Wegen wegbrechender Erträge der Gas- und Kohlekraftwerke und daraus folgender Abschreibungen sei 2013 ein Nettoverlust von knapp drei Milliarden Euro aufgelaufen, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. RWE-Chef Peter Terium wird den Fehlbetrag bei der Vorlage der Bilanz am Dienstag der Öffentlichkeit präsentieren müssen. RWE kämpft wie die anderen Versorgungsriesen auch mit den Folgen der Energiewende. "Das Unternehmen geht durch ein Tal der Tränen", hatte Terium bereits eingeräumt - und hohe Wertberichtigungen vorgenommen. Der Verlust war am Markt bereits erwartet worden, RWE-Aktien notierten kaum verändert bei 29 Euro.

Durch den Ausbau von Ökostrom sind die Gas- und Kohlekraftwerke weniger rentabel, die einst von Milliarden-Gewinnen verwöhnten großen Versorger ächzen unter den Lasten. "Vor allem unser traditionelles Kraftwerksgeschäft leidet", hatte jüngst auch E.ON-Chef Johannes Teyssen beklagt. Derzeit werden Kohle- und Gaskraftwerke immer häufiger von dem staatlich geförderten Strom aus erneuerbarer Energie wie Wind und Sonne verdrängt. Wegen des Überangebots sind zugleich die Preise an den Strombörsen drastisch gefallen. Die Folge: Die Gewinne der Energieriesen, die auf traditionelle Kraftwerke gesetzt haben, brechen ein. Sie schalten bereits reihenweise Kraftwerke ab. Und RWE hatte in der Vergangenheit weiter in Großkraftwerke investiert.

Ende Januar folgte bei RWE dann der Paukenschlag: Die wegbrechenden Gewinne seiner Kraftwerke zwangen den Energieriesen zu Wertberichtigungen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Damit summierten sich die Abschreibungen auf gut 4,8 Milliarden Euro. So war klar: Terium steht ein Nettoverlust ins Haus. An der Gewinnprognose für 2013 hielt Terium aber zuletzt weiter fest - und auch auf das für die Dividende entscheidende nachhaltige Nettoergebnis haben die Wertberichtigungen keine Auswirkungen, hatte RWE betont. Im September hatte Terium bereits angekündigt, für 2013 nur noch eine Dividende von einem Euro pro Aktie ausschütten zu wollen nach zwei Euro im Jahr davor.

RWE hatte für das vergangene Jahr unter anderem ein Ebitda in Höhe von "circa" neun Milliarden Euro und ein nachhaltiges Nettoergebnis in der Größenordnung von "rund" 2,4 Milliarden Euro angekündigt. Analysten zufolge dürfte Terium am Dienstag Zahlen vorlegen, die im Rahmen dieser Ziele liegen: Das Ebitda 2013 sehen die Experten im Durchschnitt bei 8,9 Milliarden Euro und das nachhaltige Nettoergebnis bei 2,37 Milliarden. Und der Markt hat vor allem diese Zahlen im Blick.

TERIUM SETZT DEN ROTSTIFT AN

Terium will zudem auf die Kostenbremse treten, um die Ertragskraft des Essener Konzerns zu sichern. Von 2014 bis Ende 2016 sollen rund 6750 Stellen gestrichen werden - und das vor allem in der vom Gewinnschwund besonders betroffenen Stromerzeugung. Auch durch den Verkauf von Beteiligungen soll die Zahl der Beschäftigten von fast 74.000 im Jahr 2011 auf rund 61.000 schrumpfen. Terium will zudem diverse Gas- und Kohlekraftwerke ganz oder vorübergehend stilllegen. Der durch die Investitionen der Vergangenheit hoch verschuldete RWE-Konzern will sich auch von seinen Aktionären die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung einräumen lassen.

Die Versorger fordern von der Bundesregierung staatliche Hilfen für ihre konventionellen Kohle- und Gaskraftwerke. Diese müssen für den Ökostrom einspringen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. RWE erzeugt rund die Hälfte seines Stroms mit Kohlekraftwerken. Die Schieflage bei den Kraftwerken hatte auch die Arbeitnehmer auf den Plan gerufen: IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis hatte jüngst eine nationale Dachgesellschaft vorgeschlagen, in die RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW und Steag ihre Steinkohlekraftwerke mit rund 5000 Beschäftigten einbringen sollen.

Reuters