In der BÖRSE ONLINE Ausgabe 48-21 hatten wir unter dem Titel "Nur eine Handvoll Aktien" einen ganz besonderen Anlagerat parat, der Gold wert ist, weil er in seiner Bedeutung einfach nicht zu unterschätzen ist. Der Tipp basierte dabei auf einer Studie und besagt, dass es an den Börsen langfristig nur sehr wenige echte Gewinneraktien gibt. Für die Anlagestrategie hat diese Erkenntnis weitreichende Folgen.

Die Rede ist hier von einer Publikation von Professor Hendrik Bessembinder und seinen Kollegen von der Arizona State University. Deren Ergebnissen zufolge schaffen nur wenige Aktien wirklich Wohlstand. Konkret untersuchten die Wissenschaftler die Wertentwicklung von 64.000 Aktien weltweit im Zeitraum von 1990 bis 2020. Dem Resultat zufolge waren 55,2 Prozent der US-Aktien und 57,4 Prozent der Aktien ex USA nicht in der Lage, Einmonats-US-Schatzwechsel im Hinblick auf die Rendite zu schlagen.

Eine weitere Analyse der ermittelten Resultate zeigt außerdem, dass nur 1.526 Unternehmen oder 2,39 Prozent der Aktien für die gesamte Nettovermögensbildung am globalen Aktienmarkt von 75,7 Billionen Dollar ursächlich waren. Außerhalb der USA generierten sogar nur 1,41 Prozent der Unternehmen die ermittelte Nettovermögensbildung von 30,7 Billionen Dollar.

Noch drastischer sind die weiteren Details. Demnach hatten nur fünf Unternehmen (Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Tencent) mit dem größten Vermögenszuwachs einen Anteil von 10,34 Prozent am weltweiten Nettovermögenszuwachs. Auf die leistungsstärksten 159 Unternehmen (0,25 Prozent der Gesamtzahl) entfiel die Hälfte der globalen Nettovermögensbildung.

Die Ergebnisse gelten wohlgemerkt nicht nur für den US-Aktienmarkt, sondern auch für die übrigen Weltbörsen und damit auch für Deutschland. Die von Bessembinder & Co. erstellte deutsche Rangliste weist BASF, Siemens und SAP für den Zeitraum 1990 bis 2020 als die Top-Werte aus.

Die starken Ergebnisse des Führungs-Trios und die Tatsache, dass sie sich auf Sicht von drei Jahrzehnten als die besten deutschen Aktien erwiesen haben, bringt uns dazu, die drei Titel näher unter die Lupe zu nehmen. Wir tun das nachfolgend, indem wir jeweils Bewertungen und Charttechnik begutachten, Analysten zitieren und das entsprechende BÖRSE-ONLINE-Anlageurteil verraten.

BASF-Aktie



Mit BASF SE hat es ein weltweit führendes Chemieunternehmen mit Sitz in Ludwigshafen auf Platz drei der besten deutschen Wertschöpfer von 1990 bis 2020 geschafft. Der in rund 90 Ländern vertretene Konzern gliedert sich in sechs Geschäftssegmente und setzte im Jahr 2020 rund 59 Milliarden Euro um.

Den Angaben von Bessembinder & Co. zufolge brachte es der Drittplatzierte auf eine Wertschöpfung von 119.013 Millionen Dollar. Der Anteil von BASF an der gesamten Wertschöpfung am deutschen Aktienmarkt im genannten Zeitraum beziffert man auf 4,91 Prozent.

Das Unternehmen hob unlängst zum dritten Mal in diesem Jahr die Jahresprognose an, rechnet jedoch auch mit einer langsamen Normalisierung seiner zuletzt teilweise extrem hohen Margen im Geschäft mit Basischemikalien sowie Vorprodukten. Überdies dürften die Engpässe in den Lieferketten anhalten, sagte Konzernchef Martin Brudermüller in einer Telefonkonferenz zu den Drittquartalszahlen laut der Nachrichtenagentur Dow Jones. Insgesamt rechnet er aber mit einer soliden Nachfrage bis zum Jahresende und darüber hinaus.

