>Ein erstes positives Signal kam nun von Royal Dutch Shell (Royal Dutch Shell (A)). Dank einer höheren Produktion im Zuge der BG-Group-Übernahme und Sparmaßnahmen konnte der britisch-niederländische Konzern den Gewinn im dritten Quartal steigern. Die niedrigen Ölpreise blieben aber eine "erhebliche Herausforderung" und der Ausblick bleibe "unsicher", mahnte Shell-Chef Ben van Beurden bei der Vorlage des Quartalsberichts am Dienstag.

Unter dem Strich verdiente Shell im dritten Quartal 1,45 Milliarden US-Dollar. Vor einem Jahr hatten hohe Wertberichtigungen noch für einen Verlust von 6,12 Milliarden Dollar gesorgt. Der für die Analysten wichtige bereinigte Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten legte um 18 Prozent auf 2,79 Milliarden Dollar zu. Das war eine Milliarde mehr als von den Experten im Schnitt erwartet. Den Aktionären will Shell für das dritte Quartal mit 0,47 Dollar je Aktie eine stabile Dividende zahlen. Shell-Aktien legten am Vormittag um gut 3 Prozent zu.

Der britische Ölkonzern BP konnte hingegen nicht punkten. Die Aktien standen mit Abschlägen von mehr als 3 Prozent unter Druck. Der Konzern muss eine Halbierung seines Gewinns hinnehmen. Im dritten Quartal erzielte BP unterm Strich einen Profit von 933 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch 1,8 Milliarden Dollar Gewinn verzeichnet. Als Gründe für den Einbruch nannte BP den niedrigen Ölpreis und kleinere Gewinnspannen. Positiv wirkten sich demnach eine verbesserte Kostenposition und steuerliche Effekte aus.

"Wir machen weiterhin gute Fortschritte, uns dem herausfordernden Preis- und Marktumfeld anzupassen", erklärte BP-Finanzchef Brian Gilvary. BP will seinen Aktionären weiter 10 Cent Dividende je Aktie zahlen.

Auch den größten US-Ölkonzernen ExxonMobil (Exxon Mobil) und Chevron macht der niedrige Ölpreis weiter zu schaffen. Bei den internationalen Konkurrenten Total aus Frankreich und der italienischen Eni blieb die Lage ebenfalls angespannt, wie in der vergangenen Woche veröffentlichte Zahlen zeigen.

Beim Branchenprimus Exxon brach der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreswert um 38 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar ein. Der Umsatz gab um 13 Prozent auf 58,7 Milliarden Dollar nach. Vorstandschef Rex Tillerson sprach zwar von "soliden Ergebnissen", betonte aber, dass das Marktumfeld schwierig bleibe. Der Konzern stemmt sich weiter mit Sparmaßnahmen gegen den Ölpreisverfall. Im letzten Quartal wurden die Investitionen in Ausrüstungen sowie Erkundungs- und Förderprojekte um 45 Prozent zum Vorjahr zusammengestrichen.

Der zweitgrößte US-Ölkonzern Chevron verdiente im dritten Quartal 1,3 Milliarden Dollar. Das waren zwar rund 37 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Doch nach mehreren Quartalsverlusten in Folge stellt der Gewinn eine deutliche Verbesserung dar, auch wenn der Umsatz um zwölf Prozent auf 30 Milliarden Dollar schrumpfte. Auch Chevron hat mit radikalen Einsparungen auf die Ölpreis-Schwäche reagiert - in den ersten neun Monaten seien die Ausgaben um zehn Milliarden Dollar reduziert worden, erklärte Konzernchef John Watson.

Der französische Ölkonzern Total musste ebenfalls deutliche Abstriche machen. Der bereinigte Gewinn sank im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel auf 2,1 Milliarden Dollar. Total kommt aber nach eigenen Ausgaben bei seinen Sparplänen schneller voran als ursprünglich gedacht. Mehr als 2,7 Milliarden Dollar will der Konzern in diesem Jahr einsparen - das sind rund zehn Prozent mehr als zunächst geplant.

Beim größten italienischen Ölkonzern Eni fiel von Juli bis September auf bereinigter Basis ein Verlust von 484 Millionen Euro an. Ein Jahr zuvor war das Unternehmen mit 127 Millionen Euro im Minus gewesen. Auch Eni steuert schon seit einiger Zeit mit Kostensenkungen gegen. Im Jahr 2015 hatten die Italiener einen Milliardenverlust verbucht.

Die jüngste Erholung der Ölpreise steht laut ETX-Analyst Neil Wilson auf unsicheren Beinen. Trotz der zuletzt leichten Preiserholung bleibt die Skepsis bei Experten groß, dass das Ölkartell Opec und andere Ölproduzenten eine Förderkürzung umsetzen können. Bis Ende November soll feststehen, wie die bereits beschlossene Produktionskürzung auf die einzelnen Länder aufgeteilt wird.

Nach einem Erfolg sieht es bisher nicht aus, weil einige namhafte Förderländer auf Ausnahmen bestehen. Zudem gilt es unter Experten als fraglich, ob verabredete Förderquoten tatsächlich eingehalten würden. Sollte keine Einigung erzielt werden, dürfte ein weiterer Ölpreisrutsch folgen, erwartet Wilson. Dieser dürfte neue Sparrunden bei den Ölkonzernen auslösen. Auch die Dividenden dürfte dann wackeln.

dpa-AFX