Der DAX tritt seit einigen Wochen nur noch auf der Stelle. Streng genommen ist der deutsche Leitindex sogar schon seit Mitte April nicht mehr entscheidend vorwärts gekommen.

Beim MDAX sieht es im zuletzt genannten Zeitraum zwar etwas besser aus, jüngst hat aber auch beim Index für mittelgroße deutsche Aktien der Schwung nachgelassen. Und ähnliches gilt auch für den SDAX als Auswahlindex für die kleineren deutschen Unternehmen.

Bei den Charts der in den drei genannten Indizes enthaltenen Aktien hat das natürlich auch Spuren hinterlassen. So lassen etwa im DAX die Anteilsscheine von Konsumgüterkonzern Henkel oder jene des Biotechunternehmens Morphosys im MDAX mit 52-Wochen-Tiefs ganz schön die Köpfe hängen.

Ziemlich ausgedünnt kommt außerdem derzeit auch die Zahl jener Index-Mitglieder daher, die mit neuen 52-Wochen-Hochs oder sogar neuen Kursrekorden aufwarten kann. Für den DAX spukt unsere Datenbank zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Beitrags nur drei Titel aus, die zuletzt frische 52-Wochen-Hochs markierten, im MDAX sind es fünf Werte und im SDAX sind es zwei Aktien.

Bei diesen löblichen charttechnischen Ausnahmen sind neue 52-Wochenhochs aber nicht immer auch gleichbedeutend mit neuen historischen Rekorden. Folglich ist die Zahl jener Titel, die neue Bestmarken aufwarten können, noch einmal etwas geringer.

In guter Form, da mit relativer Stärke ausgestattet, präsentieren sich im DAX aber Siemens, im MDAX Bechtle und im SDAX Hornbach Holding. Hier sind jeweils neue Kursrekorde zu konstatieren.

BÖRSE ONLINE unterzieht dieses Trio nachfolgend einer eingehenden Analyse. Dabei werfen wir noch einmal einen etwas näheren Blick auf die jeweils dank intakter Aufwärtstrends vorteilhafte Charttechnik, auf die Bewertungen sowie auf die allgemeine Aufstellung und die Strategie. Außerdem ergänzen wir das Ganze noch um die Einschätzung der Redaktion, wobei bereits verraten sei, dass wir bei allen drei Werten zum Kauf raten.

Hornbach Holding-Aktie



Im SDAX notieren derzeit nur die Hornbach Holding AG & Co. KGaA sowie Zooplus auf 52-Wochen-Hochs. Zooplus hat dabei jüngst auch neue Rekordnotierungen aufgestellt, was einer Übernahmeschlacht zu verdanken ist, die um den Anbieter von Tierbedarf ausgebrochen ist und mit diesem Kunststück kann auch die Hornbach Holding aufwarten.

Charttechnik: Beim letztgenannten Wert fällt beim Blick auf den Langfrist-Chart auf, dass es immer wieder einmal auch größere Rückschläge zu verkraften gab. Der letzte größere Dämpfer dieser Art ereilte den Titel im Vorjahr im Zuge der allgemeinen Coronavirus-Baisse.

Ausgehend vom damals am 18. März 2020 bei 33,65 Euro markierten Zwischentief hat sich der Titel bis heute aber mehr als verdreifacht. Im Rahmen dieser übergeordneten Aufwärtsbewegung war die Notiz seit Ende September 2020 zwar auf einen Seitwärtstrend eingeschwenkt. Doch daraus ist man gerade dank der neu markierten Bestmarken nach oben hin ausgebrochen. Das geht einher mit einem prozyklischen charttechnischen Kaufsignal. Beim aktuellen Kurs von 104,50 Euro ergibt sich übrigens verglichen mit dem am 19. Februar 2003 bei 16,66 Euro aufgestellten Schlussrekordhoch ein Plus von 5.273 Prozent.



Aufstellung/Strategie: Die Hornbach Holding AG & Co. KGaA ist die Muttergesellschaft der Hornbach-Gruppe. Sie ist selbst nicht im operativen Einzelhandel tätig, sondern verfügt über eine Anzahl wichtiger Beteiligungsgesellschaften.