Charttechnik: Es ist naheliegend, dass das langfristige Chartbild bei BASF angesichts der starken Wertschöpfung sehr gut aussieht. Schließlich ist der Kurs vom 08. November 1990 bis zum 19. Januar 2018 von 4,71 Euro auf 97,55 Euro gestiegen. Am Mittwochabend bewegte sich die Notiz mit 61,47 Euro aber deutlich unter dem zuvor genannten Schlussrekordhoch. Und schon seit Ende 2010 geht es letztlich nur seitwärts mit der Notiz.

Zuletzt hat sich sogar ein mehrmonatiger Seitwärtstrend breit gemacht, so dass die Charttechnik momentan eher ungünstig aussieht. Die dennoch über drei Jahrzehnte starke Gesamtleistung erinnert daran, dass in Sachen Wertschöpfung neben Kursgewinnen auch die ausgezahlten Dividenden eine wichtige Rolle spielen. Und da ist BASF ein verlässlicher Zahler.

Bewertung: Auch aktuell kann die Gesellschaft in letztgenannter Hinsicht punkten. Der Analystenkonsens geht jedenfalls für 2021 von einer Anhebung der Dividende von 3,30 Euro auf 3,40 Euro aus. Daraus errechnet sich eine Rendite von 5,53 Prozent. Sollte sich der Kurs nur behaupten, könnte man damit als Anleger immerhin für einen Inflationsausgleich sorgen. Wobei angesichts von erwarteten Zahlungen für die Jahre 2022 bis 2024 von 3,47 Euro, 3,54 Euro und 3,70 Euro je Aktie künftig sogar noch etwas höhere Renditen winken.

Beim Gewinn je Aktie kalkuliert der Analystenkonsens für 2021 mit einer Verbesserung von 3,21 Euro auf 6,52 Euro je Aktie. Die Prognosen für die drei Folgejahre bewegen sich bei 5,75 Euro, 5,96 Euro und 6,89 Euro je Aktie. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 8,92, was als moderat einzustufen ist. Unter Bewertungsüberlegungen steht der DAX-Vertreter somit sehr solide da.

Analystenstimmen: Jefferies hat unlängst das Kursziel für BASF von 89,00 Euro auf 85,00 Euro gesenkt, eine Kaufempfehlung aber bestätigt. Ohne einen Börsengang von Wintershall sollte BASF laut der US-Investmentbank zu einer Strategie des Dividendenwachstums zurückkehren. Dies schaffe bei Aktionären zumindest einiges Vertrauen hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Gewinne und der Cashflows und stützte die Bewertung.

Operativ generiere BASF weiterhin gute Gewinne im vorgelagerten Bereich. Die Prognosen der Analysten für den Bereich liegen nach 2022 hinein etwa zehn Prozent über den Konsenserwartungen, wobei die neuen Kapazitäten am Markt sich weitgehend mit der Nachfrage deckten, berichtet Dow Jones aus der Studie.

Für Raiffeisen Research ist BASF ein breit aufgestelltes Chemieunternehmen mit vielen Abnehmern aus der Industrie, die sich im Nachgang auf den Konjunktureinbruch im Jahr 2020 nunmehr kräftig erholt. Dementsprechend robust zeige sich die Nachfrage nach Chemikalien, welche den Auslastungsgrad der Werke bei Produzenten und somit deren Rentabilität erhöhten. Eine teilweise Abschwächung erfahre die Nachfrageerholung allerdings durch die Lieferengpässe in vielen Branchen wie der Automobilindustrie, die von einem Chipmangel betroffen sei.

Umso beachtlicher sei, dass BASF trotz alledem zum dritten Mal den Ausblick für das Gesamtjahr 2020 angehoben habe. Die zuständigen Analysten sehen BASF mit seiner umfassenden Produktpalette gut aufgestellt, um von der breiten globalen Konjunkturerholung entsprechend profitieren zu können. Mit dem Kursziel ging es zwar von 78,00 Euro auf 72,50 Euro nach unten, eine Kaufempfehlung hat aber weiter Bestand.

