Dies wird aber angesichts hoher Schulden, milliardenschwerer Lasten aus dem Atom- und Kohlezeitalter und nötiger Investitionen auch dringend gebraucht. Denn RWE steckt wegen der gefallenen Strom-Großhandelspreise weiter in der Krise. Und auch bei der Tochter Innogy herrscht keineswegs Goldgräberstimmung.

"Es ist der Rettungsring für RWE. Der Konzern braucht Geld", sagt Thomas Deser, Portfoliomanager bei Union Investment, der Nachrichtenagentur Reuters. Der mit 28 Milliarden Euro verschuldete Versorger müsse handlungsfähig in das Jahr 2017 kommen und verkaufe mehr Innogy-Anteile als zunächst geplant. Je nach Ausnutzung der Optionen wird RWE nach dem Börsengang 75 bis 82 Prozent an der Tochter halten. "RWE wollte noch im Frühjahr möglichst wenig von Innogy abgeben, da dies die Wachstumsgeschäfte seien." Auch Union prüfe einen Einstieg. An RWE hält der Fonds 0,4 Prozent.

NIEDRIGER STROMPREIS LASTET AUF KRAFTWERKSGESCHÄFT



In Innogy hat RWE die lukrativen Geschäfte mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen und dem Vertrieb gebündelt. Diese versprechen wegen der staatlichen Regulierung stabile Einnahmen. Zudem lockt die Tochter bereits für 2016 mit einer Dividende. Bei RWE bleiben die schwächelnden Kohle- und Gaskraftwerke und der Energiehandel. Vor allem für die Kraftwerke wird es wegen der gefallenen Strom-Großhandelspreise schwer. Der künftige RWE-Chef Rolf Martin Schmitz und sein Kollege von der E.ON -Tochter Uniper Klaus Schäfer hoffen auf Hilfe vom Staat im Zuge eines sogenannten Kapazitätsmarkts, bei dem schon die Bereitstellung von Kraftwerken bezahlt wird. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) macht ihnen dafür aber keine Hoffnung. Solche Hilfen werde es nicht geben.

"Die Probleme von RWE sind durch den Börsengang nicht gelöst", betont der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer. "RWE muss ein Geschäftsmodell entwickeln, das nicht in eine Abwicklung mündet." RWE bekomme aber neue Mittel. "Zuvor hat keiner RWE mehr einen Cent gegeben, da unklar war, wieviel davon in die Atomrückstellungen fließen." Entscheidend sei aber, wieviel Luft die Mutter der Tochter lässt, das heißt, wieviel der Einnahmen von Innogy bei der Tochter bleiben und für Investitionen genutzt würden.

NETZGESCHÄFT UNTER DRUCK - PROBLEME IN GROSSBRITANNIEN



Für Innogy wachsen die Bäume allerdings nicht in den Himmel. Größter Gewinnbringer der Tochter ist auch nicht das Ökostromgeschäft, in das RWE wie der Konkurrent E.ON erst spät eingestiegen war. Ertragsperlen sind die staatlich regulierten Strom- und Gasnetze. Doch dieses Geschäft wird bald schwieriger, da die Rahmenbedingungen neu geregelt werden. "Es wird niedrigere Renditen geben", sagt Union-Investment-Mann Deser. "Dies kann zwar womöglich durch Sparmaßnahmen und sinkende Fremdkapitalzinsen zum Teil ausgeglichen werden, aber auch dann bleibt das Geschäft nur stabil und stabil heißt Stagnation."

Innogy setzt zudem auf das Vertriebsgeschäft mit seinen 23 Millionen Strom- und Gaskunden. Die Margen sind dort aber schmal und die Konkurrenz ist groß. Im wichtigen Markt Großbritannien kämpft das Unternehmen zudem noch gegen die Einbußen, die es durch den Kundenschwund und Abrechnungsprobleme erlitten hatte. Innogy schreibt dort Verluste. "Insgesamt kann Innogy froh sein, wenn die Kundenzahl im Vertrieb stabil bleibt", erklärt Martijn Olthof, Portfoliomanager der niederländischen Fondsgesellschaft APG. "Das gilt auch für die Margen."

Das Geschäft mit Ökostrom aus Wind und Sonne macht bislang den kleinsten Gewinnanteil der drei Innogy-Säulen aus. "Im Ökostromgeschäft mit einem Ebitda-Anteil von rund zehn Prozent gehen die Margen etwa bei der Windenergie an Land durch die neue Förderung zurück", erläutert Union-Investment-Experte Deser. Bei der Windenergie auf hoher See müsse sehr viel Kapital eingesetzt werden. Und im internationalen Bereich gebe es mit den Töchtern der französischen EDF oder mit Iberdrola aus Spanien erfahrene und erfolgreiche Konkurrenten. "Da ist die Frage, ob da viel Platz ist für RWE."

rtr