Die mit Abstand größte und wichtigste Beteiligungsgesellschaft ist nach eigenen Angaben die Hornbach Baumarkt AG als Betreiber großflächiger Bau- und Gartenmärkte im In- und Ausland. Abgerundet werden die Handelsaktivitäten durch die Hornbach Baustoff Union GmbH, die auf dem Gebiet des Baustoffhandels mit überwiegend gewerblichen Kunden tätig ist.

Die Entwicklung und Verwertung erstklassiger Einzelhandelsimmobilien ist ein weiterer Geschäftszweig unter der Verantwortung der Hornbach Holding AG & Co. KGaA. Diese Aktivitäten sind zum Teil bei der Hornbach Immobilien AG angesiedelt, die einen Großteil des umfangreichen Immobilienvermögens der Hornbach-Gruppe besitzt.

Laut den Verantwortlichen ist ein Investment in die Hornbach-Gruppe eine Investition in ein traditionsreiches Familienunternehmen mit 140-jähriger Unternehmensgeschichte. Zudem verfüge man weiterhin über ein erhebliches Wachstumspotenzial, wobei der Vorstand zur Begründung unter anderem die folgenden vier Gegebenheiten anführt:

Erstens eine organische Wachstumsstrategie: Hornbach verzichtet im Grundsatz auf die Übernahme von Standorten Dritter, stattdessen entwickelt der Konzern seine Standorte selbst. Durch das homogene Filialnetz der großflächigen Bau- und Gartenmärkte erzielt man Größenvorteile (Fixkostendegression).

Zweitens Wettbewerbsvorteil Immobilienstrategie: Der größte Teil der Immobilien befindet sich im Eigentum der Hornbach-Gruppe - eine laut Vorstand strategische und finanzielle Reserve von höchstem Garant für weiteres Wachstum. Drittens Interconnected-Retail-Strategie, welche den stationären Handel mit dem Webshop verknüpft. Und viertens erinnert man daran, die Nr. 1 in Deutschland bei der Produktivität - "Umsatz je Markt" und "Umsatz je qm Fläche" zu sein.

Zum letztgenannten Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Hornbach-Gruppe zum Stichtag 28. Februar 2021 161 großflächige Bau- und Gartenmärkte in neun europäischen Ländern betrieb. Deutschland ist dabei, gemessen an einem Marktvolumen von 51,5 Milliarden Euro (Kalenderjahr 2020, Brutto-Umsätze) der größte Do-it-yourself-Markt Europas. Betrachtet man die absoluten Netto-Umsätze der einzelnen DIY-Einzelhandelsunternehmen, so liegt die Hornbach Baumarkt AG in Europa zum Bilanzstichtag 28. Februar 2021 in Europa auf Platz 5 und ist der drittgrößte deutsche Baumarktbetreiber.

Hornbach baute in den letzten Jahren seine Marktposition kontinuierlich aus. In Bezug auf die Gesamtumsätze aller deutschen Bau- und Gartenmärkte im Jahr 2020 (26,6 Milliarden Euro) lag der Marktanteil bei 12,0 Prozent. Das Ziel ist es, die Marktposition im europäischen Do-it-yourself-Markt durch organisches Wachstum kontinuierlich auszubauen. Dabei will man aber nicht um jeden Preis in weitere Marktanteile investieren und die Qualität des Geschäftsmodells verwässern. Vielmehr legt man stattdessen allergrößten Wert auf nachhaltiges Ertragswachstum. Potenzielle Standorte müssen strenge Entscheidungskriterien erfüllen. Sie benötigen unter anderem eine exzellente Lage, eine bestimmte Mindestgröße und sie müssen anspruchsvolle Umsatzziele erreichen können.

Bewertung: Die Bewertung der Hornbach Holding ist gemessen am aktuellen Ergebnisniveau als moderat einzustufen, Denn wie der unten abgebildete Analystenkonsens zeigt, rechnet man für das Geschäftsjahr 2021/22 (28.02.) mit einem Gewinn je Aktie von 9,40 Euro, was verglichen mit dem Vorjahreswert von 10,34 Euro zwar ein Rückgang ist, woraus sich aber immer noch ein überschaubares geschätztes KGV von 11,1 ergibt.