BÖRSE ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 50-21 verwiesen wir darauf, dass die Investmentbank Kepler Cheuvreux ihr Kursziel für BASF auf 100,00 Euro erhöht hat. Zudem schrieben wir, dass die Argumentation hierfür nachvollziehbar sei. Denn BASF sei mit seinen Verbundstandorten einer der effizientesten Hersteller chemischer Vor- und Endprodukte. Durch die Konzentration auf wenige Standorte habe der Konzern im vergangenen Jahr zwölf Millionen Megawatt Energie gespart und 2,4 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid ausgeschüttet. Das sei im aktuellen Preisumfeld ein klarer Wettbewerbsvorteil, der sich in niedrigen Herstellungskosten und auch in einem hohen Anteil an Recyclingprodukten spiegele.

Der einzige wenig zukunftsträchtige Bereich sei der Öl- und Gasproduzent Wintershall Dea, an dem BASF 72 Prozent hält. Hier dürfte es nach Einschätzung der Analysten 2022 - eher früher als später - zum Börsengang kommen. Damit erhalte der Bereich ein Preisschild und verwässere die übrigen Aktivitäten nicht mehr. Während die Ludwigshafener auf der Qualitäts- und Kostenseite Wettbewerbsvorteile hätten, laufe die Börsenbewertung weit hinterher, sagen die Analysten. Bei einer Bewertung der Summe der Einzelteile und einem Vergleich mit der Konkurrenz kommen sie selbst unter Berücksichtigung eines Konglomeratsabschlags von zehn Prozent auf einen Wert von 93 Euro pro Aktie. Darin nicht enthalten ist Wintershall Dea. Der Marktwert des BASF-Anteils an dem Geschäft dürfte bei 14 Euro pro Aktie liegen.

Das BÖRSE ONLINE-Kursziel beträgt 88.00 Euro, das Anlagevotum kaufen und der Stopp-Loss-Kurs ist auf 53,00 Euro festgezurrt.



Siemens-Aktie



Mit der Siemens AG hat ein weltweit tätiger Konzern mit Fokus auf Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung für Industrie- und Infrastrukturlösungen sowie Schienenfahrzeug- und Medizintechnik & Diagnose ("Siemens Healthineers") den zweiten Platz unter den besten Wertschöpfer auf dem deutschen Kurszettel inne.

Das Unternehmen, das auch nach der Abspaltung der Energiesparte 35 Prozent an Siemens Energy (konventionelle Kraftwerke & Energieübertragung) hält bzw. mit 67 Prozent an "Siemens Gamesa" (Windkraft) beteiligt ist, kommt nach Berechnungen von Bessembinder & Co. von 1990 bis 2020 auf eine Wertschöpfung von 142.837 Millionen Dollar. Den Anteil an der gesamten Wertschöpfung am deutschen Aktienmarkt im genannten Zeitraum gibt man mit 5,89 Prozent an.

Zum Geschäftsgang ist anzumerken, dass Siemens von der Konjunkturerholung nach dem Coronavirus-Lockdown profitiert und im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 den drei Mal angehobenen Ausblick für Umsatz und Gewinn übertroffen hat. Nach dem zuletzt sehr starken Wachstum rechnet der Münchner Technologiekonzern im zweiten Jahr unter der Führung von Vorstandschef Roland Busch allerdings mit einer Abschwächung. Mit einem angepeilten vergleichbaren Wachstum um rund fünf Prozent zeichnet sich eine Normalisierung ab, hieß es in einer Dow Jones-Mitteilung zur Ergebnisvorlage durch das Unternehmen.

Charttechnik: Bei Siemens ist im Rahmen der uns vorliegenden Zeitspanne der Kurs ausgehend von einem Rekordtief von 10,57 Euro vom 28. Januar 1988 bis zum 22. November 2021 bis auf 156,00 Euro gestiegen. Das heißt, trotz oftmals volatilen Ausschlägen hat es letztlich zu einer sehr vorzeigbaren Aufwärtsentwicklung gezeigt. Hinzu kommen außerdem auch hier regelmäßige Dividendenzahlungen.

