Neuer Rückschlag für Apple: US-Präsident Donald Trump hat Apple mit einem Zoll von mindestens 25 Prozent auf alle iPhones gedroht, die nicht in den Vereinigten Staaten hergestellt werden.

In einem Beitrag auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social erklärte Trump am Freitag: "Ich habe Tim Cook von Apple schon vor langer Zeit mitgeteilt, dass ich erwarte, dass ihre iPhones, die in den USA verkauft werden, auch in den USA hergestellt werden - nicht in Indien oder anderswo."

Die Drohung löste an den Finanzmärkten sofortige Reaktionen aus: Apple-Aktien eröffneten den Handel an der Wall Street um 3 Prozent tiefer. Die Ankündigung markiert eine deutliche Verschärfung des Drucks auf den Tech-Giganten, der seine Produktion hauptsächlich in China konzentriert hat, aber zunehmend nach Indien und Vietnam verlagert.

Apples Produktionsstrategie unter Druck

Derzeit produziert Apple keine Smartphones in den USA. Das Unternehmen hat seine Lieferketten seit den Pandemie-Lockdowns diversifiziert und die Abhängigkeit von China reduziert. Indien hat sich dabei als wichtiger Produktionsstandort etabliert: Etwa 20 Prozent aller iPhones - mehr als 40 Millionen Geräte - wurden im vergangenen Jahr dort gefertigt. Bis Ende 2026 plant Apple, den Großteil der für den US-Markt bestimmten iPhones aus Indien zu beziehen.

Foxconn, einer der wichtigsten Fertigungspartner Apples, investiert bereits 1,5 Milliarden Dollar in den Ausbau seiner indischen Produktionsstätten. Diese Strategie steht nun im direkten Konflikt mit Trumps Forderungen nach einer Rückverlagerung in die USA.

Technische und logistische Hürden

Gimme Credit-Analysten weisen auf die praktischen Probleme hin: "Eine Verlagerung der iPhone-Produktion in die USA kann nicht sofort erfolgen. Es würde erhebliche Zeit und Geld kosten, die physische Infrastruktur aufzubauen." Noch kritischer sei die Arbeitskräftefrage: "Es ist zweifelhaft, dass die USA die notwendigen Arbeitskräfte sowohl in Bezug auf Qualität als auch Quantität bereitstellen könnten."

Selbst bei einer teilweisen US-Produktion müsste Apple weiterhin Komponenten aus China importieren. Die komplexe globale Lieferkette der Elektronikindustrie lässt sich nicht einfach nationalisieren.

Unrealistische Forderung mit enormen Kostenfolgen

Analysten haben seit Beginn der zweiten Trump-Administration skeptisch auf Trumps Zoll-Forderungen reagiert. Dan Ives von Wedbush Securities bezeichnet die Idee einer US-Produktion als "Märchen, das nicht machbar ist". Seine Berechnungen zeigen: Ein in den USA hergestelltes iPhone würde etwa 3.500 Dollar kosten - mehr als das Dreifache des aktuellen Preises von rund 1.000 Dollar für ein iPhone 16 Pro.

Die Analysten von Evercore ISI untermauern diese Einschätzung mit konkreten Zahlen: Allein die höheren Arbeitskosten würden die Produktionskosten um mehr als 50 Prozent steigern. "Das bedeutet, dass selbst bei einem globalen Basiszoll von 50 Prozent eine heimische iPhone-Produktion finanziell keinen Sinn ergeben würde", heißt es in einer Analyse vom vergangenen Monat.

Politischer Druck trotz Annäherungsversuchen

Die neuerliche Zolldrohung kommt überraschend, nachdem Apple-CEO Tim Cook Trump erst kürzlich im Weißen Haus getroffen und eine Million Dollar für dessen Amtseinführungsfonds gespendet hatte. Zudem kündigte Apple Investitionen von 500 Milliarden Dollar in die US-Entwicklung an, einschließlich einer KI-Server-Produktion in Houston.

Trump hatte bereits während seiner ersten Amtszeit mit Zöllen auf Apple-Produkte gedroht, diese aber nach Verhandlungen mit Cook nicht umgesetzt. Auf dem Höhepunkt des Zollkonflikts mit China, als die Einfuhrzölle aus dem Reich der Mitte kurzzeitig bei 145 Prozent hatten, hatte Trump mit der Ankündigung für Entspannung gesorgt, dass iPhones von den Aufschlägen ausgenommen werden.

Die aktuelle Eskalation deutet nun wieder auf härtere Gangart hin. Parallel kündigte Trump auf Truth Social auch50-Prozent-Zölle auf EU-Produkte an. Die europäischen aber auch US-Börsen reagierten auf die Ankündigungen reflexartig mit deutlichen Abschlägen. 

Finanzielle Folgen bereits spürbar

Apple rechnet unterdessen laut seinem jüngsten Quartalsbericht durch die Zölle, die auf Waren aus China aktuell 30 Prozent betragen, bereits mit zusätzlichen Kosten von etwa 900 Millionen Dollar im laufenden Dreimonatszeitraum. CEO Cook bezeichnete die weitere Entwicklung als "sehr schwer vorhersehbar". Die Unsicherheit belastet nicht nur den Aktienkurs, sondern könnte auch langfristige Investitionsentscheidungen beeinflussen.

Für Apple kommt die Drohung zur Unzeit: Das Unternehmen kämpft bereits mit schwacher Nachfrage in China und hat dort gerade die Inzahlungnahme-Anreize für iPhones erhöht. Eine drastische Preiserhöhung durch US-Produktion würde die Wettbewerbsposition weiter schwächen. Die Apple-Aktie ist mit einem Minus von bereits 23 Prozent der schlechteste Performer unter dem Big-Tech-Konglomerat der Magnificent Seven. 

Hinweis auf Interessenkonflikte

Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.

Hinweis auf Interessenkonflikte

Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.