Aus Furcht vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft haben sich Anleger am Mittwoch aus europäischen Aktienwerten zurückgezogen. Enttäuschende Bilanzen einiger Unternehmen verstärkten den Verkaufsdruck. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils etwa ein Prozent auf 9920 und 3191 Punkte.

Genährt wurden die Konjunktursorgen vom überraschend schwachen Anstieg der Inflation in China. Die Teuerung in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft blieb mit 1,6 Prozent unter der Markterwartung von 1,8 Prozent und reihte sich damit in die jüngste Serie enttäuschender Daten ein. Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black warnte aber vor überzogenem Pessimismus. "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Regierung und die Notenbank Maßnahmen wie Zinssenkungen zur Ankurbelung der Konjunktur ergreifen werden, ist deutlich gestiegen."

Dem Devisenstrategen Niels Christensen von der Nordea Bank zufolge haben die Konjunkturdaten auch Auswirkungen auf die US-Geldpolitik. "Die trüben Aussichten für China könnten von der Fed als Argument genutzt werden, die Zinserhöhung zu verschieben." Schließlich sprächen sich immer mehr Führungsmitglieder der Notenbank gegen eine baldige US-Zinswende aus. Anleger rechnen mehrheitlich erst für März 2016 mit einer ersten Anhebung des Schlüsselsatzes.

Bei einer Verschiebung der US-Zinswende steige zwar die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Wertpapierkäufe aufstockt, um die heimische Konjunktur anzukurbeln, betonte Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Aber bis es soweit ist, sollte die Dollar-Schwäche und im Gegenzug die Euro-Stärke anhalten." Am Mittwoch kletterte der Euro auf ein Vier-Wochen-Hoch von 1,1427 Dollar. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, legte 48 Ticks auf 156,66 Punkte zu.

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Bei den deutschen Aktien sorgte der Rekord-Kurssturz von Drägerwerk für Aufsehen. Die Titel der Medizintechnik-Firma fielen um bis zu 19,4 Prozent auf ein Viereinhalb-Jahres-Tief von 59,58 Euro. Das Unternehmen hatte nach einem operativen Verlust im Quartal erneut die Gesamtjahresziele kassiert.

Auch die Software AG senkte die Prognosen und drückte ihre Aktien bis zu 10,7 Prozent ins Minus. Dies ist der größte Kurssturz seit Juli 2014. Damals hatte der SAP -Konkurrent seine Ergebnisziele ebenfalls zusammengestrichen.

Für Gesprächsstoff sorgte außerdem der Übernahmekampf um Deutsche Wohnen. Konkurrent Vonovia will die Immobilienfirma schlucken, die ihrerseits auf eine Fusion mit LEG hinarbeitet. Deutsche Wohnen legten 1,5 Prozent zu, LEG verloren 3,4 und Vonovia 4,2 Prozent.

Reuters