Zur Wochenmitte beendete der Titel den Handel mit einer Schlussnotiz von 151,78 Euro. Das heißt, es besteht nach wie vor enger Kontakt zu dem erst vor einigen Wochen aufgestellten Schlussrekordhoch. Der Aufwärtstrend ist folglich intakt, so dass die Chartnote gut ausfällt.

Bewertung: Stimmen die durchschnittlichen Analystenschätzungen, dann hat dieses DAX-Mitglied zunächst durchaus gute Chancen, um das Chartbild weiter vorteilhaft zu gestalten. Denn laut Schätzungen soll der Gewinn je Aktie im Geschäftsjahr 2021/22 (30.09.) von 7,59 Euro auf 8,92 Euro stiegen. In den drei Jahren danach sollen dann 8,21 Euro, 8,92 Euro und 9,69 Euro herausspringen. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 15,66. Gemessen an den skizzierten Wachstumsaussichten ist das als vertretbar einzustufen.

Bei der Dividende kalkulieren Analysten im Schnitt für das laufende Jahr mit einer Zahlung von 4,12 Euro je Aktie. Die Schätzungen für 2022/23 und 2023/24 bewegen sich bei 4,32 Euro und 4,58 Euro je Anteilsschein. Wir sprechen hier somit von Renditen zwischen 2,71 Prozent und 3,02 Prozent, was im Niedrigzinsumfeld durchaus solide ist.

Analystenstimmen: Die Deutsche Bank hat kürzlich im Zuge einer bestätigten Kaufempfehlung das Kursziel von 178,00 Euro auf 180,00 Euro nach oben genommen. Die zuständigen Analysten halten die Aktien weiter für deutlich unterbewertet. Als Kernaussage nach einem Treffen mit dem Vorstandsvorsitzendem und dem Finanzchef bezeichnete man die Erkenntnis, dass Siemens als Technologieunternehmen in sehr attraktiven Wertschöpfungsketten tätig sei. Konkret nannte man laut Dow Jones Automatisierung, Digitalisierung, Elektrifizierung und die nachhaltige Mobilität.

Der Konzern beherrsche Schlüsseltechnologien wie Simulationstools, digitale Zwillinge, Data Analytics, Edge und Cloud sowie 5G-Mobilfunk und könne wie kein anderes Unternehmen die physische und mit der digitalen Welt verbinden. Siemens sollte daher weiter Marktanteile hinzugewinnen und auch die eigenen Prozesse und die Profitabilität verbessern können.

Auch die UBS sieht bei Siemens noch viele Potenziale und hat eine Kaufemfehlung mit einem Kursziel von 168,00 Euro versehen. Die Schweizer Großbank spricht außerdem von erfreulichen Fortschritten bei dem Unternehmen. Mittelfristig sei mit keiner einschneidenden Veränderung der Struktur zu rechnen, sondern mit der Hebung von Wachstumspotenzialen. Die Analysten nennen als Beispiel den steigenden Beitrag des Software-Geschäftes in der Sparte Digital Industries. Die verantwortlichen Analysten haben ihre Schätzungen für Siemens angepasst. Hierbei trage man vor allem der Varian-Übernahme durch Siemens Healthineers Rechnung, zitiert Dow Jones aus einer Studie.

