Daraufhin sackten die Anteilsscheine von Scout24 bis auf 35,36 Euro ab - das war der niedrigste Stand seit März. Zuletzt konnten sie bei 36 Euro das Minus auf knapp sechs Prozent eindämmen, blieben aber Schlusslicht im MDAX, dem Index der mittelgroßen Unternehmen. Von ihrem Rekordhoch bei 48,62 Euro im Juli aus haben sie inzwischen gut ein Viertel an Wert verloren.

Johnen verwies auf die vor zwei Wochen vorgestellten Ergebnisse des Wohngipfels der Bundesregierung. Dazu zählt ein Entwurf, das 2015 in Kraft getretene Bestellerprinzip, wonach stets der Auftraggeber und nicht der Mieter die Maklergebühren zahlen muss, auch auf Käufe zu übertragen. Eine solche Neuregelung würde vor allem die Branchenstimmung beeinträchtigen, glaubt der Experte.

Schwerer wiegen für ihn Berichte, wonach Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) Vorschlägen der Grünen gegenüber aufgeschlossen ist, die Maklergebühr auf zwei Prozent des Transaktionspreises zu begrenzen. Noch sei zwar nichts beschlossen, aber er gehe zumindest von wachsender Unsicherheit aus.

Zahlreiche offene Fragen dürften die Kursentwicklung von Scout24 zunächst bremsen, befürchtet Johnen. Unklar sei etwa, wie viele Makler aus dem Geschäft ausstiegen und ihre Abos kündigten. Auch bleibe offen, wie die unter Druck stehende Branche auf Preiserhöhungen durch Immobiliensscout24 reagieren werde. Und nicht zuletzt sei abzuwarten, wie sich der Anteil von Verkaufsanzeigen ohne Maklerbeteiligung entwickeln werde. Johnen hat erhebliche Zweifel, dass mehr Anzeigen von privater Seite das rückläufige Geschäft mit den professionellen Vermittlern aufwiegen werden.

Einen Geschäftseinbruch befürchtet der Analyst freilich nicht. Der Umsatz des Unternehmens werde auch in den kommenden beiden Jahren wachsen, allerdings nicht mehr so schnell wie zuvor erwartet. Noch geringer seien die Auswirkungen auf die Ergebnisse./mf/gl/she