. Ferner muss in einer fast zivilisationsleeren Höhe von über 3000 bis teilweise 4500 Meter gearbeitet werden. Die Erschließung der Gebiete ist folglich sehr teuer. Die Gewinnung von Lithium aus hartem Gestein ist in der Explorationsphase, in der sich Rock Tech gerade befindet, deutlich preiswerter zu bewerkstelligen als in den Salzsee-Depots. Auch der Genehmigungsprozess ist einfacher, in dem stabilen und bewährten kanadischen Rechtssystem. Dafür sind die Projekte im Hard Rock meist kleiner als bei Salzseen. Insgesamt gilt: die laufenden Produktionskosten für Lithium-Salzseen werden auf 2500 bis 3500 US-Dollar je Tonne beziffert. Bei Hard Rock muss von 4500 bis 5500 US-Dollar je Tonne ausgegangen werden. Allerdings sind die zu veranschlagenden, der Produktion vorgelagerten Kosten bei Salzseen deutlich höher. Da die Führungspersonen von Rock Tech den Shareholder-Value-Aspekt beachten und pflegen, war es vom Neustart der Gesellschaft vor etwa anderthalb Jahren an klar, dass wir so wenig Mittel wie möglich für die Exploration ausgeben wollen. Jedes Bohrloch kostet viel Geld und bei den Salzsee-Vorkommen müssen gewaltige, zu teure Bohrprojekte gestemmt werden, um ausreichend sichere Erkenntnisse über die potenzielle Lagerstätte zu gewinnen.

Wo liegt denn das wichtigste Projekt von Rock Tech und was zeichnet es aus?


Rock Tech Lithium besitzt aktuell ein großes Lithium Projekt: Es befindet sich im kanadischen Bundestaat Ontario in der Nähe von Thunder Bay. Das Hard Rock-Projekt ist leicht zugänglich und verfügt aktuell über eine Ressource von knapp zehn Millionen Tonnen Erz, in dem mit einem Prozentsatz von mehr als einem Prozent Lithium-Oxyd vorhanden ist. Nach kanadischem Minenstandard dürfen wir derzeit nur auf diese Lithium-Mengen schließen. Vor kurzem haben wir aber der Oberfläche weitere Gesteinsproben entnommen und diese in einem Labor analysieren lassen. Wir gehen daher davon aus, dass unser Georgia Lake Projekt markant größer ist, als es die aktuellen Studien ausdrücken. Weitere Gesteinsproben und Bohrprogramme werden dies mit hoher Wahrscheinlichkeit belegen und dann zu einer signifikant größeren Ressource führen.

Gibt es Pläne für den Erwerb weitere Lithium-Projekte oder sonstige Expansionspläne?


Auch wenn wir uns derzeit mit unserem Georgia Lake Projekt aufgrund der hervorragenden Zwischenresultate sehr wohl führen, sind wir auch an weiteren Projekten interessiert. Diese müssen aber von der Qualität her mindestens unserem vorhandenen Projekt entsprechen, was sehr schwierig zu finden sein wird. Eine Qualitätsverwässerung wird es bei Rock Tech nicht geben.

Mit der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten wird in wenigen Wochen ein, so heißt es, Verfechter für herkömmliche Energieerzeugung, der zudem wenig von Klimaschutz hält, im Weißen Haus Einzug halten. Warum sollten Anleger daher gerade jetzt Lithium-Aktien erwerben. Und wenn doch - warum gerade Papiere von Rock Tech?


Wofür Donald Trump tatsächlich steht, auch im Hinblick auf die gerade in den USA extrem erfolgreich verlaufende Energiewende, weiß derzeit niemand. Bekannt ist lediglich, dass er, wie eigentlich jeder Präsident, neue Arbeitsplätze schaffen will und auch braucht, um eine wachsende Wirtschaft samt zunehmender Beschäftigung zu erreichen. Ferner hat sich Trump immer wieder für die Renaissance der Atomenergie ausgesprochen, auch auf die Kohle will er - anders als die Obama-Administration - auf Sicht nicht komplett verzichten. Mit Kernkraft und Kohle als Energieträger würden die Strompreise in den USA sehr niedrig bleiben und so auch die Kosten für die Aufladung von Batterien. Den vor allem durch Tesla ausgelösten Elektro-Auto-Boom, der zudem aus dem Silicon Valley finanziert wird, wird er kaum behindern - schließlich entstehen hier nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch zukunftsweisendes Know-how. Von daher sind wir uns sicher, dass es keinerlei Bremsspuren in Sachen "Alternative Energien" durch die Präsidentschaft Trumps geben wird. Für Rock Tech und andere Lithium-Unternehmen in Nordamerika sieht es daher weiter sehr gut aus - insbesondere da andere Länder wie China den Verkauf von Elektroautos massiv fördern und puschen. Da Rock Tech die aus unserer Sicht beste Aktienstruktur unter allen aussichtsreichen Lithium-Unternehmen besitzt und unser Aktienkurs nur den Wert der bereits veröffentlichten Reserven widerspiegelt, und wir zudem allein dem Shareholder-Value-Gedanken verpflichtet sind, sollten gerade unsere Aktien vom anhaltenden Lithium-Boom, der noch viele Jahre weitergehen wird, profitieren.