BÖRSE ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 47-21 bekräftigten wir unsere Kaufempfehlung für Siemens. Das Kursziel beträgt 180,00 Euro und der Stopp-Loss-Kurs 116,00 Euro. Zur Begründung für das positive Anlageurteil verwiesen wir darauf, dass Siemens mit einem starken Endspurt im vierten Quartal das erste Jahr eins nach der Transformation erfolgreich beendet hat. Der Gewinn aus fortgeführten Aktivitäten sei im Schlussabschnitt des gebrochenen Geschäftsjahres 2020/21 um mehr als ein Fünftel auf 1,3 Milliarden Euro gestiegen. Auf Jahressicht hätten die Erlöse und der Auftragseingang zweistellig zugelegt. Das angepasste Ergebnis aus dem industriellen Geschäft sei um 17 Prozent gesprungen, die Marge auf 15 Prozent gestiegen. Unterm Strich habe Siemens 6,7 Milliarden Euro verdient, 59 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Der freie Cashflow aus dem industriellen Geschäft, vielleicht eines der besten Kriterien zur Beurteilung der Ertragsstärke des Konzerns, sei um 38 Prozent auf fast zehn Milliarden Euro gestiegen. Mit dieser Dynamik und Ertragspower im Rücken werde die Dividende von 3,50 auf vier Euro angehoben. Firmenchef Roland Busch erwarte, dass die gute Entwicklung anhalten werde. Die Relation von Auftragseingang zu den Erlösen von 1,15 signalisiere zumindest weiteres Wachstum. Die drei operativen Segmente Automatisierung, Energie- und Verkehrstechnik sollen jeweils zwischen fünf und acht Prozent wachsen. Alle Bereiche lieferten zweistellige Margen, wobei das Management für das Automatisierungsgeschäft bis zu 21 Prozent Umsatzrendite für möglich halte.

Hinzu kämen noch deutlich zweistellige Ergebniszuwächse bei Siemens Healthineers, die weiterhin voll konsolidiert würden. Der Gewinn pro Aktie werde in einer Bandbreite von 8,70 bis 9,10 Euro nach 8,32 Euro für das abgelaufene Jahr veranschlagt. Im Branchenvergleich sei bei der Bewertung noch Luft nach oben.



SAP-Aktie



Als bestes Pferd im Stall am deutschen Aktienmarkt hat sich laut Bessembinder & Co. für die Jahre 1990 bis 2020 mit SAP ein Weltmarktführer im Bereich betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware für Unternehmen entpuppt, dessen Lösungen bei über 400.000 Kunden aus 25 Branchen in rund 190 Ländern im Einsatz sind.

Den Berechnungen zufolge beträgt die von dem Spitzenreiter generierte Wertschöpfung 159.068 Millionen Dollar, was gleichbedeutend mit einem Anteil von 6,56 Prozent an der gesamten Wertschöpfung an der deutschen Börse im genannten Beobachtungszeitraum ist.

Die gemeldeten Geschäftszahlen lasen sich zuletzt gut. Nach einem starken dritten Quartal hob SAP zum dritten Mal in 2021 die Jahresprognose an. Getragen von einem weiter beschleunigten Cloudwachstum war die operative Marge spürbar höher als von Analysten erwartet. Auch Umsatz und Betriebsgewinn übertrafen laut Dow Jones die Konsensschätzungen, ebenso wie der Nettogewinn. Die Vorhersage für das Betriebsergebnis 2021 erhöhte der Vorstand auf 8,1 bis 8,3 (zuvor 7,95 bis 8,25; 2020: 8,28) Milliarden Euro.

Charttechnik: Im Rahmen der uns vorliegenden Kursdaten ist es so, dass die Notiz bei SAP vom 19. August 1991 von 0,64 Euro bis zum 02. September 2020 bis auf 142,34 Euro gestiegen ist. Das führt zu einem langfristig betrachtet sehr ansprechenden Chartbild.

Zu konstatieren ist aber auch, dass es seit Mitte 2019 letztlich nur noch seitwärts geht mit dem Kurs. Die Schlussnotiz von 123,56 Euro vom Mittwoch liegt auch um gut 13 Prozent unter der zuvor genannten Bestmarke. Und erst bei einem Sprung über das alte Rekordhoch würde ein neues nachhaltiges prozyklisches charttechnisches Kaufsignal generiert.