Nimmt man zudem die Prognose zum Ergebnis je Aktie für 2023/24 von 10,47 Euro als Maßstab, dann sinkt der Multiplikator beim KGV sogar weiter auf rund zehn. Den Umsatz sieht der Analystenkonsens um übrigen von 2020/21 bis 2023/24 von 5,456 Milliarden auf 5.992 Milliarden Euro steigen.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In der Printausgabe 26-21 der BÖRSE ONLINE bekräftigten wir zuletzt eine Kaufempfehlung zugunsten der Aktien von Hornbach Holding. Versehen ist diese mit einem Stopp-Loss-Kurs von 74,00 Euro sowie mit einem Kursziel von 119,00 Euro. Gemessen am Xetra-Schlusskurs vom Mittwoch von 104,50 Euro ergibt sich daraus noch ein Aufwärtspotenzial von knapp 14 Prozent.

Zur Begründung für das positive Anlagevotum schrieben wir in der erwähnten Ausgabe folgendes: "Weder das kalte Frühjahr noch die Covid-Einschränkungen bremsten die in der Pandemie entfachte Freude der Verbraucher am Heimwerken und an der Gartenarbeit. Dabei waren sie so emsig, dass sie der Baumarktkette Hornbach ein dickes Umsatzplus bescherten. Im ersten Quartal (per Ende Mai) schnellte der Umsatz der Gruppe um 6,4 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebit) sank indes wegen des höheren Aufwands in Zusammenhang mit Pandemieauflagen um 2,5 Prozent auf 169 Millionen Euro.

Besonders erfolgreich war die Entwicklung des Onlinehandels: Im Teilkonzern Hornbach Baumarkt stieg der Onlineumsatz inklusive Click & Collect im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 71 Prozent. Das stimmt den Vorstand zuversichtlich, er präzisiert die Prognose für das laufende Geschäftsjahr: Es sei wahrscheinlich, dass der Umsatz im Gesamtjahr um ein bis fünf Prozent wachse; im vorigen Geschäftsjahr hatte er bei etwa 5,5 Milliarden Euro gelegen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte zwischen 290 und 326 Millionen Euro liegen und würde damit womöglich das Rekordniveau des vergangenen Geschäftsjahres erreichen."

Bechtle-Aktie



Im MDAX bewegen sich neben Bechtle auch Evotec, Gea, Hannover Rück und Uniper auf 52-Wochen-Hochs. Neben Bechtle ist das ansonsten nur noch bei Uniper gleichzeitig gleichbedeutend mit neuen Kursrekorden, wobei wir uns hier mit einer Analyse auf Bechtle beschränken.

Charttechnik: Bei Bechtle haben Langfrist-Anleger nicht viel zu meckern. Ok, damals rund um die Jahrtausendwende ging es klar nach unten mit der Notiz und das war auch vom vierten Quartal 2007 bis weit in das Jahr 2008 ebenso der Fall wie im Covid-19-Jahr 2020. Aber unter dem Strich fällt die Performance erstklassig aus. Dafür sorgt ein von September 2002 bis heute von 0,81 Euro auf 63,98 Euro verbuchter Anstieg.

Das entspricht einem Anstieg von fast 7.800 Prozent und die erst am 14. September aufgestellte zuletzt genannte Schlussrekordmarke sorgt dafür, dass der übergeordnete Aufwärtstrend uneingeschränkt intakt ist. Das gilt im Übrigen auch für den Status als charttechnischer Dauerläufer, wovon bei Aktien die Rede ist, die über Jahrzehnte hinweg per Saldo steigen.



Aufstellung/Strategie: Die 1983 gegründete Bechtle ist mit 80 IT-Systemhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie mit 24 IT-Handelsgesellschaften in 14 Ländern Europas vertreten. Die Kombination aus Direktvertrieb von IT-Produkten mit umfassenden Systemhausdienstleistungen macht das Unternehmen nach eigener Einschätzung des Vorstands zum zukunftsstarken IT-Partner für Mittelstand, Konzerne und öffentliche Auftraggeber.

