Am 6. Juni wurde in Schweden der Nationalfeiertag begangen, mit der gesamten Königsfamilie. Einen Tag später wurde der derzeit vielleicht bekanntesten Schwedin, Greta Thunberg, von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International der Ehrentitel "Botschafterin des Gewissens" verliehen - ganz schön was los im zehn Millionen Einwohner zählenden skandinavischen Land.

Allerdings herrscht nicht nur eitel Sonnenschein im Norden. Zuletzt hat sich wie in Frankreich eine Gelbwesten-Protestbewegung gegen die hohen Benzinpreise formiert. Und parallel dazu haben bei der Europawahl die Rechtspopulisten wie in anderen europäischen Ländern viele Stimmen dazugewonnen.

Es läuft nicht ganz rund in Schweden. Gut zu sehen ist das auch an der Börse, die gemessen am Leitindex OMX Stockholm 30 im Vergleich zu den anderen europäischen Börsen in diesem Jahr ein paar Schritte hinterherhinkt. Vor allem die Kredit­institute haben Probleme, sowohl die Nordea Bank wie auch die Swedbank, wobei Letztere, erschüttert von einem Geldwäscheskandal, Vorstandschefin Birgitte Bonnesen entlassen musste.

Und weil gleichzeitig Indexschwergewichte wie AstraZeneca (zuletzt empfohlen in Heft 20/2019) ) und ABB in diesem Jahr bislang nur wenig gestiegen sind, hinkt der Leitindex eben hinterher. Erschwerend kommt dazu, dass das einstige Börsenflaggschiff Hennes & Mauritz ordentlich zurechtgestutzt wurde in den zurückliegenden Jahren und nur noch relativ wenig Gewicht hat im Index.

Besonders frustriert sind ausländische Anleger, da die schwedische Krone schwächelt, was zusätzlich am Börsenplus knabbert. Die Krone ist im laufenden Jahr die mit Abstand schwächste Währung in der Gruppe der 14 meistgehandelten Devisen. Gegenüber dem Euro etwa hat sie allein 2019 um fünf Prozent abgewertet. So schwach war sie zuletzt während der weltweiten Finanzkrise 2008. Langfristig sieht es nicht besser aus: Mehrere Abwertungsperioden in den 80er- und 90er-Jahren haben den Ruf der Währung nachhaltig geschädigt.

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Die schwedische Volkswirtschaft gilt als anfällig

Für das aktuelle Abrutschen der Krone gibt es mehrere Gründe: So ist die gerade erst im Dezember begonnene Normalisierung der Geldpolitik - die Riksbank erhöhte die Leitzinsen von -0,5 auf -0,25 Prozent - wegen der wirtschaftlichen Abkühlung ins Stocken geraten. Weitere Zins­erhöhungen sind vom Tisch. Außerdem gilt die schwedische Volkswirtschaft bei einem Nachlassen der weltweiten Konjunktur als besonders anfällig. Das Wachstum schwankt entsprechend stark. 2013 ging es beispielsweise nur um 1,2 Prozent nach oben, zwei Jahre später waren es sagenhafte 4,5 Prozent. In diesem Jahr sollen es abermals nur 1,2 Prozent sein. Trotz der Währungssorgen geht es den Schweden aber nicht schlecht. In Sachen wirtschaftliche Kennzahlen kann das Land locker mit dem Euroraum mithalten. Ebenso bei "weichen" Faktoren: Bei ­Patentanmeldungen und auf Innovationsranglisten liegt Schweden oft weit vorn, und laut einer Studie der Organisation für wirtschaft­liche Zusammenarbeit und Entwicklung steht Schweden in der Rangfolge der attraktivsten Standorte für Fachkräfte mit Master-Abschluss oder Doktortitel nach Australien auf Position 2.

Abseits von AstraZeneca und Co

Es gibt ja auch viele spannende Unternehmen - gerade abseits der Mega­konzerne. Loomis etwa, 1997 gegründet und heute Weltmarktführer in puncto "Bargeldmanagement". 400 Standorte mit 22 000 Mitarbeitern betreibt das Stockholmer Unternehmen in Europa und den USA. Zum Geschäft gehört vor allem der Geldtransport in gepanzerten Fahrzeugen. Dazu kommen mehr und mehr Einnahmequellen, die von Banken übernommen werden, beispielsweise die Bereitstellung von Geldautomaten sowie Tresordienstleistungen für den Einzelhandel.

Ebenfalls spannend ist Holmen, ein Konzern mit Schwerpunkt in der Forstwirtschaft sowie in der Zellstoff- und Papier­industrie. Zu den wichtigsten Produkten gehören Kartonagen für die Verpackungsindustrie sowie Papier für Zeitschriften, Zeitungen und Bücher. Außerdem bietet Holmen Holz für Bodenbeläge, Fensterbauteile und Möbel sowie Bauholz an.

Und last not least Hexagon, ein schnell wachsendes Messtechnik- und Software­unternehmen. 1975 gegründet, ist Hexagon inzwischen ein multinationaler Konzern mit gut 18 000 Mitarbeitern in über 50 Ländern - nicht zu verwechseln mit dem norwegischen Hochdruckbehälterspezialisten Hexagon Composites. Interessant als Anlagealternative ist der SEB Nordic Small Cap Fund, der in Nebenwerte aus dem gesamten skandinavischen Raum investiert.

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Schweden auf einen Blick