Deutschlands größter Stromproduzent hatte der Zeitung zufolge schon eine Übernahme des gesamten Uniper-Konzerns ausgelotet, der im vergangenem Jahr von Eon abgespalten worden war. Allerdings hatten die Beteiligungen Unipers an Kernkraftwerken in Schweden den Konzern abgeschreckt. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz wollte sich nicht direkt zu Uniper äußern.

Er hatte aber zuletzt regelmäßig betont, dass sein Unternehmen an der Übernahme von Gas- und Kohlekraftwerken interessiert ist. "Wir haben die Märkte, in denen wir aktiv sind, im Blick - und sind für Zukäufe zum Beispiel von bestehenden Assets offen", bekräftigte er jetzt. "Wenn sich Gelegenheiten ergeben, werden wir die nutzen."

Fortum weist Pläne für eine Zerschlagung von sich. "Wir sprechen mit niemandem über den Verkauf von Teilen von Uniper", sagte Konzernchef Pekka Lundmark dem "Handelsblatt". Fortum wolle ein "konstruktiver Partner" und "langfristiger Investor" sein.

Fortum will für Uniper ein Übernahmeangebot vorlegen. Das Angebot sieht eine Barzahlung im Gesamtwert von 22 Euro pro Aktie vor. Eon plant Anfang 2018, seinen Uniper-Anteil von knapp 47 Prozent den Finnen anzudienen. Der deutsche Energiekonzern kann das Aktienpaket aus steuerrechtlichen Gründen erst im kommenden Jahr verkaufen.

Am Kapitalmarkt setzen einige Investoren darauf, dass Fortum noch tiefer in die Tasche greift, um Schäfer zu überzeugen - auch wenn Lundmark dies zuletzt vehement zurückgewiesen hat. "Wir werden definitiv nicht aufstocken", hatte er erst Anfang Oktober der "Rheinischen Post" gesagt. "22 Euro ist und bleibt unser letztes Angebot. Wir werden sehen, wie viele Uniper-Aktionäre es annehmen."

Das Interesse Fortums hat den Uniper-Kurs zuletzt stark angetrieben. Die Aktie hatte erst am Dienstag ein Rekordhoch von 24,35 Euro erreicht und schloss am Donnerstag nur knapp darunter. Alleine in diesem Jahr verteuerte sich das Papier um 84 Prozent und ist damit der mit Abstand stärkste Titel im MDax . Einige Banken wie Metzler, Macquarie und JPMorgan gehen von noch weiter steigenden Kursen aus und haben derzeit Kursziele von 25 oder 26 Euro.

Seit der Abspaltung im vergangenen September legte der Börsenwert um rund 140 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro zu, obwohl Uniper am Anfang von einigen Experten als "Resterampe" verspottet worden war. Doch Übernahmespekulationen und eine Neubewertung des gesamten Sektors sorgten für eine Rally bei den Papieren von Eon, RWE, Innogy und Uniper.

Uniper beschäftigt 13 000 Mitarbeiter und ist mit einer Erzeugungskapazität von rund 40 Gigawatt einer der führenden Stromproduzenten Europas. Der Kraftwerkspark von Uniper bildete lange das Rückgrat von Eon, bis das Unternehmen 2016 unter dem Druck der Energiewende sein Geschäft mit Großkraftwerken und dem Energiehandel abspaltete.