Als Dienstleister für zukunftsfähige IT-Architekturen nehme man die klassische IT-Infrastruktur ebenso wichtig wie die aktuellen Themen Digitalisierung, Cloud, Modern Workplace, Security und IT als Service. Rund 40.000 Hardware- und Softwareprodukte sind den Angaben zufolge über Onlineshop, auf kundenindividuellen E-Procurement-Plattformen und per Telesales verfügbar. Konzernweit befassen sich zudem Experten in 96 Competence Centern mit einer breiten Vielfalt beratungsintensiver IT-Themen.

Als wesentlich für den Erfolg von Bechtle halten die Verantwortlichen das Prinzip der vernetzten Dezentralität. Denn damit verbinde man die Stärke und Solidität eines finanzkräftigen, internationalen Konzerns mit der Nähe und Flexibilität eines regionalen Dienstleisters. Administrative Bereiche und zentrale Services sind dabei unter dem Dach der Holding konzentriert.

Aus der Sicht des Vorstands sprechen die folgende Gründe für ein Investment in die Aktien von Bechtle: Zukunftsfähiges Geschäftsmodell, dezentrale Aufstellung, finanzielle Solidität, starke Unternehmenskultur und motivierte Mitarbeitende.

Die Mitte 2018 vorgestellte "Vision 2030" hat auch weiterhin Bestand. Sie sieht einen Umsatz von zehn Milliarden Euro bei einer Vorsteuergewinnmarge von 5,0 Prozent (2020: 4,7 Prozent) vor und formuliert den Anspruch auf die Marktführerschaft sowie ein stets über dem Markt liegendes Wachstum. Laut Independent Research veröffentlicht der Konzern seit 1988 seine Visionen und hat die dabei angestrebten Ziele bisher immer erreicht. Aus Sicht der dortigen Analysten dürfte dies auch 2030 der Fall sein, da das Margenziel nur wenig über dem der vergangenen vier Jahre liege und das Umsatzziel wie auch schon bisher mit Hilfe von Übernahmen erreicht werden könne.

Die bestehenden Lieferantenschwierigkeiten sollte Bechtle nach Einschätzung der DZ Bank auch weiterhin gut managen können. Wie es weiter heißt, sprechen für den Titel ein gesundes strukturelles Wachstum, ein steigender Anteil von Managed Services mit höherem Margenniveau und eine zunehmende Realisierung von Skaleneffekten im Cloud-Segment.

Bewertung: Bei Bechtle bewegt sich die Schätzung des Analystenkonsens zum Ergebnis je Aktie für 2021 bei 1,78 Euro. Verglichen mit dem im Vorjahr erzielten Wert von 1,53 Euro wäre das eine klare Verbesserung. Die Prognosen für die Jahre 2022 und 2023 betragen 1,92 Euro und 2,11 Euro.

Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von gut 30. Das ist nicht gerade ein niedriger Multiplikator. Der Markt honoriert hier aber eben die gute Aufstellung und solange die Gesellschaft nicht mit schlechten Nachrichten aufwartet, dürfte da auch so bleiben. Die DZ Bank erklärt dazu folgendes: Die Bewertung ist im Peer Group-Vergleich hoch, was aber angesichts des starken Wachstumsprofils (Umsatz-CAGR 2010-20 13 Prozent und EBT-CAGR 16 Prozent) gerechtfertigt ist." Die Vorhersagen zum Umsatz gehen von 2020 bis 2023 von einem Anstieg von 5,819 Milliarden auf 7,589 Milliarden Euro aus.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In der Printausgabe beschäftigten wir uns in Ausgabe 33-21 mit den Aktien von Bechtle. Dabei bekräftigten wir früher schon zugunsten dieses Wertes abgegebene Kaufempfehlungen. Zudem zurrten wir nach einem von dem Unternehmen durchgeführten Aktiensplit im Verhältnis 1:3 das Kursziel auf 67,00 Euro sowie den Stopp-Loss-Kurs auf 49,00 Euro. Gemessen am Schlusskurs am Mittwoch von 63,54 Euro hat dieser Wert nach den jüngsten Gewinnen noch etwas Luft nach oben.

