Dank der hohen Energiepreise, dem forcierten Ausbau der Kapazitäten für grünen Strom verdient Deutschlands größter Versorger, der auch im Energiehandel aktiv ist, besonders gut. Die Aussichten für die RWE-Aktie. Von Klaus Schachinger 

Während der ersten neun Monate des Jahres hat RWE den Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 2,4 auf 4,1 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Das bereinigte Nettoergebnis, rund 2,1 Milliarden Euro wurde mehr als verdoppelt.

Quartalszahlen von RWE

Angesichts der Energiekrise stellt RWE temporär 2,1 GW zusätzliche Braunkohlenkapazität bereit, dafür wurden drei Kraftwerksblöcke aus der Sicherheitsbereitschaft wieder ans Netz gebracht und die zum Jahresende geplante Stilllegung von zwei weiteren Blöcken verschoben. Das Kernkraftwerk Emsland über das Jahresende hinaus bis Mitte April 2023 zusätzlich Strom. Durch den Ausbau des Erneuerbare-Energien-Portfolios lieferte RWE 22 Prozent mehr grünen Strom und profitierte deutlicher von den hohen Preisen. Den Gewinnanstieg beflügelt haben auch zusätzliche Stromkapazitäten, bedingt durch knappe Energie in Europa und ein starkes Geschäft im Energiehandel.

Im Kerngeschäft, also ohne Kohle und Atomkraft, konnte RWE sein operatives Ergebnis auf 3,5 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Der Ausstieg aus der Kernenergie soll im nächsten Jahr, der aus der Verstromung von fossilen Brennstoffen im Jahr 2030 erfolgen. Für das Gesamtjahr bestätigte der Versorger aus Essen einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von fünf bis 5,5 Milliarden Euro, also mindestens 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Sparte Wasser/Biomasse/Gas ihren operativen Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum das 2,8-Fache auf 1,2 Milliarden Euro. Windenergie an Land und auf See und Sonnenstrom lieferten 649 Millionen Euro operativen. Das 18-Fache im Vergleich zu den 36 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Im Energiehandel lag das Ergebnis mit 942 Millionen Euro knapp 55 Prozent über dem über dem bereits sehr guten Vorjahresergebnis.

Dividende nicht erhöht – Gewinnabschöpfung kritisiert

Rund 3,1 Milliarden Euro investierte der DAX-Konzern bis September in den Umbau des Geschäftsmodells von Energie aus fossilen Rohstoffen zu grünem Strom. Die Kapazität für grünen Strom wurde bis Ende September um 1,3 Gigawatt (GW) ausgebaut. Im Bau befindliche Projekte und die angekündigten Akquisitionen liefern weitere 9,4 GW. Dazu zählt der Kauf von Con Edison Clean Energy Businesses, Betreiber und Entwickler im Bereich Erneuerbarer Energien in den USA im Wert von rund sieben Milliarden Euro. Mit dem Kauf erwirbt RWE rund 3 GW zusätzliche Stromkapazität. Mit Con Edison ist der Konzern in den USA die Nummer Vier bei Erneuerbaren Energien.

Bei der Dividende bestätigte der Versorger, trotz der deutlichen Gewinnsteigerung das Niveau des Vorjahres von 90 Cent pro Aktie. Analysten erwarten 95 Cent pro Aktie. Die Zurückhaltung des Versorgers bei der Gewinnausschüttung an die Aktionäre dürfte der von Bundesregierung geplanten Gewinnabschöpfung bei Versorgern geschuldet sein. "Die Abschöpfungen müssen so gestaltet werden, dass wir wirklich aus der Krise herauskommen", sagte Finanzchef Michael Müller. Der Versorger, der diesen Teil der Pläne der Bundesregierung zur Entlastung der Bürger und Unternehmen bei den Energiekosten zu Beginn ausdrücklich begrüßte, ist nun skeptisch: "Wir sehen das durchaus kritisch", sagte Müller. Unternehmen müssten zwar in der Krise einen Beitrag leisten. Der müsse jedoch angemessen ausgestaltet sein. Es müsse nach wie vor Investitionsanreize geben und die Investoren Verlässlichkeit. Rückwirkend sei das Thema deshalb „etwas, wo wir uns strikt dagegen aussprechen, weil genau das nämlich die Verlässlichkeit für Investoren nicht gewährleistet." Die Abschöpfung müsse in einem definierten Zeitraum erfolgen, fordert RWEs Finanzchef. Müller warnt zudem davor sich wegen des bislang milden Herbstes in der Energiekrise in falscher Sicherheit zu wiegen. "Die nächsten beiden Winter werden hart".

Einschätzung zur RWE-Aktie

RWEs Strategie ist richtig und vielversprechend. Die Aktie des Versorgers ist wieder ein attraktives Dividendeninvestment. Vorübergehend gebremst wird die Kursfantasie durch die Verunsicherung bei Investoren über die Auswirkung der Gewinnabschöpfung. Zudem hatten einige Analysten auf eine höhere Prognose und mehr Dividende gehofft. Bei beidem ist RWE zurückhaltend - auch hier dürfte die Gewinnabschöpfung eine Rolle spielen.

Übrigens: Die RWE-Aktie befindet sich auch im BÖRSE ONLINE Grüne Zukunft Index. Mit dem Indexzertifikat mit der WKN DA0ABH investieren Anleger neben RWE in 15 weitere Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien, wie etwa NextEra Energy, Nel Asa oder First Solar. 

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