Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte über entsprechende Überlegungen berichtet. Ob es zu einer Offerte komme, sei aber offen. Die RWE-Aktien schossen an der Börse um fast neun Prozent nach oben, Innogy zogen mit einem Plus von fast acht Prozent mit.

RWE hatte Innogy im Oktober an die Börse gebracht. Dort ist die Tochter, zu der die Produktion von Ökostrom, der Betrieb von Strom- und Gasnetzen und der Vertrieb gehören, 18,6 Milliarden Euro wert. "Wir haben einen Aufsichtsratsbeschluss aus Dezember 2015, der uns die Freiheit gibt, bis auf 51 Prozent abzuverkaufen", betonte Schmitz. "Wir sind in regelmäßigen Kontakten zu einer Vielzahl von Marktteilnehmern. Wir überprüfen regelmäßig alle strategischen Optionen, die sich für unser Unternehmen stellen. Das ist es, was wir dazu zu sagen haben." Zu weiteren Berichten, wonach RWE an einer Übernahme des Konkurrenten Uniper interessiert sei, sagte der Manager: "Wir prüfen alle Optionen. Und alle heißt alle."

Der frühere RWE- und heutige Innogy-Chef Peter Terium hatte im Oktober den Verkauf der Mehrheitsbeteiligung in einem Interview nicht ausgeschlossen. Die Mehrheit zu behalten sei zwar eine interne Auflage gewesen, sagte der Manager damals der "Welt am Sonntag". "Wir sind jederzeit in der Lage, die interne Auflage auch wieder zu ändern, wenn wir das wollen", fügte er aber hinzu. Eine Abgabe der Aktienmehrheit sei jedenfalls nicht notwendig. "RWE kann so kurzfristig nicht raus, braucht es auch nicht.". Der Versorger könnte weitere Einnahmen aber gut gebrauchen. Ihn drücken Schulden von knapp 23 Milliarden Euro. Sein Innogy-Anteil ist rund 14 Milliarden Euro wert.

ANALYSTEN NICHT EINIG,OB ÜBERNAHME SINN MACHEN WÜRDE



Nachdem RWE im vorigen Jahr Innogy und Konkurrent E.ON die im MDax gelistete Uniper abgespalten hat, halten Experten Zusammenschlüsse im Energiesektor für möglich. So erwartet die Investmentbank Goldman Sachs, dass es in diesem Jahr in der Branche zu größeren Übernahmen kommt. Als Übernahmeziel haben die Experten Uniper ausgemacht, als mögliche Angreifer neben Engie auch den italienischen Enel- Konzern.

Ob sich eine Übernahme von Innogy für die französische Engie lohnen würde, darüber gingen die Analystenmeinungen auseinander. Ein Zukauf würde in die Strategie von Engie passen, das Geschäft mit erneuerbarer Energie, Netzen und Vertrieb auszubauen, schrieben die Experten von Bernstein. Auch die Analysten von Morgan Stanley hielten eine Übernahme für sinnvoll. Engie erhielte mit Innogy Zugang zu Kunden in Großbritannien und zum Netzgeschäft in Deutschland. Die Analysten von HSBC erklärten hingegen, Engie werde wohl kein Angebot für Innogy vorlegen. Es würde nicht in die Strategie passen, die vor allem auf Wachstum im Bereich Solarenergie und Energieeffizienz setze. Sollte Engie zur Finanzierung eine Kapitalerhöhung vornehmen, könnte die Beteiligung des französischen Staates von 28,7 Prozent an Bedeutung verlieren. Engie lehnte einen Kommentar ab.

INNOGY SOLL RWE SATTE DIVIDENDEN ZAHLEN



In seinem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht hob RWE die Bedeutung von Innogy hervor: "Von unserer Finanzbeteiligung Innogy versprechen wir uns eine hohe und stabile Dividende." Für 2016 kassiert der Mutterkonzern von seiner Tochter eine Gewinnbeteiligung von 683 Millionen Euro ein echter Lichtblick in der Bilanz. Denn nach hohen Abschreibungen auf Kohle- und Gaskraftwerke fuhr der Versorger im vergangenen Jahr mit einem Fehlbetrag von 5,7 Milliarden Euro den höchsten Verlust in seiner knapp 120-jährigen Unternehmensgeschichte ein. Im laufenden Jahr will RWE erstmals seit 2012 operativ wieder zulegen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll 2017 bei 5,4 bis 5,7 Milliarden Euro nach 5,4 Milliarden 2016 liegen.

"Unser Geschäftsmodell dreht sich rund um das Thema Versorgungssicherheit", sagte Schmitz. Er erwartet, dass 2017 die Ergebnisse der Kohle- und Gaskraftwerke wegen der gefallenen Strom-Großhandelspreise deutlich schlechter ausfallen werden. Dem stünden aber leichte Verbesserungen bei Innogy und deutliche im Energiehandel gegenüber. Nach dem erneuten Ausfall der Dividende für Stammaktionäre strebe der Konzern für 2017 eine Ausschüttung von 50 Cent je Aktie an. In den Folgejahren soll sie mindestens genauso hoch sein.

rtr