In der besagten Ausgabe bezeichneten wir Bechtle als Hochprofitablen IT-Dienstleister. So habe es der schwäbische IT-Dienstleister im Corona-Jahr 2020 geschafft, beim operativen Gewinn stärker zu wachsen als mit den Erlösen. Dieser Trend habe sich bei den jüngsten Quartalszahlen fortgesetzt. Während der Umsatz um 9,2 Prozent auf 1,43 Milliarden Euro vorangekommen sei, habe der operative Gewinn um 38,8 Prozent auf 82,6 Millionen Euro zugelegt. Die daraus resultierende Marge von fast sechs Prozent könne sich im Branchenvergleich sehen lassen.

Das gelte auch für die Dividendenpolitik. Elf Jahre in Folge habe Bechtle die Ausschüttung erhöht. Die Prognose für 2021 habe das notorisch konservativ planende Management zuletzt außerdem erhöht: Umsatz und Vorsteuerergebnis sollen demnach im oberen einstelligen Prozentbereich wachsen. Zugleich hat sich Bechtle ambitionierte Langfristziele gesetzt. Bis 2030 will die Firma den Jahresumsatz von zuletzt 5,8 auf zehn Milliarden Euro steigern. Das konstante organische Wachstum ergänzt Bechtle regelmäßig um Zukäufe von neuen Nischenspezialisten, schrieben wir damals weiter. Niemals seien diese Deals zulasten von Bilanz und Profitabilität gegangen. Das praktisch schuldenfreie Unternehmen komme auf eine Eigenkapitalquote von 43 Prozent, die Kapitalrendite habe zuletzt bei im Branchenvergleich hohen 7,2 Prozent gelegen.

Siemens-Aktie



Im DAX ist es unter den derzeit noch 30 Vertretern so, dass sich neben Siemens nur Infineon und Deutsche Wohnen auf 52-Wochen-Hochs bewegen. Der letztgenannte Immobilienkonzern glänzt dabei ebenso wie Siemens mit Rekordnotierungen, wobei das dem Übernahmeangebot von Konkurrent Vonovia zu verdanken ist. Wir fokussieren uns nachfolgend aber auf Siemens.

Charttechnik: Beim Blick auf den Langfrist-Chart von Siemens zeigen sich seit 1996 viele erratische Ausschläge. Immer wieder wechselten sich starke Aufwärtsschübe mit herben Rückschlägen ab. Zieht man aber das Schlussrekordtief von 23,31 Euro vom 25. November 1996 heran und vergleiche das mit dem erst am 14. September 2022 aufgestellten Schlussrekordhoch von 147,84 Euro, dann ergibt sich trotzdem unter dem Strich ein Plus von gut 534 Prozent. Wobei die Gesamtrendite auch noch Dividendenzahlungen aufhübschen.

Durch den Vorstoß auf neue Bestmarken ist es dem Wert vermutlich gelungen, einen seit Februar bestehenden Seitwärtstrend zu beenden und den zuvor seit März 2020 aufgebauten Aufwärtstrend wieder aufzunehmen. Folglich hat der Wert gerade ein prozyklisches charttechnisches Kaufsignal generiert.



Aufstellung/Strategie: Siemens ist laut eigener Beschreibung ein weltweit tätiges Unternehmen mit Fokus auf intelligente Infrastruktur, Automatisierung und Digitalisierung sowie intelligente Mobilitätslösungen. Über die Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers biete man zudem Medizintechnik und digitale Gesundheitsservices. Wie es heißt, sie man somit ein Technologieunternehmen mit Fokus auf die Industrien, die das Rückgrat der Volkswirtschaften bilden - Industrie, Infrastruktur, Mobilität und Gesundheit.

Die verfolgten vier strategischen Prioritäten bestehen aus Kundennutzen, Menschen zu bestärken und zu befähigen, Technologie mit Sinn und Zweck anzubieten und mit einer wachstumsorientierten Denkweise vorwärts zu kommen.