Bewertung: Der Analystenkonsens kalkuliert bei SAP für 2021 mit einem Ergebnis je Aktie von 6,34 Euro. Das vergleicht sich mit 5,41 Euro im Jahr 2020. Die Schätzungen für 2022 und 2023 betragen 5,37 Euro und 5,86 Euro. Für 2023 sollen dann 6,58 Euro je Anteilsschein herausspringen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 18,78. Im Branchenvergleich ist das vertretbar, mit Blick auf 2022 und 2023 fehlt es aber an positiver Gewinndynamik.

Die Dividendenzahlung für 2021 sehen die Analysten im Schnitt bei 1,91 Euro je Aktie, nach 1,85 Euro für 2020. Auch für 2022 sollen laut Schätzungen 1,91 Euro fließen. Die Vorhersagen für 2023 und 2024 betragen dann 2,02 Euro und 2,14 Euro. Die Renditen sind nicht allzu hoch, aber im Technologiesektor steht man damit recht gut da.

Analystenstimmen: Die für SAP verantwortlichen Analysten bei Bryan Garnier erhöhten unlängst ihr Kursziel von 139,00 Euro auf 145,00 Euro. Im Rahmen einer bestätigten Kaufempfehlung ging es auch mit den bereinigten Gewinnschätzungen je Aktie für die Jahre 2021 bis 2023 um 23 Prozent, zehn Prozent und sechs Prozent nach oben. Berücksichtigt wurden hierbei eine niedrigere Steuerquote und höhere Kapitalgewinnen von Sapphire Ventures. Die mittelfristige Margenannahme wurde auf 31 Prozent gekürzt, von 32 Prozent, wie Dow Jones berichtete. Das Cloud-Geschäft beschleunige sich weiter und für 2022 habe das SAP-Management eine Fortsetzung des Trends in Aussicht gestellt.

Die UBS hat zwischenzeitlich das hauseigene Kursziel für SAP von 130,00 Euro auf 147,00 Euro erhöht. Das Anlageurteil drehten die Analysten von Neutral auf Kaufen. Zur Begründung verwies man auf die voraussichtliche Beschleunigung der Cloud-Erträge im kommenden Jahr. Weiterhin vorsichtig sind die Experten aber mit Blick auf das Ziel einer Cloud-Bruttomarge von 80 Prozent im Jahr 2025. Für die kommenden zwölf Monate ist man aber zuversichtlich. Die Schweizer Großbank erwartet jetzt für 2022 ein Cloud-Wachstum von 24 Prozent statt 22 Prozent, so Dow Jones.

Die Landesbank Baden-Württemberg verweist außerdem darauf, dass das Unternehmen neben dem Marktwachstum im angestammten Geschäft mit ERP-Software, den Middleware-Produkten und den Business Intelligence-Lösungen mit den Produktinnovationen im Bereich InMemory-Computing, Mobility und On Demand sein Marktpotenzial erheblich ausweitet.

BÖRSE ONLINE-Einschätzung: Die Redaktion sieht in den SAP-Aktien einen Kauf. Das Kursziel ist auf 150,00 Euro festgezurrt und der Stopp-Loss-Kurs auf 108,50 Euro. In Ausgabe 51-21 erinnerten wir daran, dass SAP seinen Fokus voll auf das Cloud-Computing setzt. Die Walldorfer befinden sich gerade in einem Transformationsprozess in Richtung digitale Wolke, schrieben wir damals.

Nach Ansicht von Vorstandschef Christian Klein soll das Unternehmen langfristig eines der größten Cloud-Unternehmen der Welt werden. Dass der Softwarekonzern auf einem guten Weg sei, zeigten die aktuellen Entwicklungen. SAP habe 2021 dreimal in Folge seine Jahresziele angehoben. Bis 2025 sollen die Cloud-Erlöse auf mehr als 22 Milliarden Euro steigen. Zum Vergleich: Für das zu Ende gehende Jahr werden Spartenerlöse von 9,4 bis 9,6 Milliarden Euro angepeilt. Ein Statement des Vertrauens setzte zuletzt Aufsichtsratschef und Mitgründer Hasso Plattner. Im Dezember kaufte er eigene Aktien im Wert von 15,8 Millionen Euro.