Was die Finanzziele angeht, strebt Siemens wie auf einem Kapitalmarkttag im Juni erklärt unter anderem über den Geschäftszyklus von drei bis fünf Jahren ein jährliches Wachstum des Konzernumsatzes auf vergleichbarer Basis von fünf bis sieben Prozent (bislang: vier bis fünf Prozent) an. Damit plant das Unternehmen, deutlich stärker als der Markt zu wachsen. Das Ergebnis je Aktie vor Kaufpreisallokation (EPS vor PPA) soll jährlich im hohen einstelligen Prozentbereich - und damit relativ betrachtet stärker als der Umsatz - zulegen.

Beim erwähnten Kapitalmarkttag hat das Unternehmen auch seine Kerntechnologien rund um Cyber Security, Datenanalytik, Künstliche Intelligenz und Simulation skizziert. Die Gesellschaft kann nach Einschätzung von Raiffeisen Research auf eine starke industrielle Basis zurückgreifen und hat gleichzeitig in den letzten Jahren seine Positionierung im Bereich Digitalisierung und industrieller Software massiv ausgebaut.

Das führt laut den dortigen Analysten zu einer einzigartigen Marktpositionierung, in der Siemens sowohl die "alte" (analoge) als auch die "neue" (digitale) Sphäre abdeckt und somit sehr gut darauf ausgerichtet ist, die Transformation der Wirtschaft zu begleiten. Das Management sehe unverändert die Notwendigkeit, sich von weniger profitablen Unternehmensbereichen zu trennen, und halte an der angestrebten Konzernumstrukturierung fest.

Bewertung: Bei Siemens geht der Analystenkonsens davon aus, dass der Umsatz 2019/20 (30.09.) bis 2024/25 von 57,139 Milliarden auf 71,30 Milliarden Euro steigt. Beim Gewinn je Aktie kalkuliert man gleichzeitig mit einer Verbesserung von 5,00 Euro auf 10,98 Euro. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 13,4. Das ist als durchaus vertretbar einzustufen.

Die US-Investmentbank Jefferies erhöhte übrigens unlängst unter Verweis auf Bewertungsüberlegungen ihr Kursziel für den Titel von 175,00 Euro auf 190,00 Euro. Laut den Analysten ergibt sich im Vergleich der impliziten Bewertung des Geschäftsbereichs Digital Industry mit der Bewertung von anderen Automatisierungsunternehmen eine ungerechtfertigte Diskrepanz. So taxiert man den Wert von Digital Industry bei Siemens einschließlich der Portfoliounternehmen und der Unternehmenssparten auf das 1,7-fache Verhältnis beim Unternehmenswert zum EBITA, während sich dieser Multiplikator bei Rockwell Automation sogar beim 26-fachen bewege.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Erst jüngst nahmen wir in Printausgabe 36-21 ausführlicher zu Siemens Stellung. Und zwar schrieben wir da unter anderem folgendes: "Siemens befindet sich im Umbau. Nach der Abspaltung von Siemens Energy rückt die Informationstechnik immer mehr in den Vordergrund. Der alte DAX-Riese wandelt sich gerade zu einem Software- und Digitalkonzern mit angehängtem Industriegeschäft. Im Fokus stehen Software- und Cloud-basierte Dienstleistungen. Der starke Auftragseingang im Digitalgeschäft zeigt, dass die Strategie bislang aufgeht.

Konzernchef Roland Busch, der zu Jahresbeginn Joe Kaeser ablöste, ist dabei die treibende Kraft. Durch Akquisitionen will er den Wandel weiter beschleunigen. So kaufte Siemens jüngst den niederländischen Bahn-Softwarespezialisten Sqills für mehr als eine halbe Milliarde Euro. Sqills hat eine Softwareplattform entwickelt, mit der die Nutzer eine Reise mit Bus und Bahn planen, buchen und bezahlen können. Das Unternehmen beschäftigt 160 Mitarbeiter und soll kommendes Jahr einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro erreichen.

Eine bekräftigte Kaufempfehlung versahen wir in der zitierten Ausgabe mit einem Kursziel von 170,0 Euro sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 116,00 Euro. Das vergleicht sich mit einer Schlussnotiz am Mittwoch von 146,72 Euro. Das heißt, wir versprechen uns von der Aktie momentan einen Anstieg von knapp 16 Prozent.